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2022-11-07 Stadtgeflüster Illustration Ekki kurz.tif

Peter Sauer spricht mit Giulia Wahn über Exklusivität, Teamgeist und Starkstrom

POP-UP-RAVES: DORT FEIERN, WO KEINER DIE PARTY ERWARTET

Eine Stunde und 59 Minuten bis zu zwei Stunden und 59 Minuten. So lange gehen die Pop-Up-Raves vom Künstler-Kollektiv AGNC EVENTS aus Münster. Seit letztem Jahr organisieren Sängerin Giulia Wahn, DJ MBP Claudio Hoffmann und Soundingenieur Nils Ottmann kurze Techno-Partys namens AURA in den ungewöhnlichsten Locations, nicht nur in Münster. Wir sprachen stellvertretend für das Team mit Giulia Wahn.

Giulia, gut, dass ich dich erreiche. Du steckst ja gerade wieder mitten in den Vorbereitungen für den nächsten Pop-Up-Rave. Wie kam es zu der Idee?


Ich hatte 2024 die Idee etwas zu machen, was es so in der Partyszene in Deutschland noch nicht gab. Nicht nur eine einmalige Party auf die Beine stellen, sondern etwas Magisches. 


Was ist für dich etwas Magisches? 


Also ein Projekt zu realisieren, das einen Impact auf die Kunst- und Kultur-Szene hat. Der Hintergrund ist ein trauriger: Viele Clubs gehen kaputt. Deshalb muss man sich immer wieder etwas Neues überlegen, um innovativ zu bleiben. AURA soll die Feier-Ära in sich verändernden Zeiten wie heute wieder interessanter machen, die Lust aufs Feiern fördern.


Wo kamen die Einflüsse her?


Ich liebe einfach Musik und liebe es, wie man mit Musik Menschen glücklich machen kann. Aus den Niederlanden und Belgien schwappten sogenannte Pop-Up-Raves rüber, die sich langsam etablieren. Wir wollten aber Events an besonderen Orten stattfinden lassen, einmalig und extrem exklusiv.


Das sind in der Tat ungewöhnliche Party-Orte. Gibt es da genügend Platz?


Oh ja, das sind ungewöhnliche Orte und wir sorgen für den jeweiligen Platz für Party vor Ort, behalten aber den Charakter der einzelnen Locations bei. Das gehört mit zum Konzept. AURA ist da, wo du keine Raves erwartest, es gibt weder Infrastruktur noch gastronomische Elemente, Bars, Clubs und Diskotheken sind für uns keine Option – je größer die Herausforderung, desto besser.


Wie fandest du die richtigen Partner für AURA-Events?


DJ Claudio Hoffmann (MBP) kannte ich schon von einigen Clubevents. Claudio hat ein goldenes Händchen für gute Musik und ist als DJ international etabliert. Wenn er auflegt, kreiert er mit seinem unvergleichbaren Sound eine einzigartige Atmosphäre, sein Style und musikalischer Geschmack passen perfekt. Und er hat marketingtechnisch ein echt gutes Auge. Genau das suchte ich. Aber lustig war, dass auch Claudio zeitgleich zusammen mit Soundingenieur Nils Ottmann ebenfalls Pop-Up-Raves organisieren wollte. Durch einen schicksalhaften Zufall kamen wir zusammen, bildeten das perfekte Trio aus Musik, Technik und Eventorga und drei Wochen später ploppte die erste AURA aus dem Boden.


Was zeichnet Nils aus?


Nils bringt einen unglaublichen Wumms mit. Er hat nicht nur gigantische und hochwertige Technik, er hat als Geschäftsführer von The Live Company GmbH & Co. KG auch noch die Skills, diesen ganzen Kram richtig gut zu bedienen. Und damit meine ich nicht zwei, drei Lämpchen, eine Nebelmaschine und einen Subwoover.


Wie wichtig ist bei AURA neben dem fachlichen Know-how der Teamgeist?


Sehr wichtig. Wir sind ein tolles und gleichberechtigtes Trio. Jeder ist 33,33 Prozent von AURA. Wir wären nicht so weit mit unserer Agentur, wenn wir nicht alle 150 Prozent geben würden, weil wir so dafür brennen, richtig gute Partys zu machen.  


Das heißt?


Immer wieder neu, kein zweites Mal am selben Ort, verrückt, ekstatisch, authentisch, musikalisch, stylish und auch technisch immer über dem Maß! Bei AURA ist alles ebenerdig, nah am Gast, wir spielen immer mit Boiler-Room-ähnlicher 360 Grad Bühne, was ein Gefühl von Community erschafft.

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Nils bring einen unglaublichen Wumms mit

Nach welchen Kriterien werden die Locations ausgesucht?


