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Arndt Zinkant befragt den 16-Jährigen Zauberkünstler Frederik Pelster

MAGIC FREDDIS ZAUBERHAFTE WELT

Früh übt sich, wer ein Meister der Zauberei werden will; das wissen nicht nur Harry-Potter-Fans. Frederik Pelster war fünf, als er im heimischen Keller in Hiltrup einen Zauberkasten seines Vaters fand. Über die Jahre wünschte sich der Zauberlehrling immer weitere Utensilien, verbesserte sein Können und wurde im Alter von nur 13 Jahren in den „Magischen Zirkel“ Deutschlands aufgenommen. Die Profi-Auftritte mehrten sich – und nun bestreitet „Magic Freddi“ am 21. Mai eine eigene Show in der Stadthalle Hiltrup.

Frederik, bei unserem ersten Treffen vor drei Jahren warst du 13. Da hattest du bereits zwei Dutzend Profiauftritte absolviert. Wie viele sind es mittlerweile? 

Ich muss gestehen, dass ich das gar nicht so genau mitzähle. Außerdem hat mir natürlich die Coronazeit auch viele Auftritte verhagelt – teilweise minimiert bis auf den Nullpunkt. Natürlich habe ich währenddessen jede Menge eigene Privatshows veranstaltet, beispielsweise das „Magische Café“. Außerdem bin ich in der „Waschküche“ am Bahnhof aufgetreten, und wir haben ein „magisches Dinner“ veranstaltet. Auch die aktuell anstehende Show in der Stadthalle Hiltrup wurde anfangs durch Umbaumaßnahmen verzögert. Dann hat es am 27. November letzten Jahres endlich geklappt! Nun bin ich froh, die Show am 21. Mai (Samstag) nochmals aufführen zu können. Tickets sind über meine Website www.magicfreddi.com erhältlich.

 

Die Show ähnelt also dem damaligen Auftritt? 

Im Wesentlichen schon, aber wir haben noch mal zwei neue Illusionen mit eingebaut, damit alles noch spektakulärer wird. Auch technisch wurde aufgerüstet – etwa durch einige neue Showlichter oder eine Nebelmaschine. Wenn auch die Zaubernummern und der persönliche Kontakt zum Publikum am wichtigsten sind, so sollte man die Bedeutung des Drumherums nicht unterschätzen. Das spielt eine große Rolle für die magische Welt, die ich erschaffen möchte. 

 

Spektakulär sind ja auch die Shows von den Ehrlich Brothers. Wie kam es 2020 zu deinem Auftritt bei den beiden? 

Seinerzeit haben die Ehrlichs einen Aufruf im Internet gestartet, dass sich junge Zaubertalente bei ihnen bewerben sollten. Da dachte ich: Da meldest du dich mal! Danach musste ich noch diverse Casting-Runden durchlaufen, bis ich in der Endauswahl gelandet war. 

 

Die Ehrlichs haben deine Zaubernummer in der Sendung als „großes Mentalisten-Tennis“ bezeichnet – eine Nummer, die man als Gedankenleserei bezeichnen könnte, richtig?

Ja genau, das war spektakuläre Mental-Magie. Es ging um die Illusion, als Magier übernatürliche Kräfte zu besitzen. Ich betrachte es aber vor allem als präzise Psychologie. In jedem Fall ist es sehr gut angekommen, beim Publikum und auch bei den Ehrlich Brothers. Ein bewusst eingebauter Gefahren-Aspekt sollte die Sache spannender machen – konkret ging es darum, eventuell einen Ziegelstein auf den Kopf zu bekommen. In meiner neuen Show habe ich etwas Ähnliches, das ich den „ultimativen Vertrauenstest“ nenne. Hier bin ich der Gefahr von vier Industrie-Tackern ausgesetzt, die zum Beispiel an mein Herz und meine Halsschlagader gehalten werden. Ein Zuschauer soll dann völlig frei, nach seiner Intuition entscheiden, welcher Tacker der geladene ist.

 

Hat der Auftritt bei RTL dir einen Karriereschub verschafft? 

Ja, wenn man in den Medien präsent ist, dann zieht das schon seine Kreise. Und man wird auch häufiger darauf angesprochen. 

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Und eine eigene Fernsehshow, wäre das ein Traum? 

Den Traum von der eigenen Show erfülle ich mir ja bereits – wenn auch ohne Fernsehkameras. Während ich früher nur auf Geburtstagen oder anderen privaten Feiern gezaubert habe, bin ich nun in der Stadthalle Hiltrup mein eigener Veranstalter. Ich mache die ganze Lichttechnik selber und stecke mein ganzes Herzblut hinein. Auch wenn es noch nicht die Halle Münsterland ist, erfüllt mich das dennoch mit Stolz. 

 

Wie stellt sich denn der Markt in Deutschland dar? Wie viele deiner Kollegen können von solchen Shows leben? 

Das dürften nicht allzu viele sein. Die meisten betreiben es eher als Hobby. Im „Magischen Zirkel“ sind deutschlandweit knapp 3000 Mitglieder vertreten – das ist die internationale Zaubervereinigung, in die ich mit 13 Jahren aufgenommen wurde. Diese umfasst allerdings auch viele ältere Mitglieder, die Zauberei mehr als Hobby betreiben und wenige öffentliche Vorführungen bestreiten. Genaue Zahlen gibt es dazu allerdings nicht. 

 

Ich habe den Eindruck, dass eine Mitgliedschaft im „Magischen Zirkel“ irgendwie Pflicht ist. Stimmt’s? 

