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2022-11-07 Stadtgeflüster Illustration Ekki kurz.tif

Iris Götze erklärt Stephan Günther ihre Superkräfte

DAS MÜNSTER LASER-GIRL

Iris Götze heißt sie mit bürgerlichem Namen, und die Überschrift klingt bewusst ein wenig nach Superheldin. Denn Iris hat genau genommen gleich drei Superkräfte und der Laser ist nur eine davon! Als Hautärztin, also Dermatologin, nimmt sie es nicht nur mit Tumoren und anderen Hautkrankheiten auf, sondern ist auch eine wirkliche Körper-Detektivin. Wenn dort alles erledigt ist, wechselt sie ihr Cape und fährt zu ihrem Laser-Institut mitten in der Stadt. Unerwünschte Körperbehaarungen oder Tätowierungen sind dort der Gegner. Tja, und zu guter Letzt füllt sie danach noch eine geheimnisvolle Paste in Tuben. Was das alles genau zu bedeuten hat? Da haben wir natürlich mal genauer nachgefragt.

Hautärztin, das hört sich zunächst nicht so richtig spektakulär an. Wie kamst du dazu?


(Lacht) Ich habe Medizin studiert und im Anschluss den Facharzt gemacht. Jetzt bin ich Dermatologin.


Faszinierend! Was macht dir besonders Spaß an dieser Sparte der Medizin?


Es ist ein Fach, welches wirklich alles beinhaltet, das heißt, du kannst, wenn du im niedergelassenen Bereich arbeitest, sogar operieren und richtig coole, fein chirurgische OPs im Gesicht durchführen.


Wer hat sich das als Kind nicht gewünscht?


(Lacht) Richtig! 


Sorry, ich unterbrach dich …


Du kannst aber auch Detektiv spielen, das heißt, du bist sehr auf der internistischen Schiene unterwegs, wenn du zum Beispiel so chronisch entzündliche Krankheiten wie Lupus, Schuppenflechte oder Psoriasis siehst. Bis man da dann teilweise erst mal drauf kommt. Schuppenflechte kann beispielsweise oft wie ein Chamäleon sein. Da musst du dann überlegen: „Mit welchem Medikament starte ich? Habe ich alle Grunderkrankungen berücksichtigt?“ Und diesen internistischen Teil der Dermatologie finde ich einfach wahnsinnig interessant.


Ganz uninteressant hört sich das ja doch nicht an, muss ich sagen.


Natürlich sind dann da noch Patienten, die mit so Kleinigkeiten in die Akutsprechstunde kommen, zum Beispiel mit Hautveränderungen, die schnell gewachsen sind. Die haben logischerweise Angst, dass es etwas Schlimmes ist und dann siehst du da mit dem Auflichtmikroskop drauf und sagst: „Alles gut, ist nur eine gutartige Warze.“ Dann strahlen die dich an und du bekommst halt direktes Feedback. Das hast du bei vielen anderen medizinischen Fachdisziplinen nicht, dass es einfach abwechslungsreich ist und ja, deswegen mache ich das so leidenschaftlich.


Das ist natürlich schön und vor allem angenehmer, als eine Krebsdiagnose zu stellen …


Ja, das stimmt. Aber es wird ja auch sehr viel Werbung für Hautkrebsvorsorge gemacht, was super ist. Im Fall einer Krebsdiagnose begleitest du die Patienten dann natürlich. Als Beispiel: Weißer Hautkrebs. Es gibt unterschiedliche weiße Hauttumore, die häufigsten können sehr gut operativ behandelt werden. Die Patienten bleiben dann auch in der Nachsorge und man sieht sie dann regelmäßig zur Kontrolle in den ersten zwei Jahren. Man geht also mit den Patienten eine Art Beziehung ein. Wenn man sich regelmäßig sieht, sich unterhält und auch einiges aus deren Leben mitbekommt. Eine schöne Beziehung, die sich da entwickelt. Vorsorge ist aber natürlich immer noch besser als Nachsorge! Deswegen empfehle ich allen ab dem 35. Lebensjahr zum Hautkrebsscreening zu gehen, alle zwei Jahre.


Wenn ich das jetzt so höre, bist du ja fast schon eine Art Hausarzt?


Ja, könnte man fast schon sagen. (Lacht) Aber andere Fachrichtungen, Onkologen zum Beispiel, die haben auch ein sehr engmaschiges Nachsorge-Netz. Aber trotzdem möchte ich das nicht missen, die ganzen Menschen, groß oder klein.


Da wir hier aber nicht in einer Hautarztpraxis sitzen, sondern in einer Praxis für Haar- und Tattooentfernung via Laser sitzen, YOURSKIN, war dir das noch immer nicht genug? Wie kam es dazu?


Also, YOURSKIN ist ein Laser-Institut, wir bieten permanente Tattoo- und Haarentfernung mittels Laser an. Die Haare werden durch unser geschultes Fachpersonal und die Tattoos durch Fachärzte entfernt. Wir haben im September letzten Jahres hier an der Rothenburg eröffnet.


