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2022-11-07 Stadtgeflüster Illustration Ekki kurz.tif

Peter Sauer spricht mit DJ MBP über asiatische Tänzer, Fußball und griechischen Wein

ICH BIN KEINE JUKEBOX!

Als Kind tanzte Claudio Hoffmann bei seinem Opa zum Reggae-Hit „Sweat“ („A La La La La Long“), probierte Querflöte und Keyboard. Seit 2015 tritt er als DJ MBP auf. Bis 2021 noch im Duo mit Marius Havelt. Seitdem solo und internationaler. Claudio vergisst nie seine Heimat, legte zwei Jahre in Folge bei „Münster Mittendrin“ auf, vor 15000 Menschen. Sein neuer Song „Rollercoaster“ erobert die Dancefloors. Zwischen zwei Shows sprach Peter Sauer mit ihm.

Wie ist dein Song „Rollercoaster“ entstanden?


In enger Zusammenarbeit mit einer Singer-/Songwriterin, mir und meinem Co-Produzenten. Von Januar bis Mai, im eigenen Studio sowie in Berlin. Den letzten Feinschliff mache ich, „Rollercoaster“ ist mein Baby. Soll dann auch nach mir klingen …


Das heißt, mit großem Wiedererkennungswert?

                                                                                            

Ja, genau. Empathische Popmusik mit House Music. Mit 136 Beats per Minute, mit viel Gefühl, Synthi und Bässen. Bei der Endproduktion haben wir bis drei Uhr nachts an dem Song gearbeitet und waren zwischendrin beim Franzosen nebenan essen, mit einigem Weißwein intus. So entstanden gute kreative Einschübe.


Kein Rotwein?


Nein, Rotwein würde mich müde machen.                                                                                  


Du bist jetzt bei einer niederländischen Agentur unter Vertrag und wirst in Zukunft noch internationaler als bisher auftreten. Was sind die nächsten Ziele?

                                                  

Ich bin schon in verschiedenen Ländern in Europa aufgetreten, Asien ist jetzt das nächste große Ziel. Spätestens im Oktober geht es los.


Wie reagieren dann die Leute in Asien auf deine DJ-Sets?

                                                               

Da ist eine andere Art zu tanzen und zu feiern. Viele Clubs dort haben gar keine Tanzfläche. Da stehen Tische auf der Tanzfläche, der Tisch in der Mitte ist am teuersten, der Tisch am äußersten am billigsten und die Asiaten tanzen jeweils an den Tischen. Jeder kann für den Abend einen Tisch mieten. Die Asiaten achten mehr auf die Musik als das westliche Publikum. Deutsche setzen mehr auf den Event-Partycharakter. Die Asiaten schätzen uns Künstler aus Europa sehr. Fan sein passiert schneller, die Gastfreundschaft ist sehr groß, die Asiaten sind sehr zuvorkommend. Das habe ich auch von befreundeten Künstlern gehört.


Was waren bislang die schönsten und verrücktesten Publikumsreaktionen auf deine DJ-Sets?

 

Es ist wichtig, dass die Musik die Gedanken übertönt. Eine Frau hat sich auch schon mal direkt vor den Playern obenrum entblößt, ein Mann schmiss Schokokuchen auf die Regler.


Wo tankst du Kraft?

                                                                                                       

In Griechenland. Ich nehme jedes Jahr vor der Festivalsaison immer eine Urlaubsauszeit auf Kreta. Kreta ist schon mit der Zeit eine zweite Heimat geworden. 


Erinnerst du dich noch an deine ersten Musik-Erlebnisse?

                                                                                                      

Erste Berührungspunkte mit DJs, die auflegen, hatte ich im ehemaligen GoParc am Albersloher Weg. Da war ich oft. Wow, dachte ich damals, da möchte ich auch mal hin, auf die Bühne, an das DJ-Pult. Als DJ sammelte ich dann Erfahrungen im Fusion Club. Meine ersten DJ-Jobs hatte ich auch in anderen Clubs am Hawerkamp. Ich lebte lange in Freckenhorst und bin damals immer günstig mit dem Bus nach Münster rein. Oft bin ich samstags mit meiner Großmutter zum Wochenmarkt am Dom gefahren. Damals wie heute: Dieser Markt ist einfach klasse. In den Clubs in Münster war ich auch privat als junger Mensch regelmäßig, am Anfang noch mit Mutti-Zettel.


