Tobias Drinkwitz möchte Münster einkleiden
KOWE – KLAMOTTEN IM SCHATTEN VON LAMBERTI
Vor knapp anderthalb Jahren haben wir Euch die damals taufrische Münsteraner Modemarke Kowe vorgestellt. Bei Kowe dreht sich nicht nur alles um coole Münster-Designs, sondern auch und vor allem um das größte machbare Maß an Nachhaltigkeit. Damals sprachen wir uns mit Inhaberin Azra, der einen Hälfte von Kowe. Im Herbst trafen wir uns erneut, diesmal mit Tobias Drinkwitz, der anderen Hälfte. Wir wollten wissen, was seit dem letzten Besuch so alles passiert ist. Die Antwort lautet: Eine ganze Menge!
Hi Tobias, wir sprachen ja letztes Jahr schon mit deiner Partnerin Azra über Kowe, was gibt es Neues bei euch?
Einiges hat sich bei uns getan! Die größte Änderung ist sicherlich unser neues und erstes Ladenlokal. Aber wie das bei Projekten so ist, ändert sich auch sonst vieles.
Ein neues Ladenlokal? Wo habt ihr euch denn niedergelassen?
Wir haben uns im Herzen der Stadt niedergelassen, am Drubbel. Im Schatten von Lamberti.
Eine exponierte Stelle …
Ja, darüber bin ich auch sehr glücklich, kaum ein Standort passt besser zu uns als der an diesem historischen Platz.
Beste Voraussetzungen also. Was habt Ihr sonst noch verändert?
Wir arbeiten selbstverständlich immer an unserem Sortiment.
Also mehr als Hoodies und Shirts?
Man kann mittlerweile wohl eher von Oberbekleidung sprechen. Neben Hoodies und Shirts gibt’s zeitnah auch Jacken. Natürlich machen wir auch immer wieder neue Farben und Styles. Sonst haben wir alles ein wenig „winterfester“ gemacht, dickere Qualität oder Hoodie-Jacken. Ohne Kapuze haben wir auch jetzt richtige Pullover da. Und Baby-Strampler, die hätte ich fast vergessen. Wir perfektionieren also, sind aber ansonsten ganz die alten.
Könnt ihr bei neuen Produkten denn auch weiterhin eurem Anspruch auf Nachhaltigkeit gerecht werden?
Definitiv ja! Wir sind sogar dabei, auch das noch weit möglichst zu perfektionieren. Wir wollen hin zu „Zero Waste“. Das bedeutet, wir wollen als Betrieb so wenig wie möglich, im Idealfall so gar keinen Müll mehr produzieren. Dann entsteht auf der Baustelle schon mal kein Müll mehr.
Ein hehres Ziel. Wie setzt man so etwas um, hast du mal ein Beispiel?
Wir haben etwa die Idee, Papierverpackungen oder Kartonagen, in denen wir unsere Waren bekommen, zu recyceln. Wir wollen die zerkleinern und daraus Gutscheine oder Preisanhänger für unser Geschäft zu machen.
Traditionen müssen ja irgendwo beginnen.
So einfach wie gut …
Das stimmt! Ansonsten sind wir, was Nachhaltigkeit angeht, schwer zu toppen, auch unsere Produktion. Auf Dauer wollen wir uns auch mit den Nachhaltigkeits-Logos zertifizieren lassen.
Bei unserem letzten Gespräch sagtest du, ihr habt vor, euch über kurz oder lang ein eigenes Bild von den Produktionsbedingungen in Südostasien zu machen. Hattet ihr da schon die Gelegenheit?
Nein, natürlich nicht. (Lachen) Im Ernst, wir haben da aktuell wenig Zeit und jeder Cent fließt bei uns sofort in neue Ware. Für so einen kostspieligen „Ausflug“ haben wir aktuell kein Budget.
Aber das Vorhaben steht noch in der To-do-Liste?
Das schon, bis dahin verlassen wir uns aber voll auf unseren Hersteller. Als Weltmarktführer für nachhaltige Blankokleidung können wir das aber bestimmt auch. Außerdem ist so eine Flugreise ja auch nicht gut für den eigenen CO₂-Fußabdruck.