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Man geht mit Patienten eine Art von Beziehung ein

Wie kommt man darauf, das noch „nebenbei“ zu machen?


Die Nachfrage nach diesen Dingen ist einfach wahnsinnig groß. Es gibt Zahlen, die sagen, dass mittlerweile jede zweite Frau um die 25 tätowiert ist. Viele junge Menschen merken in dieser schnelllebigen Zeit nach einigen Monaten, dass ihnen das Tattoo doch nicht mehr gefällt. Viele dieser Menschen sind dann auch bei mir in der Hautarztpraxis gewesen, mit der Bitte, es zu entfernen. Das Investment in die dafür benötigten Geräte ist aber enorm, und die Amortisierung würde viel Zeit in Anspruch nehmen. So ein Gerät müsste eigentlich 24/7 laufen.


Und dann hast du die Möglichkeit gewittert, diese Sparte „auszugliedern“?


Ich bin ehrlich, das ist nicht ganz auf meinem Mist gewachsen. Ich wurde Anfang letzten Jahres angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, YOURSKIN in Münster mit aufzubauen. Jetzt sitzen wir hier in der fertigen Praxis.


Jetzt bist du quasi an zwei Orten gleichzeitig? Aber im Ernst, wie machst du das mit den zwei Praxen?


Das ist einfach. (Lacht) Die Hautarztpraxis ist in Emsdetten, dort bin ich angestellte Ärztin und arbeite an 3,5 Tagen in der Woche. Der Rest der Zeit gehört YOURSKIN. Was übrigens auch super praktisch ist, da ich in Münster wohne und so nur noch an drei Tagen in der Woche nach Emsdetten pendeln muss.


Organisation ist alles! Lässt sich denn schon absehen, ob der Bedarf für YOURSKIN in Münster und Umgebung groß genug ist?


Während wir bei der Haarentfernung viele Mitbewerber haben, gibt es für die Tattooentfernung in Münster noch keinen Anbieter, der dies mit einem Picosekunden-Laser und unter Arztdurchführung anbietet. Den Rest wird die Zeit zeigen, aber unsere Professionalität, gerade mit den qualifizierten Ärzten vor Ort, spricht sich natürlich herum. Wir kennen da von Patienten ganz andere Geschichten, wie es bei anderen Instituten zugehen soll, aber bei uns steht absolute Professionalität im Vordergrund.


Musste gerade kurz überlegen, wo ich mir vorstellen könnte, permanent keine Haare mehr zu wollen …


Die meisten Männer nehmen am häufigsten den Rücken oder Nacken. Die sagen dann gern: „Wenn mir da so der Bär hinten rauskommt, ist das irgendwie unangenehm.“ Rasieren ist ja auch wirklich nicht einfach an den Stellen. (Lacht)


Ok, das lassen wir mal so stehen! Aber lass uns mal über Tattoos sprechen! Gibt’s da so „Favoriten“, die immer wieder entfernt werden? Oder bestimmte Altersgruppen?


Nicht direkt, ich würde das vielleicht in Gruppen einordnen. Da sind etwa diejenigen, die sich irgendwann den Namen des Partners tätowiert haben, diese Gruppe ist schon recht weit vorn. Häufig sind es aber auch irgendwelche Tribals, die irgendwann mal in den 90ern ihre Hochphase hatten. Den Pamela-Anderson-Stacheldraht um den Oberarm haben wir auch schon einige Male gesehen. Das sind halt häufig Sachen aus der Jugend, die einem jetzt nicht mehr gefallen.


Wie ich las, gefällt sogar Frau Anderson selbst ihr Stacheldraht nicht mehr.


Ach wirklich? Sie kann sich jederzeit bei uns melden! (Lacht)


Hattest du schon mal richtige Fails, so jemanden, wo man denkt, okay, da kann ich verstehen, dass man das wegmachen lassen will?


Oh ja! Gerade bei irgendwelchen Sprüchen. „Toll“ sind auch immer vertauschte Buchstaben oder Rechtschreibfehler. Da gibt es „Seoul“ oder „Seol“ statt „Soul“, „Preusen“ statt „Preussen Münster“ …


Was denkst du in so einem Fall als Erstes? „Oh Gott!? Dem muss ich helfen.“ Oder eher so etwas wie „Dem Tätowierer muss ich mal Bescheid stoßen!“?


Das ist ein sehr delikates Thema, für die Tätowierer ist das Kunst, und genau so sehe ich das auch an. Ich hatte schon etliche Dialoge mit welchen, die das natürlich als zerstörte Kunst ansehen. Aber ich mache das ja nicht, indem ich aktiv auf Leute zugehe und ihnen rate, das unbedingt entfernen zu lassen. Die Patienten kommen ja zu mir, weil sie todtraurig sind. Sie besprechen etwas mit ihrem Tätowierer und sind hinterher super enttäuscht.


