
Tom Feuerstacke und Marcel Weskamp besprechen den Alltag eines Pressesprechers
WANDEL, VERANTWORTUNG UND DIE GROßEN MOMENTE
Marcel Weskamp ist seit 14 Jahren ein fester Bestandteil unserer Preußen aus Münster und hat nicht nur die sportlichen Höhen und Tiefen, sondern auch die enorme Entwicklung des Vereins in der Medienlandschaft hautnah miterlebt. Als Leiter Medien & Kommunikation und Pressesprecher trägt er die Verantwortung für die gesamte Öffentlichkeitsarbeit des Vereins – von der Betreuung der Social-Media-Kanäle bis hin zur Organisation von Pressekonferenzen und Interviews. In diesem Gespräch gibt Marcel Einblicke in seine Arbeit, die Herausforderungen, die er in der 2. Liga meistert, und verrät, wie viel Leidenschaft und Einsatz hinter seinem Job stehen.
Du hast die Entwicklung in der 3. Liga über neun Jahre miterlebt und sprichst von einem bereits sehr hohen Niveau. Was hat dich in der 2. Bundesliga dann am meisten überrascht – war es tatsächlich das immense Medieninteresse oder gab es noch andere Unterschiede, die du so nicht erwartet hättest?
Die 2. Bundesliga ist definitiv eine ganz andere Hausnummer als die 3. Liga. Man muss klar sagen: Die 3. Liga ist bereits eine hochprofessionelle Fußballliga, die sich in den vergangenen Jahren enorm entwickelt hat. Ich hatte das Privileg, diese Entwicklung über neun Jahre hinweg begleiten zu dürfen, und gerade zum Ende hin war das Niveau bereits sehr hoch. Aber die 2. Liga setzt da noch mal einen drauf. Das zeigt sich vor allem am gestiegenen Medieninteresse und -aufkommen. Der Koordinationsbedarf für Interviews, TV-Auftritte und sonstige Anfragen ist enorm gewachsen. Ich würde sagen, die Anzahl der Medienanfragen hat sich im Vergleich zur 3. Liga etwa verzehnfacht. Dazu kommen zahlreiche Abstimmungen mit verschiedenen Medienhäusern, Zeitungen und Fernsehanstalten. Man spürt dieses gesteigerte Interesse deutlich – und das wirkt sich natürlich auch auf den Arbeitsaufwand aus.
Was genau ist deine offizielle Rolle hier bei Preußen, und welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten fallen darunter? Kannst du uns einen Einblick geben, wie dein typischer Arbeitstag aussieht und mit welchen Herausforderungen du dabei konfrontiert wirst?
Offiziell bin ich Leiter Medien & Kommunikation und Pressesprecher des Vereins. Das bedeutet, dass ich – nach dem Geschäftsführer Ole Kittner, der für meinen Bereich zuständig ist – die Hauptverantwortung für die gesamte Kommunikation des Vereins trage, sowohl online als auch offline. Dazu gehört alles von der Gestaltung der Stadionzeitung über die Betreuung der Social-Media-Kanäle und der Website bis hin zu organisatorischen Aufgaben im Medienbereich an Spieltagen. Außerdem bin ich für die Durchführung von Medienterminen und Pressekonferenzen sowie deren Organisation verantwortlich. Kurz gesagt: Alles, was die Kommunikation des Vereins betrifft, läuft am Ende des Tages über meinen Schreibtisch.
Du hast die Entwicklung der Medienlandschaft hautnah miterlebt – von kaum vorhandenen Social-Media-Präsenzen hin zu Millionenreichweiten auf Instagram. Wie hat sich dadurch deine Arbeit verändert?
Die Medienlandschaft hat sich in den vergangenen Jahren komplett verändert. Als ich angefangen habe, war vieles entweder gar nicht vorhanden oder nur wenig. Das gilt auch für Facebook – wir hatten damals nicht mal 4.000 Follower. Auf Twitter gab es zwar theoretisch einen Account, aber der wurde kaum bespielt und hatte vielleicht 300 bis 400 Follower. Diese Entwicklung hat sich über die Jahre stark verändert.
Welcher ist also euer wichtigster Kommunikationskanal?
