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2022-11-07 Stadtgeflüster Illustration Ekki kurz.tif

Peter Sauer spricht mit Delano Jörling über Musik, Glücksgefühle und Schuhe 

AKTUELL 253 SONGS IM ARBEITSSPEICHER

Vor 12.000 Menschen auf dem Domplatz fand vor dem Clueso-Konzert beim vergangenen „Münster Mittendrin“ das Finale des Musikwettbewerbs „Voice of Münsterland 2024“ statt. Rund 100 Musiker hatten sich beworben. Sieger wurde Delano Jörling. Wer ist dieser 19-jährige Rapper und Songwriter, den seine Fans nur als Makani kennen? Peter Sauer traf sich mit ihm zum Gespräch in seiner Heimat Kinderhaus.

Hallo Delano. Du bist in Kinderhaus aufgewachsen. Der Stadtteil gilt, wie Coerde und Berg Fidel auch, seit Jahren als berüchtigt. Wie erlebst Du selbst Deine Heimat?


Ganz ehrlich: Kinderhaus ist cool, auch wenn hier Sachen passieren, die unnötig sind. Ich versuche stets, überflüssigem Stress aus dem Weg zu gehen. Und eigentlich ist Kinderhaus ein wunderbarer Ort, sehr bunt und sehr offen. 


Wie wichtig war das Schulzentrum Kinderhaus für Dich?


Prägend. Ab der 2. Klasse machte ich bei dem bekannten Projekt „JeKits – Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen“ mit. Ich spielte zum Beispiel den „Pink Panther“-Solopart an der E-Gitarre. Während meiner Zeit an der Geschwister-Scholl-Realschule spielte ich einige Zeit in der Kinderhauser Schülerband „Rockorchester“ unter der Leitung von Rolf Schorfheide. Das war eine schöne Zeit. 


Was hast Du damals gespielt?


Ich kann mich noch gut an „Hey Joe“ von Jimi Hendrix erinnern.


Krasse Nummer …


Ich sang „Hey Joe“ gemeinsam mit Miriam Abba und spielte E-Gitarre gemeinsam mit Jannik Debekus.


Wie kamst Du eigentlich zur Musik? Erst ab der Schule oder schon früher?


Meine Mutter hat immer R’n’B/Soul gespielt, seit ich auf der Welt bin und vorher sicher auch. Das habe ich sicher auch aus dem Babybauch inhaliert (lacht). Meine Mutter hat ein fantastisches Rhythmusgefühl und mein Vater war Schlagzeuger. Und dann gibt es da noch Opa Franz Josef Jörling. 


Der klingt schon vom Namen interessant …


Und wie. Opa Franz Josef spielte für mich immer abends auf der Gitarre und dann konnte ich wunderbar einschlafen. Ohne Opas Gitarrenspiel konnte ich nicht einschlafen. Ein großes Vorbild, eine große Inspirationsquelle. Mit drei Jahren hat mir mein Opa Franz Josef die ersten Griffe auf der Gitarre beigebracht. 


Apropos Musik, welche Bedeutung hat Lyra-Musik Münster am Kerstingkamp für Dich?


Das ist ein wichtiges Musikhaus. Da habe ich mir früher immer Instrumente, Saiten und Plektren geholt. Und im Obergeschoss war ich öfters.


Warum das?


Im Obergeschoss hatte ich von meinem achten Lebensjahr an Musikunterricht gemacht. Das war die Idee meiner Mutter. Die hat da damals nicht locker gelassen. 


Du hattest Musikunterricht bei einem bekannten Musiker.


Ja, bei Otto Rasche. Den kennt man ja von verschiedenen Bands.


Genau, Get Back oder Gebrüder Engel Band zum Beispiel. Wie lange hat Dir Otto Rasche Musikunterricht gegeben?


Zehn Jahre lang. Bis ich 18 war. Otto Rasche hat mir viel beigebracht, auch das Gefühl zur Musik, und dass man viel mit Gehör arbeitet, statt mit Noten.


Und was war die wichtigste Botschaft am Ende der Lehrjahre? 


Dass man immer dranbleiben und an sich glauben soll.


Diese Philosophie passt auch sehr gut zu deinem Song „Crazy“. Dort singst Du: „Ich will so rappen wie 2 Pac oder 50 Cent, doch ich weiß, dass dir keiner irgendetwas schenkt.“


Genau, Peter. Das ist ein zentrales Statement. 


Wann hast Du Deine erste Single veröffentlicht?


Mit 16 Jahren. „Crazy (Nach mir)“, hieß meine erste Single. Das war noch mein erstes Kapitel. Damals noch mit einem Plattenlabel in Holland. Meine Mutter hatte ein paar Videos von mir beim Musizieren im Netz gepostet, plötzlich kam ein Anruf von einem Produzenten, nur zwölf Wochen später veröffentlichte ich dann die Single „Crazy“. Auf YouTube gibt es das dazugehörige Video, das im Selfie Palace in Osnabrück gedreht wurde. Dann folgte Chapter II. So Independent-mäßig, ohne offizielle Plattenfirma, mit meiner EP „Heartbreak Season“. Mittlerweile produziere ich meine Musik selbst. 