Ok, über die künstlerische Umsetzung kann man ja immer streiten. Ich meinte eher bei solch groben Schreibfehlern.


Ich habe schon mehrmals erlebt, dass Tätowierer in solchen Fällen die Kosten für die Entfernung übernehmen. Aber auch solche, die das als ihre Art der Interpretation empfinden und gar nicht mit sich reden lassen.


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Rasieren ist nicht wirklich einfach an einigen Stellen

Was war denn das schönste oder das außergewöhnlichste, schönste Tattoo, was du bis jetzt gesehen hast?


Eines der schönsten Tattoos, welches ich hier gesehen habe, war eine Medusa, die begann unter der Brust und zog sich Richtung Bauchnabel. Die war super gestochen, aber es war halt ein wenig schief, weshalb die Patientin sich entschied, das wegzumachen. Mir ist das gar nicht so aufgefallen, aber gut, jeder betrachtet das anders. Aber es war wirklich so wie aus dem Mythos, die Medusa, so ein Schlangenkopf, das fand ich faszinierend, das hat mich vollkommen umgehauen, eines meiner Lieblingstattoos.


Tut das Lasern eigentlich weh?


Das kann man so pauschal nicht sagen, da reagieren Patienten sehr unterschiedlich. Gerade heute hatte eine Patientin bei der Entfernung leichte Kreislaufprobleme. Das kann manchmal passieren, oft ist es die Aufregung und dass du nicht weißt, was dich erwartet. Andere sagen, es ist genauso schmerzhaft wie das Tätowieren selbst, nur viel schneller. Den zeitlichen Aspekt kann ich bestätigen, eine Fläche mit zehn Zentimetern Durchmesser habe ich in drei bis vier Minuten fertig.


Das ist wirklich fix! Dermatologin, Laser-Girl, aber das war es noch nicht bei dir, du entwickelst auch noch Hautprodukte, oder?


Es ist eine medizinische Pflegelinie für die post therapeutische Laser-Behandlung, die optimal deine Haut nach einer Laserung pflegt.


Dass da noch niemand drauf gekommen ist bisher! Was macht dein Produkt so besonders?


Ich bin da sehr stolz drauf, muss ich vorausschicken. Die Produkte sind zu 100 Prozent regional hergestellt. 


Die Spannung steigt! 


Lara ist Apothekerin in dritter Generation, ein reines Frauenunternehmen. Sie betreibt drei  Apotheken in Ochtrup und Rosendahl. Da bin ich an sie herangetreten: „Mensch, du hast doch ein Labor, warum entwickeln wir nicht basierend auf Wissenschaft und unserer Erfahrungen eine medizinische Hautpflege?“ 


Ok, aber jetzt die Frage aller Fragen, was habt ihr „Miraculixe“ denn da genau zusammengerührt?


Wir haben verschiedenste Rezepturen ausprobiert. Immer wieder fein justiert über viele Stunden und Monate bis wir mit dem Endprodukt zufrieden waren. Das hatte tatsächlich auch ein wenig von Miraculix (lacht). Unser Pflegeprodukt ist optimal auf die Nachbehandlung nach einer Lasertherapie abgestimmt. Ziel ist es, das Remodeling der Haut zu fördern. Das tut unser Produkt zum Beispiel durch Dexpanthenol, es unterstützt die Wundheilung und ist der leitliniengerechte Goldstandard in der Nachbehandlung einer Lasertherapie, aber wir wollten zusätzlich noch einen kühlenden und pflegenden Effekt mit unserer Creme erzielen, geeignet für die empfindliche zu Allergien neigende Haut und das ist uns gelungen. Dann haben wir nach einem Namen gesucht.


War das so schwer? 


Meine Güte, haben wir viele Namen erfunden, ich will da keine verraten, vielleicht nutzen wir die noch für andere Produkte. Unsere Wahl fiel schlussendlich auf „SERICUM“. Aus dem Lateinischen zusammengesetzt, es soll sich anfühlen, wie Seide auf der Haut. 


Wer nach dieser Metapher kein gutes Gefühl bekommt, hat die Kontrolle verloren. Iris, mit diesem seidig-schönen Gefühl bedanke ich mich für dieses tolle Gespräch!


Iris Götze

Iris Götze ist 40 Jahre alt und lebt mit Mann und Kind im schönen Kreuzviertel. Zur Medizin inspirierte sie ihr Onkel in Peru, der sie bereits mit 9 Jahren ins Krankenhaus mitnahm, wo er auch karitativ gearbeitet hat. Auch wenn der Eindruck entsteht, dass Iris außer Arbeit kein Hobby hat, findet sie immer noch Zeit, einem Fußballverein aus dem Revier die Daumen zu drücken.

Illustration Thorsten Kambach / Fotos Stephan Günther

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