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2022-11-07 Stadtgeflüster Illustration Ekki kurz.tif

Daniela Isfort und Stephan Günther beim Feierabendplausch

BÜROMITTEL – AUS DEM KOFFERRAUM AUFS LASTENRAD!

Büroausstattung ist ein langweiliges Thema? Mitnichten! Gerade wenn jemand es mit so viel Power und Enthusiasmus anpackt wie Daniela Isfort. Es gab nicht nur jede Menge Spannendes aus der Vergangenheit zu erzählen. Auch aktuell passiert gerade eine Menge beim Büroausstatter aus Münster. Wie sich das Unternehmen mit der Zeit entwickelt hat und warum Isfort ein Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit ist, sagt uns dessen Geschäftsführerin in diesem Interview.

Isfort? Ihr macht ja in Büroausstattung. Was ist bei euch besonders oder anders?


Genau, das tun wir. Wir sind die Guten fürs Büro, und zwar absichtlich die Guten und nicht die Besten.


Warum so bescheiden?


Gut im Gegensatz zu Böse oder Schlecht. Wir versuchen uns seit 1966 hier in der Region und auch für die Region einzusetzen. „Die Guten fürs Büro“ heißt also: Wir haben nicht nur die richtigen, effizienten oder die nachhaltigen Produkte, sondern halt auch die mit regionalem Hintergrund. Wir sind ein richtiges Familienunternehmen. Wir haben seinerzeit nach einem Slogan gesucht. „Die Guten fürs Büro“ drängte sich dann quasi auf. Entstanden ist das Ganze tatsächlich unter der Dusche.


Klingt doch auch ganz sympathisch!


Früher war das anders, da hießen wir „IBS“, das stand dann für „Isfort Bürosysteme“.


Ich erinnere mich an euer Geschäft am Schifffahrter Damm. Das Logo erinnerte stark an IBM …


Nicht ganz unbeabsichtigt! (Lacht) Mein Vater dachte damals, es wäre total en vogue beim „großen Bruder“ abzukupfern. Er fand das so beeindruckend groß und entschied, wir werden uns jetzt IBS nennen. Deswegen dann auch die Ähnlichkeit zum Logo, das war so gewollt.


Und warum seid ihr dann davon wieder ab?


Wir haben irgendwann mal unsere Kinder gefragt, ob die überhaupt wissen, was Bürosysteme sind. Wir sahen dann zwei Gesichter mit großen Fragezeichen. Wer weiß also heute schon noch, was Bürosysteme wirklich sind? In unserem Alter vielleicht noch. Das waren ja früher diese großen Tischrechner, Schreibmaschinen und all sowas. Das, was heute kaum noch jemand nutzt, oder was es auch so gar nicht mehr gibt.


Das leuchtet natürlich ein …


Ja, wir haben dann überlegt, was uns eigentlich ausmacht. Und wenn man hier die Gänge entlangläuft, dann sieht man, was uns ausmacht: wir, die Menschen! Das ist, was uns ausmacht. Dann war schnell klar: Wir nehmen den Familiennamen Isfort. Wir haben dann noch das GmbH & Co. KG dahintergesetzt und fertig. Wie dann der Slogan entstand, haben wir ja schon besprochen …


Ok, aber der Laden ist ja jetzt leider Geschichte. Nach Guttermann und Isfort gibt’s jetzt nur noch Schulranzen.


Ja, Guttermann war ganz früher. Da waren wir noch viel kleiner.


Ja? Wie wurdet ihr denn größer, erzähl!


Gerne! Mein Vater hat das Unternehmen wortwörtlich aus dem Kofferraum heraus gegründet. Er hatte kein Kapital, nur ein altes Auto mit Kofferraum und jede Menge Handelstalent. Ursprünglich wollte er Steuerberater werden, hat sich dann aber überlegt: „Ich verkaufe jetzt Büromaterialien.“ Also hat er kurz gesagt seinen Kofferraum mit Büromaterialien vollgemacht und daraus auch verkauft. In den goldenen Zeiten ging das noch.


Und von da aus ging es dann direkt zum Schiffahrter Damm?


Nicht ganz, Geduld! (Lacht) Als das Auto irgendwann zu klein wurde, kam zunächst eine Garage, damit er die Ware stellen konnte. Danach kam dann ein kleines Einzelhandelsgeschäft an der Coerdestraße. Von der Coerdestraße aus hat mein Vater dann unser damaliges Stammhaus an der Schuckertstraße gegründet. So verlief unsere Gründung.

