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2022-11-07 Stadtgeflüster Illustration Ekki kurz.tif

Peter Sauer spricht mit Malte Schnepel über Leukämie und den Glauben an sich selbst

EINE BLUTSPENDE, DIE MEIN LEBEN RETTETE

Dass Blutspenden Leben retten können, ist bekannt. Aber in der Regel geht es dann um Patienten, die eine Bluttransfusion bekommen. Sehr selten hört man, dass auch das Leben eines Blutspenders durch die eigene Blutspende gerettet wird. Malte Schnepel hat genau das erlebt. Peter Sauer sprach mit dem Geschäftsmann über sein neues Leben.

Guten Tag Herr Schnepel. Sie spenden gerne Blut?


Zur Blutspende zu gehen ist grundsätzlich sehr wichtig. Ich bin seit 2015 Blutspender, leider darf ich das nun nicht mehr. Meine letzte Blutspende durfte ich am 10. November 2021 geben.


Das war ein besonderer Tag …


Ja, dieser 10. November 2021 war ein Mittwoch. Am Abend war Blutspenden in Frotheim, in einem kleinen Nachbarort meines Wohnortes. Ich habe mich gut vorbereitet, vorher viel getrunken und auch etwas gegessen. Ich fühlte mich gut an diesem Tag, freute mich auf die Blutspende, um Gutes tun zu können, um anderen Menschen helfen zu können. 


Es war das Corona-Jahr 2021 … 


Genau, daher lief es bei der Blutspende anders ab als zuvor, wegen der Pandemie-Sicherheitsvorkehrungen. Aber es lief wie immer sehr gut ab. Was leisten diese ehrenamtlichen Helfer und Ärzte doch für eine hervorragende Arbeit, dachte ich, als mir damals das Blut abgenommen wurde. 


Wie fühlten Sie sich bei der Blutspende?


Ich war ohne Sorge. Ich war in meinem Leben nie länger krank, auch weil ich regelmäßig Sport machte. Ich fühlte mich topfit. Auch an diesem 10. November 2021.


So weit, so gut. Doch nur zwei Tage später war Ihr Leben nicht mehr so, wie es gerade noch war. Was war passiert?


Ich saß im Büro in meiner Firma, als mich ein Anruf erreichte. Die Telefonnummer war mir bis dahin unbekannt. Am anderen Ende der Leitung war ein freundlicher Mitarbeiter des DRK-Blutspendedienstes in Hagen. Er hinterfragte zunächst meine Personalien und ob ich derjenige sei, der vor zwei Tagen eine Blutspende in Frotheim bei Rahden geleistet habe. Ich bestätigte alles, dachte immer noch an einen regulären Anruf.


Aber das war es nicht, oder?


In der Tat. Mit freundlicher, aber ernster Stimme wurde ich darüber informiert, dass der Wert meiner Leukozyten, also der weißen Blutkörperchen, deutlich über dem Normalwert lag, in einem sehr kritischen Maß. Und dass mein Hausarzt umgehend auf mich warten würde. Er wurde vom DRK zuvor informiert. Ich fuhr bei meiner Arbeit alles runter und machte mich umgehend auf den Weg zum Hausarzt. 


Was passierte, als Sie dort ankamen?


Mein Hausarzt nahm kein Blatt vor den Mund und sagte mir direkt die Diagnose, dass ich Leukämie habe, also Blutkrebs, eine der mir bekannten schlimmsten Krebserkrankungen. 


Wie traf Sie dieser Schock?


Das war niederschmetternd. Ich wusste nicht, wie viele Körner noch in meiner Sanduhr waren. Trotzdem war ich irgendwie ruhig und gelassen. Für mich war klar, Malte, das stehst du durch!


Alle Achtung!


Die Überweisung zum Onkologen lag bereits bereit und nur zwei Stunden später wurde mein Blut dort noch einmal eingehend kontrolliert. Die ursprüngliche Diagnose wurde bestätigt, jedoch in der abgewandelten Form.


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Step by Step konnte ich diese Krise binnen eines Jahres meistern

Das heißt?


CML, die Buchstaben stehen für Chronische Myeloische Leukämie.


War dies nach dem Schock so etwas wie ein erster Lichtblick?