Heute ist Instagram mit Abstand unser wichtigster Kommunikationskanal. In der Reichweite haben wir dort Dimensionen erreicht, die früher undenkbar waren. In einem 28-Tage-Zyklus erzielen wir mittlerweile in der 2. Bundesliga zwischen 12 und 15 Millionen Kontakte oder Impressionen. Zum Vergleich: In der 3. Liga lagen wir in der Vorsaison noch bei etwa 1,5 bis 3 Millionen im gleichen Zeitraum. Diese enorme Steigerung liegt zum einen an der größeren Relevanz und Aufmerksamkeit, die mit der 2. Bundesliga einhergeht, zum anderen aber auch an den etablierten Formaten und der hohen Qualität unseres Contents. Trotz begrenzter Ressourcen denke ich, dass wir auf Instagram qualitativ sehr hochwertigen Content liefern und in dieser Hinsicht auch im Ligavergleich ganz weit oben mitspielen.
Wie hat sich das Medieninteresse im Vergleich zu den früheren Spielzeiten verändert?
Das Medieninteresse hat sich drastisch verändert. Früher beschränkten sich Presseanfragen fast ausschließlich auf die lokalen Medien, wie die „Westfälischen Nachrichten“. Heute erhalten wir Anfragen aus Dänemark, den Niederlanden und aus Ungarn – etwa für Interviews mit Spielern wie Jorrit Hendrix, Mikkel Kirkeskov oder András Németh. Diese internationale Aufmerksamkeit zeigt, dass unsere Spieler in einem viel größeren Fokus stehen als noch zu Drittligazeiten. Die internationale Kommunikation läuft meist per E-Mail auf Englisch ab, was bislang reibungslos funktioniert. Telefonische Anfragen aus dem Ausland sind eher die Ausnahme. Insgesamt zeigt sich hier deutlich, wie sehr sich das Umfeld in der 2. Liga von dem in der 3. Liga unterscheidet – sowohl was Reichweite und Formate auf Social-Media betrifft als auch in Bezug auf das internationale Medieninteresse.
Ihr musstet das Stadion für die 2. Bundesliga in kürzester Zeit an die strengen DFL-Anforderungen anpassen, insbesondere im medienrelevanten Bereich. Was waren dabei die größten Herausforderungen und gab es Momente, in denen du gezweifelt hast, ob alles rechtzeitig fertig wird?
Das war eine enorme Teamleistung und betraf nicht nur mich, sondern viele andere sogar noch intensiver. Die Anpassung des Stadions an die Anforderungen der DFL war absolut gigantisch. Dass wir es überhaupt geschafft haben, all das in so kurzer Zeit im Sommer umzusetzen und hier am Standort tatsächlich Zweitliga-Fußball spielen zu können, kann man gar nicht hoch genug bewerten. Tatsächlich waren etwa 90 Prozent der notwendigen Maßnahmen medienrelevant. Zum Beispiel musste die TV-Position von der Gegengerade auf die Haupttribüne verlegt werden. Dafür wurden komplett neue Kameraplattformen errichtet. Jetzt hängt ein 15 Tonnen schwerer Medienbalkon an der Tribüne – geplant, gebaut, montiert und geprüft innerhalb weniger Wochen. Zudem wurde das gesamte Stadion vorverkabelt, sodass die Fernsehsender ihre Ü-Wagen einfach Plug-and-play andocken können. Auch der TV-Compound musste komplett neu auf der anderen Stadionseite angelegt werden. Es steckte eine unglaubliche Menge an Technik und Organisation dahinter, darunter auch VAR-Kameratechnologie und Tracking-Technik. Diese immense Herausforderung hat uns im Sommer extrem beschäftigt. Zum Glück haben wir großartige Unterstützung von der DFL und vor allem von Sportcast erhalten, die als zentraler Dienstleister die Spiele produzieren und uns viel Freiraum in der Umsetzung gegeben haben. Ohne diese medienrechtlichen Anpassungen wäre Zweitliga-Fußball an diesem Standort nicht möglich gewesen. Während bei anderen Punkten, wie der Kapazität oder der Anzahl überdachter Bereiche, aufgrund der anstehenden Stadionmodernisierung Kompromisse möglich waren, gab es bei den medienrechtlichen Anforderungen keine Verhandlungsmasse. Diese Standards sind festgelegt, was auch absolut gerechtfertigt ist, da wir nun Teil des Premiumprodukts „2. Bundesliga“ sind. Das alles war nur durch eine enorme Teamleistung möglich. Besonders Geschäftsführer Markus Sass und Hans Aupers haben in dieser Phase einen unglaublichen Job gemacht und sich mit vollem Einsatz in diese Themen hineingearbeitet. Ohne sie hätten wir diese Herkulesaufgabe kaum bewältigen können.
