Sonja Schrapp lehrt Stephan Günther das Glück am Tresen!
THEKEN, THESEN, TEMPERAMENTE
Brauchst du Tipps zum glücklich werden? Willst du dich mal wieder so richtig kaputtlachen? Willst du mit völlig Fremden zusammen vor einer Theke sitzen und dich inspirieren lassen? Oder bei einem interaktiven Krimidinner selber zum Schauspieler werden? Dann bist du bei ihr genau richtig, denn all diese Dinge kann sie möglich machen, Sonja Schrapp, der Tausendsassa aus Münsters Kulturszene. Viele kennen Sie vielleicht aus dem Improvisationstheater, haben vielleicht bei Ihr ein Seminar, ein Krimidinner besucht, oder Sie unbewusst auf einer Veranstaltung als Walk-Act wahrgenommen! Neuerdings sitzt sie auch mehrmals im Jahr auf den Tresen ihrer Stadt und interviewt dort allerlei interessante Gäste. Und das ist sehr viel spannender, als man zunächst glauben mag!
Sonja, du bist Moderatorin, Schauspielerin, Kommunikationstrainerin und …
… zwischendurch habe ich dann immer mal wieder Kinder gekriegt.
Da komm ich kaum mit – erzähl mal der Reihe nach.
Wo fange ich an? Vielleicht kennst du noch „Kappe App“, die alternative Karnevals-Show? Ich habe Ende der Neunziger da mitgemacht und dort neben meinen Comedyeinlagen ab und an auch moderiert. Im Pumpenhaus trieb ich mich auch rum – war Teil der Kleinkunstszene Münsters. Viele Jahre spielte ich zudem Improtheater bei IMPRO 005 und Placebo. Dann habe ich angefangen als Personalcoach zu arbeiten und nicht zu vergessen, das Blind Date Cooking erfunden.
Was kann ich mir denn darunter vorstellen?
Die Leute konnten sich anmelden und mitmachen. Sie wurden von mir in Sechsergruppen eingeteilt und zum Einkaufen geschickt, sortiert nach Vorspeise, Hauptgang und Nachspeise. Die Pärchen haben sich erst beim Einkaufen kennengelernt. Beim großen Dinner in einer Wohnung haben sich die sechs Teilnehmer dann erstmals als Gruppe getroffen. Zum Schluss trafen sich alle Gruppen zu einer After-Dinner Veranstaltung. Da hat´s dann auch noch mal zwischen einigen gefunkt. Gruppenübergreifend sozusagen.. (lacht)
Also quasi die Münster-Version von das perfekte Dinner.
Ja, vielleicht, aber Blind Date Cooking war viel geiler. Das habe ich vier Jahre gemacht und zwar so erfolgreich, dass das ein Franchise wurde. Es gab eine Zeitlang mehrere „Blind Date Cooking Depandancen“ in Deutschland.
Warum hast du nicht weiter gemacht, wenn es so viel Spaß gemacht hat und absolut dein Ding war?
Berechtigte Frage (lacht), ich glaube ich war da wieder mal schwanger. Und als dieses Kind dann auch wieder „aus dem Gröbsten raus“ war, hätte ich mittlerweile eine App gebraucht. Da hatte ich keine Lust zu.
War eines der Blind-Date-Cooking-Dates bei dir etwa „zu“ erfolgreich?
Nein, nein, nein, ich brauchte das nicht! Bei anderen Teilnehmern allerdings schon. Es gab Hochzeiten und Kinder.
Wie ging es weiter?
2016 habe ich mich selbstständig gemacht als Schauspielerin, Moderatorin und Kommunikations- Trainerin – Krimidinner und solche Geschichten.
Du hast mich vor langer Zeit mal angeschrieben, wegen eines Glücks-Seminares. Das war unser allererster Kontakt. Gibt es diese Seminare noch?
Ja, die gibt es noch, im Moment aber ausschließlich für Firmen. Für mehr fehlt mir aktuell die Zeit.
Sonja Schrapp, umtriebig und immer voller neuer Ideen
Haben alle Menschen, die bei dir waren, ihr Glück gefunden?
Das hoffe ich doch! Weißt du Stephan, im Prinzip ist es ja ganz einfach, Glück ist eine Entscheidung! Die Leute müssen sich einfach bewusst machen, dass sie es selber in der Hand haben. Durch wertschätzende Kommunikation, durch Wahrnehmung, Humor und Dankbarkeit. Wer bin ich eigentlich, was will ich im Leben, wie erkenne ich das Glück, wann genau bin ich eigentlich glücklich? Wenn ich mich damit beschäftige, kann ich es auch erkennen, wenn es in der Nähe ist und dann zugreifen.
Aber es reicht ja nicht, nur die Entscheidung zu treffen, jetzt glücklich sein zu wollen. Ich muss auch was dafür tun.
Ja klar, wenn du glücklich sein willst, musst du überlegen, wann warst du das letzte Mal glücklich, was war da genau, warum war das so? Das hat mit Reflexion zu tun. Wenn du das dann wieder hervorgeholt hast, kannst du das natürlich öfter tun, oder wieder ganz bewusst in dein Leben holen, wenn du es vergessen hattest.
Ganz glücklich macht es aber einfach auch, mit anderen Menschen zusammen zu sein und andere glücklich zu machen.
Ich dachte, du hättest jetzt DEN Tipp zum glücklich sein.
Jaaaa, hab ich ja! (lacht) Mit dem Glück ist es so, du musst wissen, was dich glücklich macht und dich damit beschäftigen.
Ok, verstanden. Fühlt sich gut an und scheint gar nicht so schwer. Danke!
Du bist auch Schauspielerin?
