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2022-11-07 Stadtgeflüster Illustration Ekki kurz.tif

Jack Turner macht Stephan Günther zum Hörspielsprecher

IM GRUSELKELLER

Neben dem Podcast-Hype der letzten Jahre gibt es ein weiteres Genre, was nicht nur nicht vergessen wurde, sondern auch immer wieder von sich reden macht. Richtig, die Rede ist vom Hörspiel. Es gibt wohl kaum Menschen, welche nicht früher den Stimmen von TKKG, Drei ??? und den unzähligen Kollegen gelauscht haben. Eine besondere Sparte bei Hörspielen ist und war stets das Grusel-Hörspiel. Der Geisterjäger John Sinclair dürfte den meisten wohl ein Begriff sein. Den gab es nämlich nicht nur als Groschenroman am Büdchen, sondern auch als Hörspiel. Der Münsteraner Jan Kaiser und der Punk-Sänger Gunnar Schröder wollen in seine Fußstapfen treten. Dazu haben wir uns in den Gruselkeller begeben, den einige vielleicht auch Studio nennen würden. Da gab es nicht nur den ersten Hörspielauftritt für den Interviewer, sondern auch einige interessante Fakten rund um das Hörspiel Jack Turner.

Kein Podcast, sondern Hörspiel! Wie kamt ihr dazu, Hörspiele zu machen? Wie kamt ihr überhaupt zusammen?


Wir haben uns tatsächlich zu Corona-Zeiten kennengelernt. Wir suchten eine Möglichkeit, doch noch Bier zu trinken und sich zu treffen. Im Garten eines Bekannten, bei Eike Bussmann, haben wir das dann auch geschafft. Da haben wir beiden uns auch kennengelernt. Schnell haben wir dann auch festgestellt, dass uns eine gemeinsame Leidenschaft für Hörspiele eint. Ein Skript existierte sogar schon und so haben wir dann einfach beschlossen, dass wir es umsetzen.


Jack Turner ist ja jetzt kein Hörspiel von der Stange, sondern eine Mischung aus Humor, Detektivgeschichte und vor allem eine große Portion Horror. Euer Fable?


So ungefähr. John Sinclair war, zumindest für mich, immer schon ein großes Thema. Auch die Gruselserie von Europa war schon immer spitze. Es ist ja relativ klischeebeladen, deshalb ist es auch nicht ganz so schwierig, etwas in dieser Richtung zu schreiben. Die Skripte zu den Folgen gibt es teilweise auch schon 

länger.


Wie waren denn die Reaktionen auf die Hörspiele?


Die Leute fanden das interessant, gerade weil wir ja ein Konzept haben, bei dem wir uns so ein wenig, ich sage mal, semiprofessionelle Leute als Sprecher ausgewählt haben. Natürlich auch ein wenig, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Vor allem Leute, die wir selbst irgendwie cool finden und mit denen wir Lust hatten, was zu machen.


Darunter auch viel Musikprominenz, wenn ich mich recht erinnere?


Das ist richtig! Henning von H-Blocks, Micha von In Extremo, Ines von den Broilers, Dr. Ring Ding oder Christian Steifen jetzt beim letzten Mal. Völlig verschiedene Leute halt. Das finden natürlich viele Menschen cool, wenn die mal so in so einem Hörspiel auftauchen.


Wie viele Leute hören eure Hörspiele so? Könnt ihr das messen?


Ja, das kann man natürlich, an den Streamingzahlen. Streaming ist ja das Hauptmedium, wenn es um den Musik- oder Hörspielkonsum geht. Ein paar Folgen stechen da auch raus, an denen man anhand des Feedbacks sieht, okay, vielleicht haben die Leute häufiger gepostet oder in ihrer Blase geteilt. Da sieht man schon einen sehr starken Anstieg, wenn die Hörspiele mit prominenteren Sprechern erschienen sind.


Aber TKKG oder Die Drei ??? habt ihr bis jetzt nicht vom Thron gestoßen?


(Lachen) Das nicht, aber die schwitzen schon. Die Autoren sind nervös.


Wie muss man sich die Umsetzung von der Idee bis zur fertigen Folge vorstellen?


Ich bin immer wieder überrascht, wie viel Arbeit das ist. Vielleicht haben wir die falschen Arbeitswege oder Schritte, aber es ist wirklich ein Wahnsinn, wie lange man damit beschäftigt ist. Erst einmal muss das Skript geschrieben werden, was oft Monate dauert, wenn man das nebenbei macht. Im Anschluss überlegen wir uns natürlich, wer spricht die Rollen? Wenn das entschieden ist, trommeln wir die Leute zusammen und nehmen auf.


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Im Anschluß überlegen wir uns wer die Rollen spricht

Alle auf einmal?


Ne, das sind ja auch schnell mal zehn Sprecher, also haben wir auch schätzungsweise zehn Termine. Die nehmen das vielleicht dreimal auf, damit wir auch verschiedene Varianten zur Auswahl haben. Im Anschluss schnipsele ich das dann zusammen und mache Dialoge daraus, damit es wirkt, als würden alle in einem Raum stehen und sich unterhalten. Danach kommen noch Musik und natürlich Geräusche dazu.