Welche Aufgabe macht dir in der 2. Bundesliga am meisten Spaß? Gibt es etwas, bei dem du richtig aufblühst und sagst: „Genau dafür mache ich diesen Job“?
Das, was mir am meisten Spaß macht, sind definitiv die Auswärtsspiele. Das war schon immer so und hat sich bis heute nicht geändert. Für mich ist es nie eine Belastung, egal, wie weit die Strecke ist oder ob wir mit Übernachtung fahren müssen. Ich habe immer noch so viel Freude daran, andere Stadien zu sehen – und jetzt in der 2. Liga gehören einige der besten Stadien Deutschlands dazu. Da sind wirklich spektakuläre Orte dabei, wie das Olympiastadion in Berlin. Wer hat schon die Möglichkeit, in solche Bereiche zu kommen, in die ein normaler Zuschauer gar nicht rein kann? Das ist für mich einfach Wahnsinn. Auch Stadien wie in Hannover oder Nürnberg sind für mich Highlights, die ich sonst nur aus dem Fernsehen kenne. Ich liebe es, diese Touren zu machen und das ganze Drumherum zu erleben. Das bleibt immer ein ganz besonderes Erlebnis für mich – die Auswärtsspiele sind wirklich das, was ich am meisten genieße.

Die Medienlandschaft hat sich komplett geändert
Was genau sind deine Aufgaben als Pressesprecher bei Auswärtsspielen? Welche organisatorischen und kommunikativen Aufgaben fallen dabei für dich an?
Die Aufgaben beginnen schon Tage vor dem Spiel, wenn ich mit unseren TV-Partnern die Sendeplanung abstimme – wer wird wann und wo für Interviews eingeplant. Besonders bei den Trainern, die echte Profis sind, läuft das in der Regel reibungslos, weil die Automatismen einfach greifen. Nach dem Spiel liegt mein Fokus vorwiegend auf den Interviews. Ich bin derjenige, der auf dem Platz steht und die Spieler einsammelt, die für Interviews angefragt sind. Ich bespreche alles mit den Dienstleistern, wie Sky oder der Sportschau, und kümmere mich darum, dass die Spieler zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind.
Du gibst den Spielern also in bestimmten Situationen die Information, dass sie möglichst zu einem bestimmten Zeitpunkt am richtigen Ort sind?
In bestimmten Fällen gebe ich den Spielern noch ein kurzes Briefing, besonders wenn es um schwierige Situationen geht. Ich erinnere mich unter anderem an das Spiel, als Lukas Frenkert einen Elfmeter in der Nachspielzeit „verschuldet“ hat. Da habe ich ihm vor dem Interview noch erklärt, wie ich die Situation aus der Perspektive der Tribüne gesehen habe. Es geht nicht darum, ihnen vorzugeben, was sie sagen sollen – die Spieler haben volles Vertrauen und die Freiheit, ihre eigene Meinung zu äußern. Aber es kann manchmal helfen, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten, gerade wenn sie in einer sehr emotionalen Situation sind.
Das ist immer wieder verrückt, wie unterschiedliche Sichtweisen auf eine Spielsituation sind. Du erlebst diese Situationen aus verschiedenen Perspektiven am Spieltag. Wie empfindest du diese Momente?
Was mich immer wieder fasziniert, ist der Unterschied zwischen der Perspektive auf der Tribüne und der am Spielfeldrand. Ich sitze in der Regel auf der Pressetribüne, um einen neutralen Blick auf das Spiel zu haben, aber 10 Minuten vor dem Abpfiff gehe ich immer runter an den Rand des Spielfelds. Und obwohl ich das schon seit Jahren mache, bin ich jedes Mal aufs Neue überrascht, wie intensiv und hektisch es dort unten ist. Jeder Zweikampf, der aus der Entfernung vielleicht unspektakulär wirkt, ist dort unten extrem emotional und intensiv. Es ist fast, als würde es in jedem Moment um Leben und den Tod gehen. Das ist auch etwas, was ich oft versuche, den Journalisten, aber auch Spielern zu vermitteln. Die Perspektive macht einen riesigen Unterschied in der Wahrnehmung eines Spiels. Während die Journalisten auf der Tribüne das Spiel oft als eher ruhiges Ballgeschiebe sehen, erleben die Spieler und Trainer auf dem Feld die hektische, laute und intensive Atmosphäre direkt am Geschehen. Wenn sie nach dem Spiel sagen, dass es eine extrem intensive Partie war, können die Journalisten manchmal nur mit den Schultern zucken und denken, dass das Spiel aus ihrer Sicht eher ruhig war. Es sind diese unterschiedlichen Perspektiven, die die Wahrnehmung eines Spiels stark verändern.