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Ich persönlich mag es lässig

Und bist du Preußen-Fan?

                                                                                                                        

Ja, ich habe auch einen eigenen Preußen-Song geschrieben. Klingt wie eine Hymne. Die wird auch die Ultras überzeugen. Der Text ist schon fertig, ich suche noch nach einem Sänger.


Du bist europaweit als DJ unterwegs. Warum lebst du in Hiltrup?


Das ist in guter Nähe zu meiner Familie in Beckum. Wenn ich von meinen DJ-Sets zurückkomme, fühle ich mich in Hiltrup wunderbar entschleunigt nach dem ganzen Auftrittsstress, der langen Anreise und dem ständigen Jetlag. Gerne höre ich dann entspannten Blues oder Jazz.                                    

                                                                                      

War Hiltrup dein erstes Ziel?

                                                                                                      

Alle Stadtteile in Münster haben Charme, Wolbeck und Mauritz mag ich auch sehr. In Hiltrup am Kanal finde ich es besonders schön. Damals gab es aber nur eine Wohnungsbesichtigung und ich hatte einfach Glück. Ich wurde direkt genommen.


Warum Münster? Du könntest auch in Berlin oder auf Ibiza leben?

 

Es ist diese besondere Mischung der Menschen in Münster, diese weltoffene Stimmung, auch die Liebe Münsters zur elektronischen Musik. Ich habe mich von Anfang an wohlgefühlt. 


Was sind deine Lieblingsorte?

                                                                                                   

Ich mache Stand-Up-Paddeln auf dem Dortmund-Ems-Kanal, radele durch die Rieselfelder, esse gerne am Germania Campus, schwimme im Hiltruper Freibad, obwohl dort die Öffnungszeiten sehr bescheiden sind, um ehrlich zu sein. 


Das ist echt eine Crux …

                                                                                                                                 

Ich würde gerne öfters gehen, aber die haben zu wenig Personal. Sehr schade.


Du bist immer modisch gut angezogen. Wo kommt dieser chic-lässige Einfluss her?


Das fing nicht mit der Kindheit an, sondern erst mit den Partnerschaften, die mir immer gezeigt haben, was es bedeutet, sich gut zu kleiden oder einem modischen Trend zu folgen.


Was magst du an der Mode?

                                                                                                              

Ich mag es sich selbst zu definieren, zu finden, das bin ich. Den Look der Metropolen, New York, Paris, Berlin, dort finde ich mich wieder. Ich trage gerne sportlich-chic, gerne Oversized Klamotten, ich mag es lässig, gerne mal mit einem coolen Hemd kombiniert. In Münster kaufe ich gerne am alten Fischmarkt ein, da dort kleine lokale Boutiquen ansässig sind.


In Lüdinghausen spielst du mit einer besonderen Fußballmannschaft …


Als ehemaliger Stürmer und Jugendtrainer vom TuS Freckenhorst kicke ich inzwischen im Mittelfeld und als Stürmer bei der generationsübergreifenden Hobbymannschaft „Die Trimmer“ in Lüdinghausen. Der Älteste auf dem Platz ist 78 Jahre alt.


Wunderbar generationsübergreifend …


Genau, das Generationsübergreifende macht nicht nur sehr viel Spaß, sondern es motiviert auch, dass Sport keine Frage des Alters ist.


Wie die Musik ... 

       

Du sagst es, Peter. Musik gibt uns Rückhalt, auch wenn es einem einmal nicht so gut geht.


Ist es so etwas wie eine glücklich machende Win-Win-Situation? 