Ja, ein erster Lichtblick. Der Onkologe sagte mir damals, dass diese CML-Erkrankung zwar nicht heilbar, aber gut behandelbar ist. Eine Chemo-Therapie in Tablettenform startete noch am gleichen Tag. 


Wie sahen damals die Chancen aus?


Ich fragte den Onkologen nach meinen Chancen und dem bestmöglichen Verlauf der Behandlung dieser Krankheit. Er sagte mir, dass, wenn die Chemotherapie anschlagen würde, nach circa drei Jahren ein Absetzversuch gestartet werden könnte.


Was bedeutete diese Diagnose?


Vor allem Disziplin. Drei Jahre lang muss ich zweimal täglich starke Medikamente nehmen. Seit diesem Tag ist mein Wecker generell auf 5.30 Uhr eingestellt, für die erste Tablette, eine Stunde später darf ich essen. Eine weitere Einnahme erfolgt dann um 17.30 Uhr.


Welchen Erfolg zeigt die Chemotherapie in Tablettenform?


Schon schnell nach den ersten Wochen nach der Diagnose konnte mein Onkologe eine sehr positive Verbesserung meiner Blutwerte feststellen. Es stellten sich nahezu optimale Werte ein. Normale Blutbilder. Die monatlichen Besuche beim Onkologen mit Überprüfung der Blutwerte, bei denen mir der positive Verlauf weiterhin bestätigt wird, sind fortan meine persönlichen Glücksmomente.


Alles wäre anders verlaufen, wenn Sie nicht 2021 zur Blutspende gegangen wären …


Richtig. Wenn ich damals nicht Blut gespendet hätte, wären mir nur noch ein paar Wochen geblieben. 


Wie gingen Sie im November 2021 eigentlich nach außen damit um, als Sie die schlimme Diagnose Leukämie bekamen? 


Neben meiner Familie waren nur wenige Freunde, von denen ich wusste, dass sie mir zu jeder Zeit eine Hilfe sein würden, informiert. Eine Handvoll Personen waren eingeweiht. 


Warum?


Ich wollte nicht, dass in der Firma und in der Familie Fragezeichen und Unsicherheiten entstehen. Darüber hinaus war es für mich wichtig, mein Leben ohne Veränderung so weiterzuführen und meinen vielen verantwortlichen Tätigkeiten als Familienvater, Unternehmer, Fußballobmann, Schiedsrichter und Freund weiter zu 100 Prozent nachzukommen. So zeigte ich überall weiterhin Präsenz. Um irgendwie Normalität zu wahren. Natürlich war dies auch ein mir selbst auferlegter Druck, den Kampf gegen den Krebs zu führen und gewinnen zu müssen. Aber ich sagte mir: Hier geht wieder ein kleines Tor auf, hier musst du jetzt durchgehen. Ich nahm den Krebs als persönliche Herausforderung.


Wo nahmen Sie die Kraft her?


Ich hatte zuvor schon weitere Lebenskrisen gemeistert. Als die zwei Flugzeuge am 11. September 2001 in die Twin Towers geflogen waren, hatte ich gerade in eine eigene Firma reinvestiert und mich selbständig gemacht. Danach stand die Wirtschaft still, was dann kurzfristig zur Insolvenz führte. Alles bis dorthin Erschaffene schien verloren. Step by Step konnte ich diese Krise binnen eines Jahres meistern. Diese Erfahrung hat mich unglaublich stark gemacht. Diese Narben sind nun meine Stärken.


Sehr weise. Wie blicken Sie in die Zukunft?


Dankbar und zuversichtlich. Ich befinde mich nach wie vor auf einem sehr guten Weg. Ich hoffe, dass ich nun kurzfristig ohne die Einnahme dieser starken Medikamente weiterleben kann, weiterleben darf. Aber das alles, also mein neues Leben, wäre ohne meine Blutspende und die professionelle und schnelle Reaktion des DRK-Blutspendedienstes West nicht möglich gewesen.


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Es geht mir hervorragend. Es gibt seit drei Jahren keine Auffälligkeiten mehr

Sie werden kein Blut mehr spenden können, oder?


Ja, leider. Was mich jedoch nicht davon abhält, jetzt weiter zu helfen. Mit meinem Gesicht und meiner Unterstützung werde ich mit dem DRK bei regionalen Großunternehmen und bei Sportvereinen Blutspendeaktionen durchführen und versuchen, möglichst viele neue Spender zu erreichen. 


