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2022-11-07 Stadtgeflüster Illustration Ekki kurz.tif

Arndt Zinkant talkt „on the road“ mit Mickie Krause

DER MIT DEM DREWS BOXTE

Es ist fast ein Vierteljahrhundert her, da eroberte er mit dem Song „10 nackte Friseusen“ die Charts und die Schlagerfans. Deftig und Ballermann-tauglich, quasi der „Layla-Song von 1999“. Mickie Krause mag älter geworden sein und auch ältere Semester begeistern – aber sein Tatendrang ist ungebrochen. Bis vor kurzem absolvierte er noch 250 Auftritte pro Jahr; auch bei „Münster Olé“ wird Krause im Juli die Stimmung anheizen. Im Interview erzählt er, wie er einst gemeinsam mit Atze Schröder anfing, und wie er um die „Krone von Mallorca“ kämpfte.

Mickie, während wir telefonieren, bist du gerade im Auto und auf dem Weg zum Konzert. Ich habe gehört, du fährst um die 128.000 km pro Jahr…


Ja – da kennt man irgendwann sämtliche Autobahnen und Autobahnraststätten in und auswendig. Das ist in unserem Job ganz normal. Ich hatte früher mal einen Wagen, den ich mit 240.000 km auf dem Tacho abgegeben habe. Der war irgendwann einfach nichts mehr wert.


Du sagtest einmal, du hättest ein fotografisches Gedächtnis. In welchen Situationen macht sich das bemerkbar?


Wenn ich in manche Städte komme, stelle ich plötzlich fest: ‚Mensch, hier bist du doch schon mal gewesen` – oder ‚dort bist du früher entlang gejoggt!‘ Zum Beispiel war ich 2002 in der Dominikanischen Republik mit meiner Frau auf Hochzeitsreise. 2018 urlaubte ich dort erneut, doch das Hotel hatte mittlerweile einen ganz anderen Namen. Aber trotzdem dämmerte es mir ruckzuck: Das ist das Hotel, in dem ich vor vielen Jahren meine Flitterwochen verbrachte. Bei solchen Anlässen erweist sich mein Gedächtnis als sehr zuverlässig. Ich bin quasi der König der Belanglosigkeiten (lacht). „Ich bin quasi der König der Belanglosigkeiten “.


Dann wirst du auch bestimmt noch wissen, wann du das allererste Mal in Münster warst.


Das müsste 2004 gewesen sein, anlässlich der „Kegelparty“. Allerdings komme ich ja sowieso aus der Gegend, ich wohne ja von Münster nur etwa eine halbe Stunde entfernt. So gesehen ist es durchaus kurios, dass ich mich so selten in Münster aufhalte. Auch an den Wochenenden bin ich ja in der Regel unterwegs. Übrigens freut es mich natürlich, dass Preußen Münster soeben aufgestiegen ist, denn ein guter Freund von mir ist ja dort Spieler: Dennis Grote. Der kommt aus demselben Dorf wie ich.


Kommen wir zu „Münster Olé“, wo du ja auftreten wirst. Für alle, die es nicht kennen: Was ist das Besondere?


Die Olé-Partys sind einfach riesengroße Open-Air-Events, ähnlich wie „Rock am Ring“ oder dergleichen. Sowas gibt es eben auch für die Schlagerbranche, und dann kann es durchaus passieren, dass man etwa in Oberhausen vor einem Publikum von 40.000 Leuten steht. Einfach eine fette Veranstaltung! In Münster ist es nun das erste Mal; eine Olé-Party hat es bislang bei euch noch nicht gegeben.


Was deine Songs anbelangt: Du sagtest mal, der Titel „Für Dich“ sei sozusagen „Silbereisen-tauglich“, soll aber gleichzeitig auch ein Mallorca-Hit werden. Wie kriegt man diesen Spagat hin?


