
Melanie Mitchell und Stephan Günther besprechen eine Karriere
ICH WILL SÄNGERIN WERDEN UND DIE WELT RETTEN!
Da muss eine Amerikanerin erst nach Münster kommen, um hier nicht nur ihr Gesangstalent vorzustellen. Melanie Mitchell tat genau dies. Musik war zwar nicht der eigentliche „Plan“, als sie vor vielen Jahren nach Münster zog. Doch genau damit machte sie hier ihre ersten Schlagzeilen. Sie ist die diesjährige Gewinnerin des Contests „Voice of Münsterland“, bei dem sie sich auf dem Domplatz in die Herzen der Zuschauer sang. Allein schon Grund genug für ein Interview. Was wir aber sonst noch alles über die sympathische Sängerin erfahren haben, erzählte sie uns in diesem Interview.
Melanie, vor dem Stadtfest hab’ ich noch nie von Dir gehört, dann gewinnst Du plötzlich „Voice of Münsterland“. Wo kommst Du auf einmal her?
Seit ich in Deutschland lebe, habe ich mich vorwiegend um mein Studium gekümmert. Aber Musik war immer da, war immer in meinem Herzen und wird auch immer da sein. In den letzten zwei Jahren konnte
ich mich ihr wieder etwas mehr widmen.
Okay, Du hast da also eine gewisse Vorerfahrung?
Auch wenn es ein wenig abgedroschen klingt, war das „Auf-der-Bühne-Stehen und Singen“ schon immer ein Kindheitstraum.
Wann und wie hast Du denn begonnen, diesen Traum in die Tat umzusetzen? Spielst Du Instrumente?
Musik mache ich auf irgendeine Art und Weise schon mein ganzes Leben lang. Angefangen habe ich im Kindergarten mit einer Blockflöte, später habe ich dann auch Klavier gespielt. Im Erwachsenenalter kamen dann noch Gitarre und Querflöte hinzu. Ich spiele also Querflöte, Gitarre und Klavier. Meinen Gesang trainiere ich, seit ich in einer Band angefangen habe. Im Labor singe ich auch relativ häufig, quasi die singende Doktorandin.
Fundierter Hintergrund, aber hast Du das alles im stillen Kämmerlein erlernt und weiterentwickelt? Wo konnte man Dich denn bisher als Zuschauer erleben?
Ach so, ja, ich mache schon länger Musik mit einem Gitarristen zusammen. Wir machen regelmäßig Straßenmusik.
Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet! So richtig mit Hut und in der Fußgängerzone sitzen?
Genau, meist trifft man uns an Samstagen auf der Ludgeristraße. Nicht immer zur selben Uhrzeit, aber immer samstags. Hängt auch immer ein wenig vom Wetter ab.
Was treibt einen an, Straßenmusik zu machen? Viele machen das ja aus einer gewissen „Not“ heraus.
Wir spielen da keine eigenen Songs, sondern nur Covermusik. Für mich ist das Spaß, auch, um meinen Alltagsstress herauszulassen und abzubauen. Das Publikum ist so schön, es macht einfach riesigen Spaß. Mit der Straßenmusik habe ich vor „Voice of Münsterland“ begonnen. Vielleicht war das mein Einstieg. Ich habe die Lieder auf der Straße geübt, um sie dann auf der Bühne zu präsentieren.
Wann und wie hast Du denn letztendlich den Entschluss gefasst, Dich bei diesem Wettbewerb anzumelden? Wie bist Du darauf gekommen?
Eher zufällig. Letztes Jahr auf dem Stadtfest „Münster mittendrin“ bin ich auf den Wettbewerb aufmerksam geworden. Dann habe ich mal etwas genauer hingeschaut und später gesehen, dass die Bewerbungsfrist für 2025 bereits läuft. Der Rest ist Geschichte! (lacht)

Aber Musik war immer da, war immer in meinem Herzen und wird auch immer da sein
Wie sehen denn Deine weiteren Ambitionen aus? So ein Sieg kann der beginnenden Karriere ja schon einen kleinen Boost geben, oder zumindest die Bekanntheit ein wenig steigern.
Tatsächlich kamen nach dem Halbfinale einige Leute auf mich zu, was ich echt cool fand. Die wollten direkt Kooperationen oder Kollaborationen mit mir machen. Ich habe jetzt Kontakt mit anderen Musikern aus Münster und wir planen auch, Musik zu machen. Wie das genau aussehen wird, ob es bei Straßenmusik bleibt, wissen wir bis jetzt nicht. Ich würde in Zukunft auch gerne in kleinen Cafés oder Kneipen singen. Projektideen und auch Projekte, die gerade schon anlaufen, gibt es bereits. Durch den Sieg bei „Voice of Münsterland“ bin ich auf jeden Fall wahnsinnig motiviert, weiterzumachen.