Aus Ihrer ganz speziellen Sicht heraus …


Richtig: Dass eine Blutspende nicht nur das fremde Leben, zum Beispiel nach einem Unfall auf der Autobahn, retten kann, sondern, wie in meinem Fall eindrucksvoll bewiesen, auf wundersame Art auch das Leben des Spenders retten kann. Wenn ich damals nicht Blut gespendet hätte, wären mir nur noch ein paar Wochen geblieben. 


Ihr rettender Engel damals bei der Blutspende hat ja auch einen Namen …


Richtig. Im Zentrallabor Hagen hat Silvia Cordeiro, Laboratoriumsassistentin beim Blutspendedienst, bei der Auswertung meiner Blutprobe entdeckt, dass da etwas Ungewöhnliches war, etwas, das da nicht hingehörte


Was hat Ihre Lebensretterin damals konkret entdeckt?


Silvia Cordeiro entdeckte mit dem bloßen Auge und ihrer Erfahrung bei Sichtung der Reagenzgläser eine auffällig breite Schicht im sogenannten Buffy-Coat, die auf eine massive Erhöhung der weißen Blutkörperchen hinweist. Dank Silvia Cordeiros Aufmerksamkeit wurde meine Leukämie sehr früh erkannt, was ausschlaggebend war für den guten Verlauf des Heilungsprozesses. Wenn Frau Cordeiro damals das mit ihrem Blick nicht erkannt hätte, würden wir uns hier und heute nicht unterhalten können.


Wie geht es aktuell Ihrer Gesundheit? 


Durch die Früherkennung und die richtigen Medikamente hatte ich sofort wieder Lebensqualität bekommen. Aktuell ist mein Status so: Ich bin krebskrank, aber nach drei Jahren als geheilt anerkannt. 


Und wie geht es Ihnen?


Es geht mir hervorragend. Es gibt seit drei Jahren keine Auffälligkeiten mehr. Ich nehme die Medikamente nach wie vor ein. Im Herbst dieses Jahres sollen die Medikamente aber abgesetzt werden. Ich habe keine Angst mehr vor irgendetwas. Davon zehre ich täglich.


Das freut mich sehr. In Ihrer Freizeit sind Sie auch sportlich aktiv?


Beim VfB Fabbenstedt bin ich Obmann und auch Schiedsrichter. Hierbei leite ich 60 bis 70 Begegnungen im Jahr.


Im April dieses Jahres waren Sie ja auch zum Zentrallabor des Blutspendedienstes West in Hagen eingeladen. Was ist Ihnen nach dem Besuch im Zentrallabor am meisten in Erinnerung geblieben?


Die Mitarbeiter dort und ihre zielorientierte Arbeitsweise. Da spürt man zu jeder Zeit den Sinn für das, was sie da jeden Tag tun. Außergewöhnliche Menschen sind das für mich. Das Leben hält doch immer noch die guten Nachrichten für uns bereit. Und nun ist es mir wichtig, etwas zurückgeben zu können.


Das heißt?


Leute, geht zur Blutspende! Tut das für Euch und werdet der Lebensretter für die Millionen von Menschen, die so dringend auf gerade eure Blutspende angewiesen sind. Zur Blutspende zu gehen, ist sehr wichtig. Ich kann es nur weiterempfehlen. Zum Beispiel am 6. August bei der City-Blutspende in Münster, von 12 bis 18 Uhr, mitten in der City, an der Klarissengasse 9. 


Malte Schnepel

Dipl. Ing. Malte Schnepel, 60, geschäftsführender Gesellschafter/CEO HS Drive TeC GmbH & Co KG. Er ist anerkannter Experte für CNC-Maschinen und Motorspindel-Technologie. Malte Schnepel ist verheiratet, hat drei Kinder und zwei Enkelkinder.

Infos: www.youtube.com/watch?v=GhYFqLkxhtQ

Nächste City-Blutspende Münster: 6. August, Klarissengasse 9, 12–18 Uhr

Alle Termine: www.blutspendedienst-west.de/blutspendetermine/spendeorte/2487-blutspende-in-muenster

Spenderhotline: 0800 11 949 11 (kostenfrei)

lllustration Thorsten Kambach / Fotos Blutspendedienst West

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