Indem man einfach versucht, kompatibel zu sein. Eine neue Nummer von mir heißt: „Nie mehr alkoholfreie Getränke“. Die ist natürlich nicht so Silbereisen- oder Fernsehgarten-tauglich. Insgesamt versuche ich aber, möglichst beiden Fraktionen gerecht zu werden. „Für Dich“ ist ein Titel, mit dem man eher ein älteres Publikum anspricht, und „Biste braun, kriegste Fraun“ zielt natürlich eher auf die Party-Jugend.


Sind viele Mickie-Krause-Fans seit Ende der Neunziger mitgealtert?


Auf jeden Fall! Es gibt viele Leute, die waren 1999 Anfang zwanzig, und nun sind sie Mitte vierzig. Die sind gemeinsam mit mir älter geworden. Natürlich sind zum Glück auch viele neue, junge Fans nachgewachsen.


Beim Schlager sind die Texte extrem wichtig. Sie stammen meist von deinem langjährigen Texter „Amaretto“ alias Klaus Schulze-Welberg. Wie seid ihr seinerzeit zusammengekommen?


Wir kennen uns seit etwa 1991. Damals hatten wir ein gemeinsames Comedy-Format namens „Hardies Pop Show“, da hat unter anderem eine ehemalige Freundin aus meinem Dorf mitgesungen, ebenso wie mein früherer Musiklehrer. Es war ein sechsköpfiges Comedy-Format, zu dem auch Atze Schröder gehörte. Wir sind damals in Diskotheken oder auf Schützenfesten aufgetreten, und so habe ich auch Amaretto kennengelernt.


So lange kennst du also auch Atze Schröder! Wer von euch hatte denn die Idee mit der Perücke, um die eigene Bühnenfigur vom Privatleben abzuschirmen?


Wir tragen keine Perücken, das ist alles echt…

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Sorry, mein Fehler! Aber wir müssen noch zu den unvermeidlichen „10 nackten Friseusen“ kommen. Die stammten ja seinerzeit nicht von Amaretto…


Indirekt eigentlich schon. Den Text hatte der Comedian Lou Richter geschrieben und Amaretto hatte den Song seinerzeit selber herausbringen wollen – ihn dann aber doch auf Cassette zu mir geschickt. Ganz einfach deshalb, weil ich zu dem Zeitpunkt der Bekanntere von uns war. Übrigens kursiert seitdem die Geschichte, dass Lou Richters Mutter selber Friseuse war und das damals gar nicht so lustig fand (lacht).


Die „Friseusen“ haben sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag.


Wenn ich diesen Song nicht gehabt hätte, würden wir uns jetzt nicht unterhalten. Was im vergangenen Jahr auf Mallorca der Layla-Song war, waren 1999 eben die „10 nackten Friseusen“. Es gab damals einfach keinen anderen Song, der mehr abgefeiert wurde. Ich fühle mich übrigens geehrt, dass sogar Heino ihn soeben eingesungen hat. Das ging heute durch alle Medien: Heino veröffentlicht ein Album mit lauter Ballermann-Songs. „Heino veröffentlicht ein Album mit lauter Ballermann-Songs. “ Und da ist dieser natürlich mit dabei.


Du hattest gerade „Layla“ angesprochen. Für diesen Hit gab es ja mächtig Gegenwind mit dem Vorwurf des Sexismus. Hättest du eigentlich die „Friseusen“ heute noch machen können?


Ich habe ihn jedenfalls immer noch im Programm. In der Tat gibt es Leute, die sagen, dass ich die Friseusen nicht mehr singen dürfte – andere wiederum wollen den Song unbedingt hören. Ich entscheide das meist spontan aus dem Bauch heraus. Viele Jüngere kenne die Nummer auch gar nicht mehr.


Um auf ein ernsteres Thema zu kommen, die Krebsvorsorge – du hattest dich ja einmal selbstironisch als „Posterboy der Krebsvorsorge“ bezeichnet, auch weil du selbst betroffen warst. Welche Projekte promotest du da aktuell?