                  

Absolut. Ich stecke meine Liebe in die Musik und die Musik gibt mir viel zurück, auch wenn ich sehe, wie das Publikum dazu tanzt.


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Für deine Auftritte bist du weltweit unterwegs. Wie ist es an so vielen verschiedenen Orten zu sein?


Das ist eine sehr schöne Erfahrung. Musik verbindet. Nur in den Hotels schlafe ich nie so gut wie zuhause.


Welche Träume hast du als DJ?

                     

Ein großer Traum bleibt die Goldene Schallplatte. Ein weiterer Traum ein Auftritt beim Tomorrowland in Belgien, beim Ultra Music Festival in Miami und beim Coachella in Kalifornien.


Gehst du als DJ noch auf Wünsche aus dem Publikum ein?


Ich gehe gar nicht mehr auf Wünsche ein, denn was wir dort tun, ist eine Kunst. Ich würde mich freuen, wenn mancher Gast in einen Club geht, Songs zum ersten Mal hört und sich mitreißen lässt, anstatt sich andauernd die selben Lieder zu wünschen. Lasst euch auf die Reise ein und inspirieren! Dafür sind wir DJs da.


Wie wichtig sind die Charts für deine Sets, David Guetta ist da ja regelmäßig vertreten?

 

Ehrlich, Peter?


Ja …


Mir ist es egal, was in den Charts läuft. Auch Kumpels von mir sind nicht sauer, wenn ich ihre Songs nicht spiele. Ich mache das, worauf ich Lust habe. Wenn ich sehe, dass die Leute im Publikum meine Musik fühlen, dann weiß ich, dass ich etwas richtig mache. Letztendlich bin ich ja keine Jukebox.


Du bekommst auch Remix-Anfragen?


Ja, das finde ich sehr schön. Ich habe zum Beispiel ein Edit von „Summer“ von Calvin Harris gemacht oder auch von einem Lost-Frequencies-Song. Musikalisch bin ich offen, ich stehe für Vielfalt. Ich trete auch gerne für den guten Zweck auf. Auftritte beim CSD in Köln oder Berlin scheiterten bislang nur an Terminüberschneidungen, gleiches gilt auch für die neue Loveparade, „Rave the Planet“ in Berlin.


Wo tanzt du selbst?


Selten, weil kaum Zeit dafür bleibt. Gerne bin ich in der Davidwache, im Heaven oder im Hot Jazz Club.


Wie geht es aktuell weiter?


Ein langer, heißer Festival-Sommer steht vor der Tür und in den nächsten Monaten folgen weitere Songs und Remixe von mir.


Das Studium Sonderpädagogik in Köln hast du abgebrochen, um Populäre Musik und Medien an der Uni Paderborn zu studieren …


Genau, für 2025 peile ich meinen Abschluss an.


Welche weiteren Pläne gibt es?


Um meine Heimat zu fördern, plane ich neue kulturelle Räume zu erschließen, wie den Neubeckumer Bahnhof. Auch plane ich eine Künstleragentur für Menschen mit Behinderung, damit diese endlich gehört werden und auf großen Bühnen auftreten können.


Und welche persönlichen Wünsche hast du?


Langfristig plane ich, mir ein Eigenheim-Domizil in Griechenland zu besorgen und später will ich gerne meinen eigenen Wein nebenberuflich vertreiben.


Claudio Hoffmann
Claudio Hoffmann lebt in Münster-Hiltrup, hatte als DJ MBP 2023 rund 100 Auftritte EU-weit, zählt bislang insgesamt mehr als zehn Millionen Stream-Abrufe. Er macht auch Remixe für DJ-Größen und Jingles für
TV-Hits wie „GZSZ“ oder „Germany’s Next Topmodel“.
MBP steht für „Must Be Played“ (muss einfach gespielt werden).
Nächste Auftritte: SMAG Sundance Open Air (Essen) mit Felix Jaehn am 13. Juli und beim Parookaville (Weeze) am 22. Juli.

www.mustbeplayed.de

lllustration Thorsten Kambach / Fotos Tim Krueger

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