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2022-11-07 Stadtgeflüster Illustration Ekki kurz.tif

Tom Feuerstacke und Ekki Kurz sprechen über Lisa

LISA

Vor über 30 Jahren betrat er die Bühnen, um mit seiner Band „Starlight Excess“ einen unglaublichen, von Erfolg gekrönten Ritt durch die Republik und weiter zu starten. Er wollte Party für alle und das immer und lange. Das ist ihm bis heute gelungen. Nicht mehr so oft im Jahr, denn man wird im Alter ja etwas ruhiger. Und wenn man dann Zeit hat und in seiner Vergangenheit wühlt, findet man so manche Dinge, die in Vergessenheit geraten sind. So auch bei Ekki, der einen Song wiedergefunden hat, den er im letzten Jahrtausend geschrieben hat und der ihn nie wirklich losließ.

Tom: Ekki, wer ist Lisa?


Ekki: Lisa ist schlichtweg eine fiktive Gestalt. Ich hatte damals eher kritische Texte geschrieben oder überzogen ironische. Die Band kam darauf, sich mal an eine Ballade heranzuwagen. So entstand „Lisa“.


Was kann diese Frau, dass du ihr ein Lied gewidmet hast?


Lisa ist klug, weltoffen, hat Humor, kann zuhören, ist mysteriös, kann kochen und ist eher ein weibliches Einhorn, welches meiner Fantasie und Weinseligkeit entsprungen war. Aber Lisa hat nun mal ihren eigenen Kopf, da beißt du dir als Mann schon mal die Zähne aus. Aber im Grunde ist sie natürlich eine ganz liebe Person, kommt lediglich mit dem Herrn, der um sie freit, (noch) nicht so wirklich klar.


Wieso hat das 30 Jahre gedauert, diesen Song aus der Schublade deines Schreibtisches ins Studio mitzunehmen?


Unser alter Schlagzeuger Christian Ohl von der damaligen Band „Starlight Excess“ hat mir ein 17 Kilo schweres Paket geschickt, mit diversen Erinnerungen drin. Da war auch „Lisa“ dabei. Und nach 30 Jahren war es Zeit für „Lisa“. Die Aufnahme war vor allen Dingen durch den Sound der damaligen Zeit schwer geprägt. Da mussten einige Änderungen vorgenommen werden. Und da die jetzigen Zeiten ein wenig grau daherkommen, dachte ich, es ist mal an der Zeit, dass auch Emotionen ihren Weg nach draußen finden.


Warum hast du dich nicht eher um „Lisa“ gekümmert? Es wirkt etwas stiefmütterlich, wenn man bedenkt, wie lange der Song in der Schublade lag.


Mich hat tatsächlich nichts und niemand gehindert, da eher aktiv zu werden. Mir sind diese Dinge schlichtweg entfallen und als ich noch deutlich mehr mit meiner Band unterwegs war, war da auch nie die Zeit, die ich da jetzt habe. Dazu hatte natürlich auch noch jeder seinen Job, seine Arbeit, der er nachgehen musste. In dieser Zeit war da gar nicht dran zu denken, noch Arbeit in ein Studio oder generell in Aufnahmen zu stecken.


Warum war jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen für ein Recording?


Es gibt keinen definiert korrekten Zeitpunkt für ein Recording. Das Wann, Wo oder Ob kann nur das Herz entscheiden. Ja, und bei mir war es dann so weit, dass ich einfach neugierig war, ob das noch funktioniert. Wie es ist, wenn ich selber den Song singe. Und überhaupt ist es natürlich immer spannend zu sehen, wie denn da die Reaktionen der Hörer sind.


Wie konntest du Siggi Mertens und sein Studio für die Aufnahmen gewinnen?


Siggi kenne ich seit den Achtzigern, wo ich damals noch vor der Bühne stand und „Marilyn Rock“ aus Münster abgefeiert habe. Ich dachte mir damals, dass ich da auch mal stehen möchte. Siggi habe ich irgendwann bei einem Konzert mit einer anderen Band gesehen und zwei Songs mitgespielt. Ich hatte ihn einfach gefragt.



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Don´t worry, be Ekki

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Mit wem produzierst du diesen Song oder machst du am Ende alles selber, damit dieser Song nach den Aufnahmen auch für die Hörer fertig wird?