Aktuell leider gar keine, mangels Zeit. Grundsätzlich unterstütze ich allerdings Projekte für den Bau von Schulen in Entwicklungsländern. Und wenn ich Interviews gebe, rufe ich grundsätzlich immer zur Krebsvorsorge auf. Also: Hingehen!


Leonard Lansink alias „Wilsberg“ veranstaltet anlässlich dieses Themas immer das sogenannte Promi-Kellnern am Aasee in Münster.


Da wurde ich auch schon mehrfach eingeladen. Leider hat es aus zeitlichen Gründen nie geklappt. Wenn ich mich recht erinnere, ist das immer samstags, und da bin ich leider meist auf Tour.

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Unmittelbar vor Corona hattest du ja noch 250 Auftritte im Jahr, also fast fünf pro Woche. Warum tust du dir so ein Riesenpensum an?


Weil ich auf der Bühne meine Leidenschaft ausleben darf; das ist ja keine Bestrafung! Allerdings hat mich die Krankheit ja auch schon dazu bewogen, es auf 150 Aufträge pro Jahr zu reduzieren.


Bist du eigentlich ein Fan der alten Karl-May-Filme? Ich habe gelesen, dass die Winnetou-Melodie in Zukunft durch dich zur „Mallorca-Hymne“ werden soll.


Diese Idee gibt es schon seit etwa 15 Jahren, und bereits damals bekamen wir die Freigabe für die Melodie. Allerdings fand ich die Texte seinerzeit noch nicht so amüsant und prickelnd. Deswegen haben wir uns vor zwei Jahren noch mal drangesetzt und gefeilt. So lange liegt die Hymne also schon auf Halde. Wir haben den Song fertig produziert, bislang aber noch nicht die Zeit gefunden, ihn zu veröffentlichen. Aber er wird kommen, versprochen.


Bei Youtube stieß ich auch auf den Song „Ich hab den Jürgen Drews gesehn“. Dieser Bühnenauftritt wirkt, als wärt ihr beide gute Kumpel…


Nun, wir kennen uns auch schon so um die 25 Jahre. Als ich anfing, war Jürgen Drews so alt, wie ich heute bin. „Als ich anfing, war Jürgen Drews so alt, wie ich heute bin. “ Wir sind uns immer wieder über den Weg gelaufen und stellten fest, dass wir uns nicht als Konkurrenten sehen sollten, sondern einfach als Kollegen. Irgendwann wurde eine gute Freundschaft daraus – sonst hätte ich ihm natürlich auch nicht dieses Lied gewidmet. Allerdings sehen wir uns leider selten, weil Jürgen telefonisch wirklich schlecht erreichbar ist. (Lacht)


Allerdings habt ihr ja auch einmal einen Boxkampf ausgetragen, der entscheiden sollte, wer von euch nun der legitime „König von Mallorca“ ist. War das damals „Beef“ oder ein PR-Gag?


Das habe ich eigentlich schon wieder innerlich verdrängt. Es muss etwa 2002 gewesen sein. Das war zum großen Teil ein PR-Gag. Ich tat mich seinerzeit wirklich schwer damit, weil man beim Boxen nun einmal gewisse Aggressionen an den Tag legen muss. Und wenn man die nicht hat, sieht es ganz schnell peinlich aus. „Jürgen Drews sollte diesen Boxkampf gewinnen“ Da ich solche Aggressionen allerdings gar nicht verspürte, hatten wir uns im Vorfeld schnell darauf geeinigt, dass Jürgen diesen Kampf gewinnen sollte.

Mickie Krause
Er wurde 1970 als Michael Engels in Wettringen geboren. In den 1990er Jahren war er Warm-Upper bei Birte Karalus, Oliver Geissen und Hans Meiser. Durch seinen Kölner Musiklehrer lernte er Atze Schröder kennen, mit dem er als Hardies Pop Show in Discos mit Schlagern auftrat. „10 nackte Friseusen“ war 1999 sein Durchbruch-Hit.

llustration Thorsten Kambach / Fotos Pressefotos

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