top of page
2022-11-07 Stadtgeflüster Illustration Ekki kurz.tif

Tom Feuerstacke und Wilfried Rehfeld besprechen einen Stiftungszweck

NORDRHEIN-WESTFALEN IST SCHÖN – UND SOLL ES BLEIBEN

Natur, Heimat, Kultur: Diesen Dreiklang zu bewahren, dafür setzt sich die NRW-Stiftung ein. Sie erwirbt deshalb schutzwürdige Flächen inmitten einzigartiger Landschaften. Wälder, Flussauen oder Berggipfel sollen auch künftig Refugien für seltene Tier- und Pflanzenarten sein. Auch von Menschen geschaffene Orte sind erhaltenswert. Was frühere Generationen erdachten, soll auch heute und morgen erlebbar bleiben. Geschichte wird greifbar – auf alten Zechenanlagen, auf prachtvollen Schlössern und traditionsreichen Bauernhöfen. Aber auch inmitten sehenswerter Industriekultur, in restaurierten Bahnhofsgebäuden und Museen.

Wilfried, du engagierst dich in der NRW-Stiftung. Was machst du da genau?


Die NRW-Stiftung kümmert sich um drei Hauptbereiche: Kultur, Natur und Heimat. In diesen Bereichen fördern wir bürgerschaftliches Engagement, und ich bin als Regionalbotschafter für den Kreis Steinfurt tätig.


Die Stiftung hat also mehrere Aufgabenbereiche. Kannst du das näher erläutern? Was genau macht ihr in diesen drei Bereichen?


Im Bereich Natur unterstützen wir Projekte, die mit Umwelt- und Naturschutz zu tun haben. Das umfasst Initiativen zur Erhaltung von Naturräumen, zur Förderung der Artenvielfalt und Ähnliches. Im Bereich Heimat fördern wir unter anderem Heimatvereine, die sich um den Erhalt lokaler Traditionen und Gebäude kümmern. Das betrifft häufig auch historische Bauten, die wir erhalten wollen, um nachfolgenden Generationen zu zeigen, wie und warum wir so leben, wie wir heute leben. Im Bereich Kultur unterstützen wir primär Projekte, die sich mit der kulturellen Identität und Geschichte Nordrhein-Westfalens auseinandersetzen. Hier können es auch Initiativen sein, die sich mit Kunst, Musik oder regionaler Kultur beschäftigen.


Und die Förderung von Heimatvereinen gehört dann eher in den Bereich „Heimat“ oder „Kultur“?


Ja, genau, das lässt sich nicht immer klar trennen. Heimatvereine arbeiten oft sowohl im Bereich „Heimat“, weil sie lokale Traditionen und Gebäude bewahren, als auch im Bereich „Kultur“, wenn sie sich um kulturelle Veranstaltungen oder Projekte kümmern. Die Bereiche überschneiden sich also manchmal.


Erzähl mir mehr über die Stiftung selbst.


Die NRW-Stiftung wurde vor über 30 Jahren von Johannes Rau gegründet, als er noch Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen war. Sie wird größtenteils über Westlotto, den Landeshaushalt sowie durch Spenden und Beiträge von Mitgliedern finanziert. Die Mittel, die uns jährlich zur Verfügung stehen, betragen etwa 10 Millionen Euro.


Du bist Regionalbotschafter. Welche Aufgaben übernimmst du?


Als Regionalbotschafter bin ich ehrenamtlich tätig. Wir sind etwa 35 Kollegen und Kolleginnen in Nordrhein-Westfalen, die jeweils eine Region betreuen. Unsere Aufgabe ist es, als Ansprechpartner für Interessierte zur Verfügung zu stehen und bei der Kontaktaufnahme mit der Stiftung zu unterstützen.


Wenn ein Projekt die Bereiche Kultur, Heimat oder Umwelt betrifft, wie gehst du vor?


In meiner Region bin ich Ansprechpartner für alle drei Themenbereiche. Für spezifische Fachfragen oder detaillierte Prüfungen haben wir hauptamtliche Mitarbeiter in der Zentrale der Stiftung in Düsseldorf. Ich kann keine Zusagen für Förderungen machen, aber ich helfe dabei, den Kontakt zu den Fachleuten in Düsseldorf herzustellen.



Welche Projekte oder Förderungen sind vielleicht nicht so bekannt, aber von der Stiftung unterstützt worden?


Es gibt einige bemerkenswerte Projekte, die vielen vielleicht nicht sofort bekannt sind. Unter anderem das Annette von Droste-Hülshoff-Museum im Rüschhaus. In unserer Umgebung haben wir den Eiskeller in Altenberge, die Hollicher Mühle auf dem Weg nach Steinfurt und den Werkhof, der alte Baumaterialien sammelt und wieder aufbereitet. Der Werkhof unterstützt auch eine Beschäftigungsinitiative, die Menschen wieder in die Berufstätigkeit bringt.


probe1.jpg

Die Zusammenarbeit mit den Initiativen ist sehr bereichernd

Welche anderen Projekte der Stiftung sind dir noch im Gedächtnis geblieben?