Das klingt tatsächlich nach einer Menge Arbeit …


Ja, da ist man schon wahnsinnig lange beschäftigt, bis man sagt, okay, das ist jetzt fertig. Es fällt einem immer wieder etwas ein, was man noch anders gemacht, oder was da noch fehlen könnte. Wie so ein Stück Holz, daran kann man ewig rumschnitzen.


Kann man die Entstehung so ungefähr in einen Zeitraum fassen?


Ich weiß nicht wirklich, wie viele Stunden das effektiv zusammenhängend wären. Aber fünf bis sechs Monate können es schon sein. Mit der Folge, die in Kürze erscheint, haben wir im April begonnen.


Und ihr macht das aus Spaß an der Freude?


In erster Linie ist das natürlich schon ein Hobby, das muss man so sagen. Das Ganze erscheint ja auf unserem eigenen Label, wir bringen das also komplett selbst raus. Was natürlich cool ist, dass es sich selbst trägt. Da sind wir auch wohl weiter als viele andere. Manchmal bleibt sogar ein wenig übrig, aber das ist wohl nicht genug, um davon irgendwann mal leben zu können. Das ist auch gar nicht so geplant.


Immerhin etwas!


Ja, mittlerweile haben wir auch Sprecher, die etwas Geld kosten, die können wir dann so bezahlen. Aber wir haben alle auch noch unsere normalen Jobs.


Was macht ihr da?


Gunnar: Ich bin hauptberuflich Musiker, habe ein Band, Dritte Wahl, da haben wir ebenfalls ein eigenes Plattenlabel, um das ich mich kümmere. Eine zweite Band ist sogar letztes Jahr dazugekommen, Universum25. Für mehr habe ich auch offen gesagt gar keine Zeit.


Jan: Ich habe einen seriösen Beruf, ich bin im Außendienst der Medizintechnik. Ich verkaufe Sauerstoff.


Sauerstoff ist ja nicht ganz unwichtig!


(Lachen) Stimmt, brauchen die Meisten.


Ich ahne jetzt übrigens, wer die prominenten Sprecher an Land geholt hat, Gunnar?


Na ja, auch Jan ist nebenbei noch Musiker, auch wenn er jetzt weniger macht. Aber klar, wir kennen halt viele aus diesem Bereich und da lag es nahe, dort mal zu fragen. Dadurch spricht sich das auch herum und auf einmal wird man gefragt oder bekommt Angebote. Das Interesse ist schon da!


Das hat ja auch bei meiner „Rolle“ geklappt …


Da siehst du es!


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Für lauter „Amateure“ klingen die Hörspiele aber schon recht professionell …


Ja, und komischerweise waren dann diejenigen am unsichersten, die es eigentlich gewohnt sind, vor etlichen tausend Menschen aufzutreten. Trotz der Erfahrung kam dann auf einmal: „Öhm, wie mache ich das denn? Wie meinst du das? Was soll ich denn?“  Die waren dann doch schon nervös, vor dem Mikro zu stehen. 


Erstaunlich!


Vielleicht ist es, weil man direktes Feedback bekommt, wenn du bei Festivals vor 50.000 Menschen stehst und die anbrüllst. Hier steht man alleine in der Kabine und spricht. Man hat überhaupt nichts Unmittelbares, da steht man erst mal 20 Sekunden in der Stille, in der man überlegt, ob man gut oder eher nicht gut war.


Aber jetzt mal zu etwas Aktuellem. Worum geht es in der Folge, über die wir heute sprechen?


Die Folge wird heißen: Tempel des Wahnsinns – Im Reich der Azteken. Es geht um Tina und Gunnar, die beiden Hauptcharaktere, die immer wieder auftauchen und stets als Einzige überleben. Alle anderen sterben leider und die beiden schaffen es jedes Mal. Am Schluss sagen sie immer: „Wir haben es geschafft. Ja, Gott sei Dank.“ Und dann sagt der Erzähler: „Zumindest dachten sie das.“ Genau da geht es dann in der nächsten Folge weiter …


Ah ja, und wie geht es in dieser Folge weiter?


Diesmal landen sie im Reich der Azteken in einer geheimen Tempelanlage, in der ein Dämon eingeschlossen ist, den sie ungünstigerweise befreien. Und dann gibt es ein Gemetzel, aber die beiden werden vermutlich auch das überleben. Aber man kann ja nie wissen!


Genau so ist es! Bevor wir zu viel verraten, danke ich Euch für den netten Plaudernachmittag und natürlich fürs Mitmachen dürfen.


Hinter der Hörspielreihe von Jack Turner stecken im Wesentlichen Jan Kaiser und Gunnar Schröder, die zusammen mit einigen anderen mittlerweile sechs Folgen der Reihe herausgebracht haben. Es geht um Tina und Gunnar, die beiden Hauptcharaktere, die immer wieder auftauchen und stets als Einzige überleben. In den Folgen geht es um die gruselig-humorigen Abenteuer der beiden Hauptcharaktere, der Journalistin Tina Rainford-Stevens und dem Forscher Gunnar Larsson.
Die Hörspiele kann man entweder auf CD erwerben oder bei allen gängigen Streaming-Plattformen hören.

lllustration Thorsten Kambach / Fotos Jan Kaiser und Gunnar Schröder

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