Produzieren ist so ein großes Wort. Wir nehmen den Song auf und er dient eigentlich nur der Befriedigung meines Egos. Ich fand den Song damals klasse und würde mich natürlich freuen, wenn andere Menschen diesem kleinen Liedchen auch etwas abgewinnen können. Es geht hier nicht darum, den Song zu vermarkten. Wir machen das wirklich nur aus Spaß an der Sache. Das Einspielen und Aufnehmen mache ich zusammen mit Siggi Mertens, der sich aber deutlich mehr um die Aufnahme kümmert, weil ich sowas nicht kann. Für diesen modernen Computerkram bin ich zu alt und vermutlich zu blöd.


Da du kein Multi-Instrumentalist bist, braucht es weitere Musiker, die dich begleiten. Wen konntest du für dein Projekt begeistern?



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Lisa findet Ihr auf dem YouTube-Kanal: https://www.youtube.com/@ekkehardkurz6932/videos

Die Gitarre hat Siggi eingespielt. Die Keyboards spielt Michaela Rotterdam von der „Starlight-Family“. Michi kenne ich seit Ewigkeiten. Den Bass spielt mein ältester Freund Georg Hempel, mit dem ich schon zu Messdienerzeiten in der Josefskirche Musik gemacht habe und der mit mir damals die Band „Starlight Excess“ gründete. Das Schlagzeug ist bisher nur programmiert. Da bin ich mir noch nicht ganz schlüssig, wie wir da vorgehen. Ich warte da noch auf eine Erleuchtung. Den Gesang übernehme ich selbst, das ist zwar nicht immer die schönste Variante, aber zumindest weiß ich, wie ich Textpassagen gerne betont hätte.


Wenn „Lisa“ am Ende der Aufnahmen fertig ist und du selber begeistert bist von deinem Stück: Was dürfen die Hörer erwarten, wenn der Song gespielt wird?


Eine klassische, unerfüllte Liebesgeschichte. Einen frustrierten Mann. Eine Frau, die sich auch nicht so sicher ist, was sie will. Da ich dazu noch ein Video drehen werde, bleibt es abzuwarten, ob das noch was wird mit den beiden Protagonisten Lisa und dem anderen Typen. Ja, und was können die Leute noch erwarten? Wenn man ein wenig zwischen die Zeilen blickt, kommt man schnell drauf, dass nicht immer alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Klar, es ist der ewige Geschlechterkampf. Mann kämpft um die Gunst der Frau. So richtig kacke findet sie das dann allerdings auch nicht. Sagt nicht ‚Ja‘, aber auch nicht wirklich ‚Nein‘. Diese typische Situation, die einen wahnsinnig werden lassen kann. Der Mann vergöttert und verflucht sie zugleich.


In den Neunzigern spieltest du bereits den Song mit deiner Band?


Damals habe ich den Song live mit „Starlight Excess“ gespielt. Da hat noch Holger Reuter den Song gesungen, aber schon damals war es immer ein Drahtseilakt, den Song in einem Coverprogramm vernünftig zu platzieren. Also so, dass er zumindest im Ansatz gewürdigt wurde. Dass da nicht die Post abging, lag allerdings auch in der Natur des Liedes. Die frühere Version war rockiger als die, die wir jetzt draus gemacht haben. Ob sie besser oder schlechter ist, kann ich nicht sagen. Sie ist zumindest ein wenig erwachsener geworden. Und einige zu schmalzige Dinge habe ich aus dem Text gestrichen beziehungsweise geändert.


In den letzten Jahren war es ruhig geworden um „Lisa“?


Lisa war immer da, nur halt nicht sichtbar. Ich denke, dass es Lisa zu jeder Stunde immer und überall auf unserem blauen Planeten gibt und es gibt auch genauso viele Typen, die sich an ihr die Zähne ausbeißen. Immer und immer wieder. Mal ist sie rothaarig, mal Punkerin, mal biedere Geschäftsfrau. Die Story ist immer die gleiche. Zusammen mit den anderen Dingen aus der Vergangenheit war sie jetzt 30 Jahre in einer Kiste eingeschlossen. Und wenn man schon mal die Möglichkeit hat, die Büchse der Pandora zu öffnen: Da ist der Ekki natürlich immer für zu haben. Und wenn es keiner hören will, kommt sie halt wieder zurück in die Kiste. So einfach ist das.