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Mein Vater hat das Unternehmen aus dem Kofferraum gegründet

Aber dann!


Aber dann! 2011, als wir schon ein Unternehmen mit 50 Millionen Umsatz und 200 Mitarbeitern waren, las ich in einer Lokalzeitung, dass der leerstehende Standort von Guttermann neu vermietet werden soll. Mieter sollte die Firma Staples, ein riesiger amerikanischer Büromittelkonzern, werden. Mein erster Gedanke war: Warum Staples? Wir haben doch auch regionale Marktbegleiter, wie zum Beispiel Buschmann, Darpe oder wen auch immer. Staples fand ich für Münster jetzt irgendwie uncool, zumal so ein Riesenkonzern ja nicht nur für diesen 1000 Quadratmeter Fachmarkt nach Münster kommt. Die bringen dann ja auch Vertriebler und Außendienstler mit, um Bürofachkunden zu akquirieren.


Also ging es daran, die Konkurrenz aus Übersee fernzuhalten?


Ich habe zumindest sofort meinen Vater angerufen, der gerade im Urlaub war. Ich habe ihm erzählt, dass Staples da eröffnen möchte. Er sagte: „Das ist ja blöd!“ Ich fand das sogar richtig blöd und wir haben uns gefragt, was wir jetzt machen. Mein Vater sagte dann, ich solle mir mal Gedanken machen. Genau das habe ich dann auch getan.


Was kam dabei heraus?


Zwischen den Zeilen stand in dem Artikel, wer der Vermieter ist. Den habe ich dann angerufen. Ich habe gesagt, dass ich gelesen hätte, Staples hätte einen Mietvertrag bereits unterschrieben. Glücklicherweise war es aber nicht so. Ich habe dann an das lokale Gewissen appelliert und gefragt, ob es nicht eher Interesse gäbe, an ein Münsteraner Familienunternehmen zu vermieten, statt an eine globale Kette aus Amerika. So ist es passiert und ich hatte plötzlich einen Fachmarkt mit knapp 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche, obwohl ich eigentlich nur Staples aus Münster fernhalten wollte.


Das habt ihr dann ja gut gelöst, kann ich aus Erfahrung sagen.


So einfach war das ja gar nicht. Wir haben halt überlegt, was wir da nun draus machen. 2011 hatten die meisten gewerblichen Kunden bereits auf Onlinebestellung umgestellt und sind nicht mehr in Märkte gefahren. Wir haben uns dann auf das besonnen, was dort auch früher das Schwerpunktthema war: Schule und Schulbedarf. Was ist in Münster noch nicht durch einen Marktführer belegt? Schulranzen! Und so haben wir in Schulranzen und Büromitteln gemacht, bis zum Ende! Wir sind unter den Top 10 der Ranzenhändler in Deutschland.


Und das ohne Ladenlokal, oder gibt es noch eins?


Vor allem, weil wir einen riesigen Onlinehandel für Schulranzen, Rucksäcke und Schulbedarf haben. Ein Ladenlokal gibt es aber noch. Wir sind in einen kleinen Laden in der Bergstraße gezogen, natürlich mit Schwerpunkt auf?


Schulranzen und Rucksäcke?


Richtig! (Lacht) Münstergeschenke gibt es da aber auch noch.


Dann wollen wir aber mal zurück in die Gegenwart! Ich hörte, ihr vergrößert oder erweitert euch?


Wir sind ja als Familienunternehmen in einer sehr hart umkämpften Branche unterwegs. Um auf dem Markt bestehen zu können, musst du schon einen Umsatz von 100 Millionen Euro im Jahr erreichen als Marktmacht. Wir liegen ungefähr bei 30 Millionen im Moment. 100 Millionen können wir aber alleine hier regional nicht schaffen. Vor einiger Zeit ergab sich ein Kontakt mit einem anderen Familienunternehmen aus dem Schwarzwald, der Firma Streit. Nach einigen Gesprächen arbeiten wir ab sofort zusammen.


Also macht ihr mit einer anderen Firma gemeinsame Sache?


Ja, wir ergänzen uns einfach super. Vor allem im Bereich Logistik. Wir haben hier „hinter uns“ eine Roboter-Kommissionieranlage in Betrieb. 28 Roboter greifen dort auf knapp 18000 Artikel zu. Die Firma Streit hat letztes Jahr eine noch viel größere Anlage gebaut. Die Firma Streit ist etwa doppelt so groß wie wir. Zusammen kommen wir jetzt auf die 100 Millionen Umsatz im Jahr.