Welche Aufgabe im Bereich der Krisenkommunikation nervt dich am meisten, wo du denkst, dass du sie dir eigentlich gerne klemmen würdest, sie aber trotzdem erledigen musst? Und wie gehst du damit um, wenn solche Situationen auftreten?
Krisenkommunikation ist definitiv das, was am meisten herausfordert. Es gibt einfach Situationen, die man lieber vermeiden würde, aber leider gehören sie zum Job dazu. Ob es ein Böllerwurf in Osnabrück war oder ein Vorfall in Essen – solche Ereignisse sind nie angenehm. Natürlich würde man solche Krisensituationen gerne umgehen, aber bedauerlicherweise sind sie manchmal unvermeidbar. Wenn etwa Essener Fans im Block für Unruhe sorgen oder es in anderen Bereichen zu Problemen kommt, sind das immer wieder Herausforderungen, die man als Pressesprecher nicht gerne hat. Es ist nicht nur stressig, sondern auch immer eine schwierige Situation, den Verein dann bestmöglich in der Öffentlichkeit darzustellen. Letztlich ist es mein Job, den Verein gut dastehen zu lassen, selbst in schwierigen Momenten, und das versuche ich dann bestmöglich umzusetzen.
Wie hast du die Veränderung der Medienlandschaft in den vergangenen Jahren wahrgenommen, und wie hat sich die Arbeit in der Medienabteilung von Preußen Münster dadurch verändert? Gab es Momente, in denen der Druck durch die größeren Anforderungen besonders spürbar wurde?
Die Medienlandschaft hat sich in den vergangenen Jahren natürlich enorm verändert, aber ich würde nicht sagen, dass ich je wirklich „überrollt“ wurde. Man wächst mit seinen Aufgaben und gewöhnt sich daran. Im Rückblick staune ich sogar manchmal ein wenig, wenn ich an die „gute alte Zeit“ denke und mich frage, wie wir das damals eigentlich ohne die heutigen technischen Möglichkeiten überhaupt geschafft haben. Die Medienwelt war damals deutlich entspannter, zumindest in unseren Kreisen. Aber klar, der Druck und die Anforderungen sind heute größer. Preußen Münster hatte nie wirklich die größten Strukturen, vorwiegend im Vergleich zu anderen großen Vereinen. Unsere Medienabteilung war immer eher klein und hat sich nie so ganz mit den großen Entwicklungen im Profifußball auf gleicher Ebene bewegt. Das merkt man natürlich, wenn die Medienlandschaft immer komplexer wird und die Erwartungen steigen. Aber dennoch haben wir als Verein immer versucht, bestmöglich zu reagieren.
Du hast angesprochen, dass der Personalschlüssel bei Preußen Münster im Vergleich zu anderen Vereinen sehr gering ist. Welche konkreten Auswirkungen hat das auf die tägliche Arbeit und inwieweit beeinflusst es eure Kommunikationsstrategie, gerade wenn es darum geht, Themen abseits des Spielfeldes mehr in den Fokus zu rücken?