Du bist auf dem Cover-Sektor zu Hause, hast aber vor langer Zeit auch diesen Song geschrieben. Warum hast du den Weg nicht weiterverfolgt?


Das ist eine gute Frage. Wir haben damals in der Tat einige eigene Songs gespielt. Die Texte kamen immer von mir. Mein Bedürfnis damals war es, eine große Party mit den Leuten zu feiern. Das ist leichter, wenn man sich dann an Songs bedient, die aus der Feder der ganz „Großen“ stammen. Schreib mal so eine Nummer wie „Jump“ oder „Hells Bells“. Ich kann es nicht. Gedacht habe ich aber dann und wann mal daran. Sollte „Lisa“ auf Akzeptanz stoßen, kann es gut sein, dass ich da noch einige Nummern, die so in Schubladen vor sich hin dümpeln, hinterherschiebe. Und das hängt natürlich auch davon ab, ob Siggi da Bock drauf hat. Mal gucken, was die Zukunft bringt – außer den momentanen weltlichen Abfuck. Ich habe da noch die eine oder andere schräge Perle, die ich reaktivieren könnte.


Wie läuft es im Studio?


Im Kellerstudio bei Siggi läuft es gut, wobei ich persönlich Aufnahmen im Studio hasse. Kein Platz für Interpretationen. Alles muss oder sollte haarscharf sitzen. Hier läuft was falsch, da läuft was falsch. Passagen wiederholen. Sagen wir mal so: Aufnehmen ist Arbeit, Auftreten die Kür. Dafür hat Siggi aber erfreulicherweise einen laut bellenden Dobermann, der sehr, sehr gefährlich wirkt. Aber halb so wild. Einmal in die Hände klatschen und er erstarrt vor Schreck. Also das sind dann immer die sehr amüsanten Szenen im Hause Mertens. Am Ende laufen die Tage im Studio relaxed ab, da wir einen ähnlichen Geschmack haben.


Wie anstrengend sind die Aufnahmen?


Die Aufnahmen sind nicht anstrengend, halt nur zeitaufwendig – vor allen Dingen für Siggi. Der macht da deutlich mehr, wofür ich auch sehr dankbar bin. Würde ich da von der großen Anstrengung sprechen, wäre das Jammern auf höchstem Niveau. Ich fahre dahin, spiele die Parts, die ich mir ausgedacht habe, oder ändere noch ein wenig die Textphrasierungen. Jetzt bin ich allerdings auch immer recht schnell zufriedenzustellen. Da ist Siggi doch ein wenig kritischer.


Machst du das Ganze zum Spaß oder soll es auch kommerziell genutzt werden?


Nein, es ist nichts Kommerzielles angedacht. Nur Spaß. Ich schreibe für mich schon so lange und manchmal reizt es mich natürlich zu sehen, was andere Menschen davon halten. Das geht in Kombination mit Musik immer wunderbar.  Und die Leute, die mich kennen, erwarten sowieso eher ein paar textliche, ironische Dinge. Aber versprochen: Ausnahmsweise ist das ein Song ohne jegliche Polemik.


Ganz ehrlich: Schreibst du bereits an einem nächsten Song?


Ich spiele mit dem Gedanken, dass ich noch ein paar Songs mehr bearbeite. Aber alles Dinge aus der Vergangenheit. Warum sollte ich jetzt was Neues schreiben, wo ich doch noch so einiges auf Halde habe? Obwohl, es gäbe natürlich reichlich Themen, die es sich lohnen, betextet zu werden. Aber die Majorität der Themen ist zurzeit so düster, dass ich da gar keine Lust drauf habe. Songs handeln in aller Regel von Themen wie Liebe, Glaube, Hoffnung. Ja, und bei allen drei Begriffen will mir so recht im Moment nichts einfallen.


Danke und viel Spaß bei den weiteren Tagen im Studio.


Ekki Kurz
Der in Münster geborene und aufgewachsene Tausendsassa ist bekannt für seine Bühnenauftritte. Party bis zum Umfallen für alle, die es wollen. Er begeistert in Kurzfilmen und weiß als Entertainer zu unterhalten. Ekki halt.

llustration Thorsten Kambach / Fotos Armin Zedler

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