Im neuen Laden habe ich bemerkt, dass ihr gar nicht plakativ mit der Nachhaltigkeit umgeht. Habe eigentlich keinen Hinweis entdeckt. Steckt dahinter eine Idee?
(Lacht) Wir sind auch bis jetzt nicht ganz komplett eingerichtet. Da ist noch was zu tun. Vielleicht muss man das aber auch gar nicht so groß aufhängen. Viele wollen halt einfach nur schnell das Motiv kaufen und sind dann wieder weg. Denen, die es nicht so eilig haben, erklären wir es aber in der Beratung sehr gerne.
Das ergibt Sinn. Eigentlich lebt ihr für euch ja quasi schon im Optimalzustand?
Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, aber das stimmt, wir ziehen das für uns ja schon durch, so ganz normal und haben ein sauberes Gewissen beim Verkauf.
Ihr habt, glaube ich, seit März geöffnet? Wie lebt es sich im Schatten des Lambertiturms?
Das stimmt, ich meine, am 16.3. ging das erste Shirt über den Tresen. Es lebt sich dort richtig gut. Wir haben schon vor der Eröffnung, während der Renovierung, schöne Erfahrungen gemacht. Einmal hielt eine Kundin vor dem Laden, sah unser Kowe-Schild und lächelte: „Ah! Jetzt weiß ich endlich, wo ich meinen Mann hinschicken kann, der will auch unbedingt so ein Shirt.“ Ich glaube, andere würden für solche Erlebnisse Geld bezahlen. (Lacht)
Und, wird das Geschäft auch dementsprechend angenommen?
Grundsätzlich kann man das schon so sagen. In der Innenstadt ist man logischerweise auch ein wenig vom Wetter abhängig und so gibt es immer schlechtere oder bessere Tage. Wir merken aber ganz deutlich, dass sich die Menschen darauf gefreut haben.
Ich mag die einladende Glasfront, vor allem wenn sie ganz offen ist. Hat fast schon was von Strandpromenade und lädt sicher zum Spontankauf ein.
Danke, ich mag sie auch sehr! Ich merke das besonders jetzt, wo die Türen langsam immer häufiger geschlossen bleiben müssen im Herbst/Winter. Viele sind oft zu unmotiviert, beim Vorbeilaufen den Schritt zurück, um die Ecke noch mal zu machen. (Lacht) Auch im Umsatz macht sich das bemerkbar. Mit dem Weihnachtsgeschäft, so hoffen wir.
Stimmt, das dauert nicht mehr so lange. Seid ihr beim Weihnachtsmarkt auch wieder am Start?
Natürlich, das ist Tradition. Wir sind wie letztes Jahr mit zwei Ständen im Rennen. Einmal direkt am Eingang des Aegidimarktes und auf dem nachhaltigen Weihnachtsmarkt am Harsewinkelplatz. Da laufen aktuell die Vorbereitungen auf Hochtouren.
Das kann ich mir vorstellen. Und nach zwei Jahren schon von Tradition zu sprechen, ist aber auch etwas mutig, oder?
(Lacht) Traditionen müssen ja mal irgendwo beginnen. Du hast aber offenbar vergessen, dass unsere Tradition genau dort, auf dem nachhaltigen Weihnachtsmarkt, begann. Kowe wurde da vor zwei Jahren gegründet. Wir wollen auch bald noch unser zweijähriges Jubiläum!
Ich schäme mich, das hatte ich tatsächlich nicht auf dem Schirm. Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für das sehr nette Gespräch!
Tobias Drinkwitz
Er ist 40 Jahre alt und zog mit 15 Jahren nach Münster. Vor seiner Karriere bei und mit Kowe, macht er irgendwas mit Medien und wechselte dann nach Corona zu den Textilien. Kowe hat sich vor knapp zwei Jahren auf dem Weihnachtsmarkt gegründet und ist dort immer noch mit zwei Ständen vertreten. Zum Onlinehandel kam im März dieses Jahres ein eigenes Geschäft in der Innenstadt.
www.kowe.ms
Fotos Studio Wiegel & Tobias Drinkwitz