Die Location muss einfach crazy sein, einfach richtig untypisch, es muss einen gewissen Spirit haben. Meist entscheide ich nach Gefühl, Claudio mit Kopf und Nils mit dem Maßstab. Derweil flattern die Anfragen von Konzernen und Firmen nur so rein, eine AURA bei ihnen im Betrieb zu platzieren, wir haben aber schon recht hohe Ansprüche.


Von welcher Location träumst Du?


Ja, unsere Träume und Visionen werde ich hier natürlich nicht preisgeben, ein Ziel war aber zum Beispiel der Knast in Münster, da haben wir leider vor kurzem die Absage bekommen, auch wenn Interesse bestand. Aber es stehen noch ein paar sehr abgefahrene Ideen auf der AURA-Brainstorming-Liste.


Wann ging das mit den AURA-Events als Gründeridee los?


Am 7. Dezember 2024 war die Premiere mit einem Pop-Up-Rave mit 140 Leuten. Die Vorbereitungszeit seit unserer Gründung Mitte November betrug gerade mal drei Wochen. Knackig, aber wir haben uns selbst bewiesen, was „Pop-Up“ wirklich bedeutet.


Wie sieht die Struktur aus?


Kurz und knackig, exzessiv und ekstatisch. Ich vergleiche es immer mit einem High Intensive Training. Zack, Warm-up wird direkt übersprungen, sofort einen Puls von 180, 200 Situps, 300 Jumping Jacks und der Party-Tsunami ist vorbei. Am Ende fragt man sich: „Was zur Hölle war das?“


Warum eigentlich so kurz?


Der Zeitaspekt ist das Besondere neben dem Location-Thema. Die Menschen wissen, sie haben nur eine gewisse Zeit, das Beste aus der Party zu machen, somit werden sie zum besten Stimmungsindikator neben der Musik. Ihre Grundstimmung ist schon vor der Veranstaltung eine andere, zudem feiern wir von 18 bis 21 Uhr. 


Warum um diese Uhrzeit?


Die Generation, die wir größtenteils ansprechen, beginnend bei Mitte zwanzig bis Mitte vierzig (und älter) hat teilweise berufliche, teilweise elterliche Verpflichtungen. So geben wir möglichst vielen Gästen die Möglichkeit, zu humanen Zeiten ein wenig Spaß zu haben. Die Babysitter freuts.


Aber warum dann nur so geballt in einem Zeitfenster von maximal drei Stunden?


Wir kreieren mit dieser konzentrierten Partyzeit eine starkstromartige Essenz aus musikalischen und atmosphärischen Highlights. Man erlebt alles viel schneller, emotionaler, intensiver und irgendwie anders. Die Power überrascht mich jedes Mal wieder neu. Manchmal stehen Nils und ich während Claudios DJ-Set daneben, schauen uns die Menschen an und können nicht fassen, was um uns herum geschieht.


Und die Rechnung geht auf?


Ja, die Leute sind danach fix und foxy und richtig ausgepowert. Und glücklich, ja förmlich beseelt und dankbar. Und genau das ist, was zählt und uns motiviert.


Giulia, was sind deine Aufgaben?


Ich mache das Event-Management, Locationscouting, und alles, was mit den Gastro-Elementen zu tun hat, Kundenbetreuung und ja, mittlerweile kann man AURA auch für Corporate Events anfragen. Claudio ist für Marketing, Social Media und Collaborations zuständig. Da steckt ein kleines Werbe-Talent in ihm. Nils ist unser technisches Brain, macht neben Sound und Lichtkonzept Ticketing und Zahlen.


Und du bist „Mädchen für alles“?


Ja, könnte man so sagen (lacht).  Ich mache auch die Toiletten sauber, wenn es sein muss, denn alle Locations müssen stets besenrein verlassen werden. Bei 160 Leuten bei Paula Hack Frisöre habe ich danach auch die Toiletten geschrubbt. Habe ich aber absolut kein Problem mit.


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Die Power überrascht mich jedes Mal

Ihr macht echt alles selbst?


Ja, bestes Beispiel nach dem Event bei McDonald’s. Danach bin ich an vier Tagen mit stinkenden Pfanddosen von Leergut- zu Pfandautomat gefahren, um die ganzen leeren Dosen wegzubringen. Mein Auto riecht heute noch nach Don Papa Rum! Aber dieser Allrounder-Einsatz gilt für das gesamte Team: Wir drei von AGNC EVENTS – Nils und ich, Claudio nur bedingt, hahaha, wir machen uns gerne die Hände schmutzig. Kleiner Spaß, nein, die Arbeit bleibt nicht liegen, bis das letzte Case halt verladen ist. Auch da funktioniert unser Trio perfekt.  


Wie bringt ihr euch und das Equipment zu den Locations?