Impro-Schauspielerin, ja! Ich habe da aber keine Ausbildung gemacht. In der Schule dachte ich, ich werde Schauspielerin und Sängerin, habe dann aber schnell gemerkt, dass das nicht geht, weil ich auswendig lernen ganz fürchterlich finde. Ganz schlimm! Auch Proben finde ich lästig, weil das ohne Publikum stattfindet – das geht für mich überhaupt nicht. Dann habe ich gemerkt, ah, guck mal, es gibt Improtheater, das ist bestimmt voll meins. Dann kam eine private Gesangsausbildung hinzu Richtung Oper, was dann aber auch wieder nichts für mich war. Ich wollte das Publikum mit meiner Darbietung nicht zum Schweigen bringen. Ich wollte, dass die laut sind, dass die lachen, klatschen und sich auf die Schenkel klopfen. So kam ich zum Improtheater und zur Moderation.
Was machst du zurzeit an Impro-Sachen?
Zur Zeit bin ich als Walk-Act und nicht mehr im Ensemble unterwegs.
Was ist ein Walk-Act?
Man kann mich engagieren für Veranstaltungen. Ich laufe dann da rum und mache Quatsch. Mitten im Publikum quasi. Herrlich! Verstecktes Theater sozusagen. Zum Beispiel als Kellnerin „verkleidet“, die dann allerlei Blödsinn macht, oder als Weihnachtsengel. Das habe ich in der Corona-Zeit total vermisst.
Sprechen wir über „Thirsty Talk“, dein neues Projekt, eine Talkshow. Erzähl.
Gerne! Die Idee ist kurz vor Corona entstanden. Es war Silvester, wo Menschen sich Dinge für die Zukunft vornehmen. Manchmal auch Sachen, die sie nicht mehr machen wollen. Das kennst Du bestimmt. „Gute Vorsätze“!
Habe es vor vielen Jahren aufgegeben.
Ich mag das auch überhaupt nicht! Verzichten ist nich so meins. Aber an dem Abend wollte ich mitmachen. Also habe ich mir überlegt, ich nehme für ZwanzigZwanzig als guten Vorsatz: „Mehr an Theken sein!“ Und das habe ich dann auch getan. Habe mich mit vielen unterschiedlichen Leuten an verschiedenen Theken getroffen und Bier getrunken. Dann kam Corona, da war Feierabend, was natürlich nicht nur für mein Unterfangen, sondern vor allem für die Gastronomie, schrecklich war. Ich habe mich dann irgendwann mit umtriebigen Gastronomen, Erkan u.a. Smellslike, Markus u.a. Aposto und Axel u.a. Früh bis Spät getroffen und denen gesagt, lass uns was machen, ich krieg die Krise Zuhause. Wir machen ein Interview, ich komme zu euch an die Theke, wir setzen uns hin, trinken was, quatschen und machen ein Livevideo. Gesagt, getan. Schnell hatten wir drei Termine und das habe ich dann eben „Thirsty Talk“ genannt. So entstand der Name.
Wo kann ich die Videos sehen?
Gar nicht, das Kontaktverbot kam dazwischen. Wir mussten sofort alles abblasen und dann ging ja jahrelang erstmal nix. Ich habe die Idee aber immer mit mir rumgetragen, wollte das unbedingt vor Publikum machen: auf einer Theke sitzen, trinken und mich unterhalten! Dann habe ich Jonas Heeke von liba Cola kennengelernt und ihm von meiner Idee erzählt. Er fand das Ganze super geil und so überlegten wir, wie wir das umsetzen könnten. Bei dem Treffen entstand dann auch die Idee, jedes Mal nur zwei Gäste anzukündigen, aber Drei einzuladen!
Was hat das denn zu bedeuten? Du verwirrst mich.. (grinst)
Haha, sehr gut! Also, der dritte Gast ist bis zum Auftritt geheim. Ich habe absolut keine Ahnung wer am Show-Abend als dritter Interviewpartner/in erscheint.
Das haben wir inzwischen zweimal gemacht und es ist total geil. Wir sitzen dabei auf der Theke und es gibt drei Talks, dazwischen Musik, der Rest entsteht einfach. Ich bereite mich nicht auf die Gäste vor. Die Gespräche entstehen spontan. Der erste Gast kommt, wir unterhalten uns, dann kommt der zweite, der erste bleibt dabei, dann kommt der geheime Gast dazu und dann ist man mittendrin. Die Leute im Publikum haben teilweise Tränen gelacht und Tränen geweint, das war voll krass, Über hundert Leute, die echt so emotionalisiert waren. Beim Gedanken daran bekomme ich schon wieder Gänsehaut.
Du hast jetzt ganz sicher meine Neugier geweckt, wann gibt’s den nächsten „Thirsty Talk“ und wer ist der geheime Gast?
Keine Ahnung, ehrlich. Das erfährst du Im Sommer, wenn du gucken kommst! Am 15. Juni gibt’s die Sommer Edition im Skaters Palace. Bei gutem Wetter sehen wir uns draußen, im Hof.
Willst du wissen, wer nicht geheim ist und trotzdem dabei?
Klar!
Adam Riese, Kult-Showmaster und Christopher Luig von Sternenlande.V. Es wird mega.
Danke für den netten Talk! Bin glücklich ☺
Sonja Schrapp ist Weihnachten 1972 geboren, hat ihren Geburtstag aber aus strategischen Gründen mittlerweile in den Juni verlegt. Sie lebt im beschaulich-schönen Mauritz mit ihrem Mann und zwei Ihrer vier Kinder. Beruflich macht sie eigentlich schon immer „irgendwas mit Impro“ und bereichert seit Jahrzehnten Münsters Kulturszene.
www.sonjaschrapp.de
Autor Stephan Günther / Illustration Thorsten Kambach / Foto Stephan Günther