Das verschafft durchaus eine gewisse Reputation. Dort gilt es, auch eine Aufnahmeprüfung zu schaffen. Danach hat man dann Zugriff auf die riesige Bibliothek des Zirkels, wo sehr viele Zaubertricks beschrieben werden. Ansonsten kann man auch an diversen Seminaren teilnehmen, und es gibt die deutschen Meisterschaften, wo man sein Können unter Beweis stellen kann.

 

Es hat ja vor einiger Zeit einen kleinen Skandal um die Ehrlich Brothers gegeben, worauf sie aus dem Zirkel ausgetreten sind. Ihnen wurde vorgeworfen, sie hätten Zaubertricks über die Bild-Zeitung verraten. Waren die damals im Recht oder der Zirkel?

Meiner Meinung nach primär der Zirkel – denn wenn man Zaubertricks verrät, bricht man den Ehrenkodex. Das steht auch so in der Satzung des „Magischen Zirkels“. Daran muss man sich als Mitglied halten. Immerhin stellt der Zirkel ja seinen Mitgliedern kostenfrei einen großen Fundus zur Verfügung. Wenn man weiß, wie es geht, ist der ganze Zauber dahin. Übrigens: Die Ehrlich Brothers hatten den teilnehmenden Zauberkünstlern und den Zuschauern bei ihrer Fernseh-Show ebenfalls Stillschweigen abverlangt. Denn wenn man nahe genug an der Bühne saß, konnte man sogar als Laie das eine oder andere durchschauen. Dann selber in der Bild-Zeitung Tricks zu verraten, passt einfach nicht gut dazu. 

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Wie viele neue Tricks hast du dir draufgeschafft, seitdem wir uns vor drei Jahren das erste Mal getroffen haben? 

Genau kann ich es nicht einschätzen, aber in jedem Fall über 100. Man liest sich immer neue Literatur an und bekommt mit, was andere kreative Köpfe sich ausdenken. Allerdings macht die Entwicklung eigener Tricks natürlich viel mehr Spaß. Dann sitze ich zu Hause, blättere in Zauberbüchern oder fahre mit meinem Vater zum Baumarkt für neue Materialien. Und dann wird im heimischen Keller gebastelt. 

 

Wie lange muss man üben, bis eine neue Nummer sitzt?

Das hängt davon ab, wie aufwendig die jeweilige Nummer ist. Manche dauern Monate, andere vielleicht sogar Jahre, bis sie ausgereift sind. Man bastelt dann vielleicht einen Prototyp oder zwei – diese müssen dann aber noch in das gesamte Show-Konzept integriert werden, was wiederum Zeit kostet. Ein Muss sind außerdem die Gags, mit denen das Publikum einbezogen wird. 

 

Der Kontakt zu den Zuschauern ist dir sehr wichtig. Kann man das lernen oder ist es ein Talent? 

Ein bisschen Talent gehört sicher dazu – denn man muss selbstbewusst auftreten, wenn man die Zuschauer dazu bewegen will, mit auf die Bühne zu kommen oder dergleichen. Einfach nur stumpf die Tricks vorzuführen, gleichsam pur, das wäre natürlich nichts. Aber man kann sich auch auf dieses kommunikative Element vorbereiten. Gut Ding will Weile haben! Vor drei Jahren stand ich sicher noch nicht so selbstbewusst auf der Bühne wie heute. Man wird einfach immer cooler, aber das Lampenfieber geht niemals ganz weg, und das ist auch gut so. 

 

Vor drei Jahren sagtest du, dass deine Lieblingsdisziplin die Seilkunststücke sind. Das liege an deinem Mentor Francis Tabary. Ist das heute noch so?

Leider hat sich das gewandelt, weil ich von ihm lange nichts mehr gehört habe. Obwohl ich mich sehr für die französische Sprache interessiere und diese auch als Abifach gewählt habe, blieb ein persönlicher Brief an den Altmeister unbeantwortet. Dennoch bin ich von der Seilzauberei immer noch fasziniert. Ich habe sie auch ein wenig weiterentwickelt: Dafür werde ich auf der Bühne ein Stromkabel für die verblüffendsten Dinge nutzen. Genaueres möchte ich aber noch nicht verraten. (lacht) 

 

Zuletzt natürlich noch die unvermeidliche Frage, wie es mit der Zukunft aussieht. Strebst du nach der Schule eine Profikarriere als Zauberer an?

Die Zauberei als meine große Leidenschaft werde ich keinesfalls aufgeben. Zunächst konzentriere ich mich aber auf das Abitur. Das möchte ich möglichst gut meistern – und generell ist es sicher nicht verkehrt, erst mal etwas Vernünftiges zu machen. (lacht) Es kann nicht schaden, einen Brotberuf zu lernen, auf den man notfalls zurückgreifen kann. Aber man weiß ja nie: Nehmen wir als Beispiel Eckart von Hirschhausen. Von Haus aus ist er Arzt, aber aus seinem ursprünglichen Hobby als Zauberkünstler ist eine echte Show-Karriere erwachsen. Ich bin für vieles offen und schaue einfach, was das Leben für mich bereithält.

INFO

Frederik Pelster

Frederik Pelster alias „Magic Freddi“ entdeckte seine Leidenschaft für Zauberei mit sechs Jahren und führte seine erste eigene Zaubershow vor seiner Grundschulklasse auf. In den folgenden Jahren hatte er Gelegenheit, auf privaten sowie öffentlichen Veranstaltungen wie Geburtstagen, Weihnachtsfeiern, Karnevalssitzungen oder Kleinkunstbühnen aufzutreten. Mit 13 wurde er Mitglied des „Magischen Zirkels“ und mit 15 gelang ihm ein Auftritt bei den „Ehrlich Brothers“ auf RTL.

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Autor Arndt Zinkant / Illustration Thorsten Kambach / Fotos Frederik Pelster

Erstmalig erschien dieser Text in Stadtgeflüster Interview September 2022

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