Die Antwort ist mal wieder Nils. Nils‘ Sprinter, Nils großer Hänger mit Nils gesamtem Equipment für die komplette AURA, Claudios Auto voll, mein Wagen voll, wobei da muss noch Platz für Hilde bleiben, meiner ungarischen Tierschutz-Schäferhündin. Und den Bully fahren wir drei dann, ich auch, auch wenn es mal weiter weg geht, wie neulich die neun Stunden Fahrt von Münster nach Kühtal in Österreich. 


Nach Pop-Up-Partys im Tattoo-Studio (Hunt Atelier) oder im Friseursalon (bei Paula Hack) sorgte der Rave bei McDonald’s in Essen am 8. März für einen größeren Sprung nach vorne …


Richtig. Da waren 180 Leute dabei, darunter auch viele Influencer. Mit tollen Folgen: Rund zwei Millionen Klicks bei TikTok und 860.000 Reaktionen/Views.


Ende März habt ihr drei Tage lang das österreichische Ski-Gebiet Kühtal auf 2200 Metern Höhe mitten im Schnee bei laufendem Betrieb gerockt. Ist das nicht schwierig zu bespielen?


Bei AURA ist nichts schwierig. In 90 Minuten haben wir alles aufgebaut. Wir können theoretisch überall aufbauen, Stromaggregator hatte Nils, wer auch sonst, dabei – somit waren wir komplett autark.


Was stand auf den schneebedeckten Bergen auf dem Programm?


Am Donnerstag waren wir in einem abgeschiedenen Igludorf, perfekt für Drohnenaufnahmen, am Freitag bespielten wir eine coole Pizzeria, am Samstag eine Open-Air-Terrasse des Sterne-Winterressorts Mooshaus, sonntags direkt neben einer Skipiste an der Almhütte. 


In Münster habt ihr zuletzt eine Lagerhalle von Dermasence im Hafen und die Waschanlage von Mr. Wash bespielt. Werdet ihr euch auf Münster konzentrieren?


Nein, wir denken und planen auch schon überregional, bei AURA gibt es keine Grenzen.


Wie sieht es finanziell aus?


Die ersten AURAS waren reine Promo-Veranstaltungen, die uns und den Gast nichts gekostet haben, da ein Großteil über Sponsoren finanziert wurde. Die Locations sind kostenlos. Seit April zahlt der Gast zwar immer noch keinen Ticketpreis, jedoch erheben wir nun einen Getränkemindestumsatz. Mitarbeiter:innen, Equipment, Dienstleistungen und die viele Arbeit wollen ja bezahlt werden.


Hand aufs Herz, rechnen sich die Events für euch?


Neben der Party ist es uns wichtig, Arbeitsplätze zu schaffen, einen Umsatz zu machen und schlussendlich Geld zu verdienen. Wir haben wie jeder Mensch Ausgaben. Mit AURA haben wir einen Nerv getroffen, wir sind auf dem richtigen Weg und das macht uns sehr ehrfürchtig und dankbar.


Wie komme ich an die begehrten Karten für die nächsten Pop-Up-Raves?


Das geht nur über Instagram und via persönliche Einladung, Peter, du erreichst die Leute heutzutage nur noch über Social Media. Eine Möglichkeit, an die begehrten Karten zu kommen, ist über unser Gewinnspiel: dich und deinen mitfeiernden Buddy dort markieren und Daumen drücken. Dann verschicken wir von AURA den Entry-QR-Code und du bist garantiert dabei.


Giulia, mit verschiedenen Projekten, wie „Giulia Wahn’s Finest Music Session“ im Jovel und jetzt als ein Teil von AURA prägst du die Musikszene. Wie sieht dein Alltag aus?


Mein Leben ist zweigeteilt. Auf der einen Seite super extravagant und glamourös, und auf der anderen Seite bin ich naturbezogen und lebe zurückgezogen.


Das heißt?


Jeden Morgen hole ich mir beim Bäcker einen Kaffee mit Croissant und gehe mit meinem Hund Hildi in den Wald, wir sehen dann quasi wie Bewohner des Waldes aus. Ungeschminkt, Outdoor-Klamotten in Tannengrün, im Sommer barfuß so oft es geht. Aber abends gehe ich in die Zauberkugel und verwandle mich in einen anderen Menschen. Hole ich mir dann einen zweiten Kaffee, werde ich nur selten erkannt.


AGNC Event Agentur

Die AGNC Event Agentur besteht aus Giulia Wahn, Claudio Hoffmann und Nils Ottmann, allesamt aus Münster. Tickets für die PopUp-Raves an ungewöhnlichen Locations können Besucher NICHT kaufen. Diese gibt es nur auf Einladung über AURA-Events oder über ein Instagram-Gewinnspiel auf der Insta-Seite:

https://www.instagram.com/auraeventsms/

Illustration Thorsten Kambach / Fotos AGNC-Events

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