Wo kommt die Musik bei Dir her?


Ich habe eigentlich immer Melodien im Kopf. Aktuell 253 Songs habe ich gerade im Arbeitsspeicher. Die Ideen für meine Songs kommen mir in verschiedenen Lebenssituationen. Öfters im Bus oder beim Laufen.


Unfassbar. Und wie viel Kinderhaus steckt in Deinen Songs? 


Einiges. In manchen Songs kommt auch die Postleitzahl von Kinderhaus vor. 


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In manchen Songs kommt auch die Postleitzahl von Kinderhaus vor

Aktuell machst Du eine Ausbildung, nicht zum Musiker, sondern zum Einzelhandelskaufmann. Warum?


Weil es etwas Solides ist und mir auch sehr viel Spaß macht. Ich bin im dritten Ausbildungsjahr zum Einzelhandelskaufmann bei SportScheck an der Stubengasse.


Was macht Dir an Deiner Arbeit bei SportScheck am meisten Spaß?


Im Store habe ich viel Kontakt zu Kunden. Es ist spannend, auf verschiedene Menschen einzugehen, ihnen zu helfen, bei Fragen nach dem richtigen Teil, nach dem passenden Style, der passenden Größe. Ich helfe ihnen, schaue, ob die Sachen alle gut zusammenpassen. 


Dein Job ist sehr vielgestaltig, oder?


Ja, ich bin Verkäufer, aber teilweise auch Modeberater und Imageberater. Immer auch Stilberater. Ein persönlicher Stil ist mir auch selbst wichtig. Ich achte sehr auf mein Äußeres. 


Was ist Dir bei Deinem Outfit wichtig?


Qualität und Attitude sind mir wichtig. Dass ich authentisch rüberkomme.


Aktuell setzt Du offenbar stark auf Rot …


Gut erkannt, ja, aber ich schätze auch andere intensive Farben. 


Und schätzt XXL-Baggy …


Yeah, das ist mein Style bei den Hosen. Darin fühle ich mich wohl.


Und wenn Deine Ausbildung nächstes Jahr endet, möchtest Du dann als Angestellter bei SportScheck arbeiten?


Sehr gerne. Über eine direkte Anstellung bei SportScheck im Anschluss würde ich mich sehr freuen. Dort ist ein großartiges Arbeitsklima und meine Arbeit ist vielfältig. Viel Kundenkontakte, das macht mir Spaß.


Und was ist mit dem Hauptberuf Sänger?


Das wäre für mich ein Traum, den ich nicht aus den Augen lassen werde. 


Bei Deiner Arbeit bist Du auch Deinem großen Hobby sehr nah, oder?


Auch, Du meinst den Schuhen. Ja, Schuhe sind mein Ding. Ich sammele viele schöne Schuhe, gerne knallig bunt, auf jeden Fall modisch und ich überlege gerade, wie ich die bei mir Zuhause am besten aufstellen kann. Aktuell stehen sie noch auf ihren Kartons. Das soll nicht so bleiben. Denn ich habe so einige Schuhe. Die brauchen ihren Platz.


Du hast ein Freiwilliges Soziales Jahr beim SC Westfalia Kinderhaus 1920 e.V. gemacht?


Ja, das war mir nach der Schule wichtig, mich zu engagieren. Westfalia Kinderhaus ist mehr als nur Sport. Es ist eine Art Familie. Eine wichtige Gemeinschaft.


Was sind Kraftorte für Dich in Münster?


Dort, wo ich mit meiner Familie und meinen Freunden bin. Gerne auch am Kinderbach. An einer Brückenunterführung voller Graffitis habe ich eines meiner Videos gedreht. Dort ist eine besondere Stimmung und die Brückenwände sind so bunt wie die Kultur und die Menschen in Kinderhaus. 


Apropos Stimmung, kennst Du Lampenfieber? 


Die Nacht vor dem Finale von „Voice of Münsterland“ auf dem Domplatz konnte ich überhaupt nicht schlafen, vor Aufregung. Und der Soundcheck auf dieser riesigen Bühne, auf der später Clueso auftrat, das war schon krass.


Wie war es dann live? 


Da war dann plötzlich alle Nervosität weg. 


Praktisch. Und was ist jetzt seit Deinem Auftritt auf dem Domplatz passiert?


Ich habe 200 Hörer mehr, das Streaming ist gut hochgegangen, ich werde auf der Straße angesprochen. Alle sind sehr freundlich. Und weißt Du was, Peter?


Ja?


Meine alten Lehrer haben meiner Mutter geschrieben. Meine Grundschullehrerin ist sehr stolz auf das, was aus mir geworden ist.


Wie hat Dein Musiklehrer Otto Rasche reagiert?


Otto Rasche war sehr gerührt.


Und wie war es bei Deiner Arbeit?


Auch sehr gut. Manche Kunden sagten: „Irgendwo her kenne ich dein Gesicht. Ach ja, vom Stadtfest „Münster Mittendrin“, vor Clueso.“ So was kommt schon gut. 


Was hast Du eigentlich mit der Siegprämie von „Voice of Münsterland“ gemacht?