Neben der Hollicher Mühle gibt es viele interessante Projekte. Wir haben unter anderem das ZiBoMo-Karnevalsmuseum gefördert. Auch das Rock- und Popmuseum in Gronau, das Postmuseum in Mettingen und der Mühlenhof in Mettingen sind Projekte, die wir unterstützen. 


Was ist das zentrale Anliegen der Stiftung?


Die Stiftung hat das zentrale Anliegen, bürgerschaftliches Engagement in den Bereichen Kultur, Heimat und Natur zu unterstützen. Das heißt, dass Initiativen, die sich mit diesen Themen befassen, Fördermittel beantragen können. Es ist wichtig, dass diese Initiativen langfristig angelegt sind und nicht nur kurzfristig existieren.


Gibt es eine Höchstsumme für die Förderung eines Projekts?


Nein, es gibt keine festgelegte Höchstsumme. Die Höhe der Förderung hängt vom jeweiligen Projekt ab. Wir fördern sowohl kleinere Projekte, wie Publikationen oder Seminare, als auch größere Vorhaben wie den Kauf und Erhalt von Immobilien. Ein Beispiel dafür ist der Kauf eines Tales mit Millionen von Narzissen in der Eifel, um es zu erhalten.


Was ist dir besonders wichtig bei der Unterstützung von Projekten?


Besonders wichtig ist mir, dass die Projekte von Bürgern für Bürger initiiert werden. Es geht darum, dass Initiativen, die einen Mehrwert für die Gemeinschaft bieten, unterstützt werden. Ich bin stolz auf Projekte wie die Hollicher Mühle oder die Rieselfelder, die einen großen Beitrag zum Erhalt und zur Weiterentwicklung unserer Region leisten.


Kannst du ein Beispiel für ein besonders gelungenes Projekt nennen, auf das du stolz bist?


Ein einzelnes Projekt herauszuheben, ist schwierig, da viele Projekte ihren eigenen Wert haben. Die Rieselfelder oder die Hollicher Mühle sind jedoch Beispiele für gelungene Projekte. Auch das Engagement von Heimatvereinen, die Orientierungsgänge für neue Bürger organisieren, ist beeindruckend. Diese Projekte tragen dazu bei, das Image von Heimatvereinen zu modernisieren und die Region lebenswert zu gestalten.


Wie erlebst du die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Initiativen?


Die Zusammenarbeit mit den Initiativen ist sehr bereichernd. Viele Menschen bringen großartige Ideen ein, und es ist erfüllend zu sehen, wie diese Ideen realisiert werden. Ein Beispiel ist die Knollmanns Mühle, eine Wassermühle, die von ehemaligen Müllern restauriert wurde. Solche Projekte zeigen, wie wichtig es ist, die Geschichte und Traditionen der Region zu bewahren und weiterzugeben.


Du hast gesagt, dass dir besonders der technische und handwerkliche Fortschritt am Herzen liegt. Gibt es dennoch Projekte, die du besonders interessant findest, vielleicht etwas Ungewöhnliches oder Unerwartetes, bei dem du im Nachhinein froh bist, dass ihr es unterstützt habt?


Ja, es gibt interessante Projekte, die mich faszinieren. Allerdings tue ich mich schwer, ein Einzelnes hervorzuheben. Momentan arbeite ich an verschiedenen Projekten, die sich entwickeln, aber ich kann kein spezifisches Projekt benennen, das ich herausragend finde.


Also gibt es keine konkreten Projekte, bei denen du anfangs skeptisch warst, die sich aber als besonders erfolgreich herausgestellt haben?


Das kann ich so nicht sagen. Es gibt jedoch interessante Ideen, wie im Bioenergiepark Saerbeck, wo überlegt wird, einen ehemaligen Bunker von Kriegsarchitektur in einen Kulturraum für Friedensarchitektur umzuwandeln. Das finde ich sehr spannend, aber wir sind noch in der Gesprächsphase.


Wie läuft der Prozess ab, wenn jemand eine Initiative hat und Fördermittel beantragen möchte?


Der Ablauf ist wie folgt: Man stellt den Förderantrag direkt über die Homepage der Stiftung. Es gibt dort einen Button für den Förderantrag. Es ist auch hilfreich, sich zunächst an einen Regionalbotschafter zu wenden, da dieser den Prozess begleiten kann. Wir bieten Unterstützung und Beratung, um den Antrag bestmöglich vorzubereiten.


probe1.jpg

Heimatvereine sind oft in ländlichen Regionen präsent

Und wie kann ich sicherstellen, dass meine Initiative Beachtung findet?