Es ist nach wie vor eine Tatsache, dass der Personalschlüssel bei uns im Vergleich zu anderen Clubs eher gering ist. Wenn man sich die 2. Bundesliga anschaut, liegt der Durchschnitt bei etwa acht Mitarbeitern – bei uns sind es aktuell drei, wobei wir eigentlich nur zu zweit fast zehn Jahre lang alles gestemmt haben. Vor kurzem haben wir zwar eine neue Kollegin bekommen, aber sie ist noch ganz am Anfang, sodass sie uns bisher nicht wirklich entlasten kann. Wenn man dann an größere Vereine wie Schalke oder Köln denkt, sieht das natürlich ganz anders aus. Dort sind acht Mitarbeiter nicht genug, aber die haben auch andere Anforderungen, machen viele Dinge besser und haben schlichtweg andere Bühnen. Bei uns ist es so, dass mit der vorhandenen Manpower viel möglich ist, aber wir stoßen auch an unsere Grenzen. Es gibt viele Themen, die wir gerne intensiver behandeln würden – zum Beispiel abseits des Fußballplatzes. Wir haben so viele interessante, spannende Geschichten hier, so viele Menschen, die es verdient hätten, mehr ins Rampenlicht zu rücken, aber dafür fehlen uns einfach die Kapazitäten. Der Alltag ist oft durch den Spielplan diktiert, der letztlich unser Arbeitsleben von A bis Z bestimmt. Wir müssen uns auf das Wesentliche konzentrieren, also das, was für uns am wichtigsten und auch am wertvollsten ist. Medienarbeit hat bei Preußen Münster mittlerweile einen sehr hohen Stellenwert. Es ist nicht nur ein Teil der Kommunikation, sondern ist auch eine wichtige Einnahmequelle. Durch direkte Medienerlöse, insbesondere durch Werbepartnerschaften und Sponsoring erwirtschaften wir mittlerweile einen sechsstelligen Betrag jährlich – das darf man nicht unterschätzen.

Der Druck und die Anforderungen sind heute größer
Du wirkst immer sehr gelassen und cool, fast nie gestresst – selbst in Momenten, die für viele extrem herausfordernd wären. Ich hätte zum Beispiel gedacht, dass der Moment im Olympiastadion dich emotionaler trifft oder mehr Stress bei dir auslöst.
Ich denke, dass wir uns das, was wir als Verein in Bezug auf die Medienlandschaft erreicht haben, selbst erarbeitet haben. Es liegt an der Art und Weise, wie wir mit Menschen und Medien umgehen. In Münster haben wir eine harmonische und fast immer faire Medienlandschaft. Es gibt hier keinen ‚Haudrauf-Journalismus‘, sondern die Berichterstattung ist meist ausgewogen. Das betrifft nicht nur die Westfälischen Nachrichten, sondern auch die Bild-Zeitung, die viel über uns berichtet. Diese positive Beziehung ist sicher auch etwas, zu dem wir als Verein beigetragen haben, weil wir immer offen gegenüber den Medien sind und ein enges Verhältnis pflegen. Ich habe in meiner Zeit hier festgestellt, dass das Vertrauen und die Zusammenarbeit mit den Journalisten immer gewachsen sind, was für uns als Verein von Vorteil ist. Was meine persönliche Einstellung betrifft, so habe ich es inzwischen geschafft, mein Lebensglück nicht mehr von den Ergebnissen des Vereins abhängig zu machen. Früher konnte ich nach Niederlagen kaum schlafen und habe das tagelang mit mir herumgetragen. Diese starke emotionale Belastung habe ich mittlerweile besser im Griff. Natürlich bleibt ein Abstieg wie 2020 immer eine enorme persönliche Belastung – das ist eine katastrophale Situation, in der man sich fragt, wie es weitergeht und ob man das, was man tut, weiterhin machen möchte. Aber mit der Zeit und durch die Erfahrung lernt man, besser mit solchen Momenten umzugehen.
Du hast viel in den Verein investiert. Wie wichtig ist dieser Erfolg für dich persönlich, und inwiefern hat sich all der Aufwand und Einsatz, den du über 14 lange Jahre hineingesteckt hast, in diesem Moment für dich ausgezahlt?
Das ist definitiv ein ganz anderes Gefühl, aber auf der anderen Seite auch nicht wirklich überraschend. Gerade solche Momente, wie ein Spiel im Olympiastadion, sind diese Momente, in denen du wirklich das Gefühl hast, dass sich all das, was du in den vergangenen Jahren investiert hast, ausgezahlt hat. Ich kann schon sagen, dass ich extrem viel in diesen Verein investiert habe – und das geht weit über ein normales Arbeitsverhältnis hinaus. Ich habe nie einen Monat mit einem ausgeglichenen Stundenkonto abgeschlossen, das gibt es einfach nicht. Preußen Münster ist für mich ein Fulltime-Job, rund um die Uhr. Es bedeutet nicht, dass ich jeden Tag bis spätabends am Verein arbeite, aber selbst an freien Tagen beschäftige ich mich ständig mit Preußen. Jemand ruft an, etwas passiert, es gibt einen neuen Post, der veröffentlicht werden muss, oder der Ticketverkauf startet. Ob ich an dem Tag freihabe oder nicht, spielt dann keine Rolle. Ich versuche, das für mich persönlich zu regeln und es so gut es geht nicht auf meine Mitarbeiter abzuwälzen, aber es war immer ein extrem hoher Einsatz, weil man für diesen Job eine enorme Leidenschaft und Identifikation benötigt. Und dann kommen Momente wie der Erfolg im Olympiastadion – genau solche Augenblicke sind es, die es lohnenswert machen. Das Ziel war immer, mit Preußen Münster in die 2. Liga zu kommen, und jetzt sind wir dort.