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Wir ergänzen uns einfach super

Also keine richtige Fusion?


Ja, ein Zusammenschluss, könnte man sagen. Wir sind jetzt eine Familien-Unternehmensgruppe.


Kommen wir mal zurück auf den regionalen Aspekt, den du oben schon erwähntest. Leezenkiepe! Was hat es damit auf sich?


Das habe ich 2019 gegründet. Ich bin ja ein Mensch, der positiv nach vorne denkt und sich verantwortlich fühlt für das, wie wir hier leben und ob das gut oder nicht gut ist. Das hat natürlich auch was mit der Firma und dem Thema Nachhaltigkeit zu tun. Alle Pakete, die wir hier verschicken, haben wir in der Vergangenheit immer schön per GLS und DHL auf den Weg gebracht. Die sind dann in die Verteilerzentren gegangen, um dann einen Tag später wieder nach Münster reingefahren zu werden. Das fand ich jetzt nicht so nachhaltig.


Okay, und was habt ihr dann gemacht?


Uns eben das gefragt: Was können wir anders machen? Zusätzlich zu den unnötigen Wegstrecken, die ein Paket zurücklegt, fallen hier ja auch eine Menge Füllmaterial, Kartonagen und andere Dinge an. Ich habe mich dann auf den Weg gemacht und mich über Mehrwegsysteme bei Behältern informiert.


Und da bist du wahrscheinlich fündig geworden?


Wir haben diese Schütten auf dem Markt entdeckt (zeigt auf eine grüne Plastikbox). Seit 2019 kommissionieren wir direkt in diese Behälter. Das bedeutet: Kunden aus dem Münsterland bekommen nur noch das, was sie bestellt haben, und zwar das Büromaterial. Ohne Verpackungsmüll! Es kommt direkt in diese Kiste, Deckel drauf, und der Fahrer bringt es ohne Umwege zum Kunden und nimmt meist die Kiste direkt wieder mit.


Und das funktioniert?


Das funktioniert hervorragend. Sogar bei Großkunden, da man diese Behälter perfekt stapeln kann. Dort tauschen wir dann die Behälter vor Ort aus, da nicht immer sofort alles verteilt werden kann. Im Münsterland bieten wir aber auch Schreibtischlieferung an.


Ihr liefert dann ganze Schreibtische?


(Lacht) So wörtlich darf man es hier doch nicht nehmen. Das bedeutet, wir bringen die Lieferung nicht nur einfach zum Kunden, sondern dort auch im Haus genau an die Stelle, wo es gebraucht wird. Das ist ja meistens der Schreibtisch. Aber ja, ganze Schreibtische, Stühle und Drucker liefern wir natürlich auch!


Jetzt heißt es ja Leezenkiepe. Kiepe leuchtet mir ein. Wo kommt die Leeze ins Spiel?


Ich habe überlegt, ob es noch andere Möglichkeiten gibt, Ware in Münster zu verteilen, die man auch in Münster vorrätig hat. Daraus ist dann die Leezenkiepe entstanden – die Auslieferung mit Lastenfahrrädern. Ich habe dann auch für die Innenstadt Lieferungen für andere Händler angeboten. Da wir aber natürlich ein Bürofachhändler und kein Paket- oder Kurierdienst sind, haben wir uns später entschlossen, nur noch unsere eigenen Waren auszuliefern. Die großen Lastenräder sind jetzt seit 2019 im Einsatz.


Ein Job mit integriertem Fitnessfaktor!


Genau! Roland, mein Hauptfahrer, ist allerdings mit 2,10 Metern zu groß für unsere Lastenräder. Er fährt sein eigenes Rad und hat dafür einen angetriebenen Cargo-Anhänger mit Planen. Damit fährt er wesentlich bequemer und das Material leidet nicht.


Wahnsinn! Dann seid ihr ja fast Vorreiter auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit. Ich danke dir für das tolle Gespräch!

Daniela Isfort
Sie lenkt die Geschicke der Firma Isfort GmbH & Co. KG in zweiter Generation. Sie übernahm das Geschäft von ihrem Vater, der es 1969 gründete. Gerade im Hinblick auf neue Geschäftsfelder und Nachhaltigkeit machte sie den Bürovollausstatter fit für die Zukunft.

llustration Thorsten Kambach / Fotos Armin Zedler

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