Es ist oft einfacher, sich direkt an einen Regionalbotschafter zu wenden, anstatt über den anonymen Button auf der Webseite. Die Regionalbotschafter, wie ich, bieten an, den Prozess persönlich zu unterstützen und zu begleiten. 


Gibt es etwas, das dir manchmal fehlt oder eine Initiative, die du gerne unterstützen würdest?


Ja, ich finde die Idee spannend, dass Heimatvereine ein Spiel entwickeln könnten, das jungen Menschen hilft, sich in ihrer Umgebung besser zurechtzufinden. Ein Spiel, das Orientierung in der Region bietet und historische Zusammenhänge erklärt, wäre eine interessante Möglichkeit, junge Leute einzubinden. Es wäre gut, wenn Heimatvereine sich in Kooperation mit jungen Menschen und eventuell im Rahmen der Gamescom mit solchen Ideen beschäftigen würden.


Glaubst du, dass junge Menschen solche Initiativen benötigen und darauf ansprechen würden?


Ja, ich denke schon. Junge Menschen sind oft an neuen und innovativen Formen der Auseinandersetzung mit ihrer Umgebung interessiert. Ein Spiel, das Informationen spielerisch vermittelt, könnte daher gut ankommen und dazu beitragen, dass sich junge Leute besser mit ihrer Region identifizieren und engagieren.


Ich habe den Eindruck, dass vielen jungen Leuten das Bewusstsein fehlt, wie sie sich einbringen können und welche Verantwortung sie übernehmen können. Sie wissen nicht, wie sie sich engagieren sollen. Glaubst du, dass Heimatvereine dabei helfen könnten, mehr Orientierung zu bieten?


Ja, absolut. Viele junge Leute sehen die Notwendigkeit, die Staffel der nächsten Generation zu übernehmen, wissen aber nicht, wie sie dies umsetzen sollen. Heimatvereine könnten hier eine wichtige Rolle spielen, indem sie Orientierung bieten und in der Öffentlichkeitsarbeit aktiv werden. Es wäre wichtig, diesen jungen Menschen zu zeigen, wie sie sich einbringen können und welche Möglichkeiten es gibt.


In Großstädten wie Münster haben wir oft das Problem, dass es schwierig ist, Ehrenamtliche zu finden, besonders unter jungen Menschen. Wie siehst du das in Bezug auf Heimatvereine? Diese verbinden wir häufig mit ländlichen Gebieten. Gibt es solche Vereine auch in Städten wie Münster, oder gibt es Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Regionen?


Heimatvereine sind oft in ländlichen Regionen präsent, aber es gibt auch in Städten kleinere Museen und Einrichtungen, die einen ähnlichen Zweck erfüllen. In Münster gibt es zum Beispiel keine typischen Heimathäuser, aber es gibt andere Einrichtungen. In Münster gibt es in den Stadtteilen Angebote und Gebäude, in denen das Thema „Heimat“ verortet sind, die kulturelle Entwicklung zeigen und auch innovative Ansätze bieten. Im Kreuzviertel gibt es das Backhaus, in Kinderhaus das Lepramuseum und nicht zuletzt das Stadtmuseum, um einige Einrichtungen zu nennen. Die Herausforderung besteht darin, diese Angebote sichtbarer zu machen und zu fördern.


Du hast eine interessante Idee angesprochen: ein Game zu entwickeln, das junge Leute einbindet und sie mit ihrer Heimat verbindet. Glaubst du, dass dieses Konzept umsetzbar wäre?


Ja, ich halte die Idee für sehr spannend. Ein Spiel, das jungen Menschen hilft, sich besser in ihrer Umgebung zu orientieren und historische Zusammenhänge zu verstehen, könnte ein wertvolles Werkzeug sein. Die Heimatvereine könnten dabei als Partner fungieren, um Inhalte zu liefern und die Umsetzung zu unterstützen. Dies könnte eine interessante Möglichkeit sein, junge Menschen für ihre Region zu begeistern.


Ich danke dir für das Gespräch und dein Engagement und hoffe, dass wir noch über viele tolle Projekte in Zukunft sprechen und lesen werden.

Das hoffe ich auch und danke euch für das Gespräch.


Wilfried Rehfeld
Der 1952 in Münster geborene Pädagoge und Soziologe beschäftigt sich von jeher mit Bildung. Als Regionalbotschafter hat er die Möglichkeit, Bildung zu fördern.

NRW-Stiftung
Seit 1986 kümmert sie sich um den Dreiklang Natur, Heimat und Kultur und fördert Vereine, Verbände und Gruppen.

www.nrw-stiftung.de

lllustration Thorsten Kambach / Fotos Wilfried Rehfeld

Junge Köpfe.gif
bottom of page