Gerade sagtest Du, dass sich bisher alles im „Cover-Bereich“ abspielt. Gibt es von Dir denn auch eigene Musik, oder ist das geplant?
Ideen für eigene Musik habe ich auf jeden Fall, auf meinem Handy befinden sich auch schon viele Texte. Machen möchte ich das auf alle Fälle. Ich bin aber aufgrund meines Studiums bis jetzt nicht weitergekommen.
Verständlich!
Aber es gibt genügend Momente, in denen mir ein guter Text einfällt, den ich dann sofort aufschreiben muss. Ich hoffe, dass daraus dann nach dem Studium einmal gute Songs entstehen.
Wie sieht denn Dein persönlicher Musikgeschmack aus? Mit welcher Musik bist Du aufgewachsen?
Ich bin eigentlich mit klassischem Rock aufgewachsen. Ich mag The Who, Led Zeppelin, Pink Floyd und die Beatles. Natürlich auch noch eine Menge mehr, Adele zum Beispiel.
Hätte ich jetzt so nicht erwartet, dass ein junger Mensch, solche Bands zuerst aufzählt.
(lacht) Daran ist mein Papa nicht ganz unbeteiligt, muss ich zugeben. Ich bin mit dieser Musik aufgewachsen. Das merkt man auch, wenn man mich auf der Straße schon einmal gehört hat.
Ach, wirklich?
Ja, da spiele ich auch viel von Pink Floyd, Wish You Were Here oder Breathe zum Beispiel. Beatles sind auch häufig dabei, aber auch andere Sachen, Adele oder so. Mein Musikgeschmack ist sehr breit, würde ich sagen. Da ich keine sehr männliche Stimme habe, fallen viele Sachen aus dem „Classic-Rock“ aber raus. Ich mag gerne die herausfordernden Sachen.
Das habe ich mir schon fast gedacht, als ich hörte, mit welchem Song Du bei „Voice of Münsterland“ im Finale angetreten bist.
(grinst) Ja, „One And Only“ von Adele. Das ist wirklich kein einfaches Lied, da habe ich lange üben müssen. Normalerweise ist der Song sechs Minuten lang, ich habe ihn ein wenig gekürzt.
Wenn ich richtig informiert bin, magst Du es auch abseits der Musik gerne herausfordernd. Du bist Wissenschaftlerin?
Genau, ich bin Wissenschaftlerin und als Doktorandin in einem Forschungszentrum in Münster angestellt. Nächstes Jahr bin ich hoffentlich fertig.
Dann hast Du ja einen hervorragenden Plan B, wenn es mit der Musik wider Erwarten nicht klappen sollte. Du bist dann was genau?
Dr. rer. nat., Doktorin der Naturwissenschaften. In Amerika würden wir einfach sagen „PhD“, aber egal, ich mache einen Doktor in Chemie.
Beeindruckend! Wohin zieht es denn die Chemikerin beruflich, woran arbeitest Du?
Mein Bereich ist die Batterieforschung. Ich hatte immer schon Lust auf anwendungsbasierte Chemie. Ich möchte etwas wirklich Praktisches machen. Anfangs tendierte ich eher so in Richtung Medizin. Aber als ich länger nachdachte, wurde mir immer klarer, dass Umwelt und Umweltforschung doch interessanter und vor allem wichtiger sind. Wenn es klappt, möchte ich später auch genau in diesem Bereich weiterarbeiten. Vielleicht könnte ich mir noch vorstellen, im Bereich Recycling zu forschen.
Auf jeden Fall für die Umwelt also.
Ich will Sängerin werden und die Welt retten! (lacht) Zwei einfache Ziele also. Das gefällt meiner perfektionistischen Tendenz.
Glaube mir, wir werden das im Auge behalten und die Daumen drücken. Vielen Dank für dieses schöne Gespräch, Melanie!
Melanie Mitchell
Melanie Mitchell ist Deutsch-Amerikanerin und lebt erst seit gut drei Jahren in Münster. Eigentlich kam sie, um hier ihren Doktor in Chemie zu machen. Die Liebe zur Musik begleitete sie aber trotzdem über den Atlantik, und so wurde ihre Karriere hier kurzerhand zweigleisig. Nun singt sie, gewinnt Wettbewerbe und wird irgendwann als promovierte Chemikerin die Welt ein wenig besser machen.
lllustration Thorsten Kambach