Hast du in solchen Momenten, wie nach einem wichtigen Spiel, nie im Hinterkopf, dass bei einer Niederlage sofort Konsequenzen folgen könnten? Denkst du dann an mögliche Reaktionen des Präsidiums oder daran, dass man sich schnell zusammensetzt, um zu besprechen, wie es weitergeht?
Preußen Münster 2025 hat wirklich nichts mehr mit dem Verein zu tun, den ich zu Beginn meiner Zeit hier erlebt habe. Die Entwicklung, die wir durchgemacht haben, ist enorm, und das betrifft nicht nur die sportliche Seite, sondern auch die Menschen, die hier arbeiten. Wir haben in der Vereinshierarchie so viel Ruhe und Vertrauen in die Geschäftsführung, die sportliche Leitung und das Trainerteam, was heutzutage nicht selbstverständlich ist. Nach dem Abstieg, auch in der Phase mit Sascha Hildmann, war es alles andere als klar, dass wir diesen Kurs beibehalten würden. Doch diese Kontinuität und Ruhe haben sich als genau der richtige Weg herausgestellt. Wir haben in den Gremien ein so hohes Maß an Besonnenheit, dass die Verantwortlichen wirklich Vertrauen in ihre Arbeit und in ihre Entscheidungen haben können.
Du sprichst von einer großen Ruhe und Unterstützung, die ihr momentan sowohl intern als auch im Umfeld erlebt. Wie wichtig ist diese geschlossene Unterstützung der Fans und des Vereins für dich persönlich, und wie trägt sie dazu bei, dass du dir keine Sorgen um unüberlegte Entscheidungen machen musst?
Das ist ein enormer Vorteil im Vergleich zu vielen anderen Vereinen, und es sorgt dafür, dass ich mir im Moment keinerlei Sorgen um verrückte Aktionen oder unüberlegte Entscheidungen machen muss. Das spiegelt sich auch im Umfeld wider. Die Fans stehen jetzt geschlossen hinter der Mannschaft, sie erkennen die Anstrengungen und den Einsatz, den jeder Einzelne bringt, um den größtmöglichen Erfolg zu erzielen. Diese Ruhe und Unterstützung in der Außenwahrnehmung haben wir so in meiner Zeit hier noch nie gehabt, und das ist extrem positiv.
Wie wichtig ist dieses Vertrauen, das du dir über die Jahre erarbeitet hast, für deine tägliche Arbeit, und wie hilft es dir, dich weiterhin auf deine Aufgaben zu konzentrieren?
Ich spüre durch diese Unterstützung und die Stabilität im Verein keinerlei Stress mehr in Bezug auf Niederlagen oder andere Herausforderungen. Wir haben einen sehr gut funktionierenden Verein, in dem ich die Freiheit habe, meinen Bereich eigenverantwortlich zu leiten, ohne dass mir jemand in meinen Job hineinredet. Das Vertrauen, das ich mir über die Jahre erarbeitet habe, ermöglicht mir, in Ruhe zu arbeiten und mich auf meine Aufgaben zu konzentrieren. Natürlich sind wir auch selbstkritisch und wissen, dass noch vieles besser laufen kann, aber die Situation ist insgesamt sehr positiv.
Danke Marcel für diese Einblicke.
Danke euch.
Marcel Weskamp
Der vermutlich 34-Jährige in Weimar geborene Pressesprecher ist Politikwissenschaftler, M.A. und zertifizierter PR- und Kommunikationsmanager. Aber eigentlich ist er Fußball-Enthusiast und das seit 14 Saisons bei Preußen Münster.
lllustration Thorsten Kambach / Fotos Markus Paletta sportfotografie ms