Sofort ausgegeben. (Lacht) 


Auf den Kopf gehauen?


Nein, so bin ich nicht drauf. Ich habe das Geld in mich investiert.


Das heißt?


Ich habe mir ein kabelloses, funkgesteuertes In-Ear-Monitoring-System gekauft, mit Stereosender, Empfänger am Körper und Ohrhörern. Ein LD-Systems Mei G2. Das bietet einen tollen, natürlichen Klang mit großer Dynamik. Damit kann man hervorragend auftreten. Das hätte ich mir ohne „Voice of Münsterland“ nicht leisten können. Und damit kann ich jetzt viel besser arbeiten als vorher. Zum Beispiel neulich bei meinem Auftritt im Fyal.


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Wenn ich auf der Bühne stehe, will ich gar nicht mehr runter

Wie lief dort Dein erster Auftritt nach dem „Voice of Münsterland“-Finale?


Sehr gut. Das war richtig cool. Ich war der Main-Act an dem Abend im Rahmen der Pull-Up-Reihe mit sechs Künstlern. Am besten kam mein neuer Song „Zizou“ an. Das Publikum rief bereits nach diesem Song „Zugabe, Zugabe“. Ich war total baff. So eine Reaktion nach einem Song von mir. 


Dann muss er wirklich sehr gut gewesen sein …


Danke, Peter. Ich habe dann mein Set zu Ende gebracht und ihn nochmal von vorne gespielt. Das Publikum war voller Euphoriewogen. Und die Leute vom Fyal auch. 


Und Du?


110 Prozent Gefühle pur, richtig schön, richtig cool. Ich habe mit dem Publikum gemeinsam gesungen. Und habe viele tolle Künstler und andere spannende und wichtige Menschen kennengelernt.   


Wie fühlst Du Dich eigentlich so auf der Bühne?


Sehr gut. 


Das heißt?


Wenn ich auf der Bühne stehe, will ich gar nicht mehr runter. Ich kann mich auf der Bühne frei ausleben. Vor allem, wenn ich sehe, höre und spüre: Die Leute im Publikum wollen mich, meine selbst komponierten Songs, meine Texte, meine Emotionen. Dann weiß ich, ich habe etwas zu sagen, werde verstanden, bin auf dem richtigen Weg.


Du hast das diesjährige „Voice of Münsterland“ gewonnen. Wie hast Du eigentlich die Arbeit Deiner Coaches bei „Voice of Münsterland“ empfunden?


Sehr gut. Mit Ekki Kurz habe ich gut gebonded.


Das heißt?


Wir haben uns gleich sympathisch gefühlt. Wir haben uns sehr gut ausgetauscht. Ekki ist ein erfahrener Musiker, er singt und spielt klasse und weiß, wo es langgeht, dass viel über Musik laufen kann im Leben. Vor meinem Auftritt auf dem Domplatz habe ich nicht nur mit Coach Ekki, sondern auch mit Coach Eddy Verbeek gut gequatscht. Eddy ist ja nicht nur Musiker, sondern auch Manager, Produzent und Gastronom. Beide verstehen mich sehr gut. Das gilt auch für Ana Voogd. 


Ana Voogd hatte vor rund zehn Jahren die Idee zu „Voice of Münsterland“. Gemeinsam mit Mit-Initiator Ekki Kurz ging es vor neun Jahren das erste Mal um die besten Nachwuchstalente. Kanntest Du Ana Voogd schon vorher?


Eine Woche, bevor ich mich für „Voice of Münsterland“ angemeldet hatte, hatte ich Ana Voogt als Kundin bei SportScheck im Laden an der Stubengasse. Da kamen wir gut ins Gespräch. Und nach meinem Sieg von „Voice of Münsterland“ hat mich Ana in den Arm genommen und sagte zu mir: „Jetzt hast du die große Chance. Mach was draus“. Ana, Eddi und Ekki: Das sind ganz wichtige Unterstützer für junge Künstler, für junge Musik. Das sind Menschen, die an mich glauben. Das spüre ich. Das tut mir gut.   


Dein aktueller Song heißt „Minions“. Worum geht es da?


Es geht darum, dass ich das Zeilen schreiben den Zeitungen und Magazinen überlasse. Ich fühle mit dem Spotify-Business. Ich fühle meine Musik. Und am Ende des Songs gibt es eine gefreestylte Rap-Line. Ich schreibe ein neues Kapitel. Mit Musik aus mir heraus. Noch mehr als bisher. 


Delano Jörling
Geboren und aufgewachsen in Kinderhaus, Abschluss an der Geschwister-Scholl-Realschule. Star Wars-Fan Delano Jörling lebt inzwischen in Sprakel. Der Songwriter, Sänger und Rapper nennt sich selbst MAKANI. Unter diesem Namen findet man seine Songs auf allen gängigen Streamingportalen und seine Videos bei YouTube. Er spielt Gitarre, Klavier, Schlagzeug. Mehr als 100.000 Menschen folgen ihm bei Insta, TikTok (www.tiktok.com/@makani.ent) und Facebook.

lllustration Thorsten Kambach / Fotos Delano Jörling

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