top of page
Stadtgefluester-Interview-Illustration-Thorsten-Kambach-Eva-Maria-Husemeyer.jpg

Arndt Zinkant fragt Eva-Maria Husemeyer, wie das Kreuzviertelfest nach zwei Jahren Pause durchstarten wird

URLAUBS-FEELING RUND UM DIE KREUZKIRCHE

Das Kreuzviertel gehört zu Münsters beliebtesten Stadtteilen – und auch das Kreuzviertelfest hat über die Jahrzehnte eine große Fan-Gemeinde gewonnen: vom traditionellen Rudelsingen bis zum chilligen Lounge-Bereich ist für jeden etwas dabei. Dafür, dass alles rundläuft, sorgt der ehrenamtlich arbeitende Verein der Kreuzvierteler Geschäftsleute. Deren erste Vorsitzende Eva-Maria Husemeyer verrät, auf was sich die Besucher nach zwei Jahren Corona-Zwangspause freuen dürfen.

Das Kreuzviertel hat den Ruf, ein gediegenes Promi-Viertel zu sein. Klischee oder Wahrheit?  

Als Stadtteil ist das Kreuzviertel aufgrund seines urbanen Charmes bei vielen Münsteranern angesagt. Daher fühlt sich mancher Kreuzvierteler vielleicht privilegiert, hier wohnen zu dürfen. Es mag wohl auch die ein oder andere bekannte Persönlichkeit Haus oder Wohnung im Viertel haben – gleichwohl bilden die Anwohner eine bunte Mischung aus studentischen Gemeinschaften, berufstätigen Singles, jungen Familien und älteren Mitbürgern. Angenehm vielschichtig, diese Zusammensetzung.

 

Wie würden Sie den besonderen Reiz des Kreuzviertelfestes beschreiben? 

Unser Markenzeichen ist die Flaniermeile rund um die Kirche, umrahmt von den typischen Gebäuden – das hat man sonst bei keinem anderen Stadtteilfest. Egal in welche Richtung gestartet wird, trifft man Bewohner:innen und Gäste und kommt automatisch ins Gespräch. Publikumsmagneten sind die zwei Bühnen – Volksbankbühne vor bzw. Sparkassenbühne hinter der Kirche. Dort bieten wir nahezu durchgängig ein facettenreiches Musik- und Showprogramm, dazu keines „von der Stange“. Seit Jahrzehnten wird dieses von Wolfgang Halberscheidt liebevoll zusammengestellt. Auch für Kinder gibt es viele Attraktionen, etwa ein historisches Karussell, die Hüpfburg, den Bambini-Lauf, Puppentheater, Clownsvorstellungen und vieles mehr. All dies macht das einzigartige Flair unseres Stadtteil-Events aus.

 

Diese Ausgabe ist die 32. – aber eigentlich wäre es bereits Nummer 34.

Wegen Corona musste unser Fest für die Bürgerinnen und Bürger leider zweimal ausfallen. Nun planen wir mit Hochdruck die Neuauflage für den 27./28. August 2022: Bereits im Jahr 2017 haben wir als zusätzliche Treffmöglichkeit eine Extra-Lounge in der Kampstraße geschaffen. Auch in diesem Jahr zeigt sich hierfür die Finne-Brauerei verantwortlich. In der Dettenstraße wird es ganz aktuell einen ähnlichen Verweilbereich geben, gesponsert von der LVM. Außerdem werden wir – die nächste Neuerung – unseren Besuchern zum ersten Mal eine vegetarische Meile auf der Nordseite der Kirche bieten. Selbstverständlich sind viele angestammte Anbieter wieder dabei. Darüber hinaus bereiten wir, wie in den vergangenen Jahren, den sozialen Institutionen im Viertel kostenlos eine Plattform, damit sie auf ihr karitatives Engagement aufmerksam machen können.

 

Sie mussten wegen Corona zwei Jahre aussetzen. Wurden Sie seinerzeit kurz vor knapp ausgebremst, sodass viel Arbeit umsonst war?

Im ersten Corona-Jahr 2020 erwischte es uns leider ziemlich kurzfristig. Als im März der Lockdown ausgerufen wurde, dachte man zunächst optimistisch: In zwei Monaten ist alles vorbei. Aber dann waren bis Ende August sämtliche Open-Air-Veranstaltungen verboten. 2021 haben wir schon kurz nach Pfingsten gesagt: Es wird vermutlich in diesem Jahr ähnlich wie zuvor laufen. Oder wir hätten mit sehr hohen organisatorischen Auflagen rechnen müssen, die wir schlicht und einfach auch finanziell nicht erfüllen können.

 

 … und auch das traditionelle Rudelsingen wäre ja unmöglich gewesen! 

Ja, das ist sozusagen gesetzt. (lacht) Seit 2013 ist es Tradition, dass David Rauterberg auf der Sparkassenbühne zum gemeinschaftlichen Singen einlädt. Hier ist ausreichend Platz für viele Besucher und Besucherinnen vorhanden und kann bei Bedarf – der liebe Gott möge uns bitte vor einem Evakuierungsfall bewahren – auch schnell verlassen werden.

Eva-Maria-Husemeyer-1.jpg

Sind die Besucherzahlen immer in etwa gleich? 

Im Großen und Ganzen haben wir konstante Besucherzahlen. Natürlich zeigen auch immer etwaige Konkurrenzveranstaltungen und das Wetter Auswirkungen, aber wir können uns auf unsere Fangemeinde verlassen. Selbst bei starker Hitze verfügen wir über schattige Plätze unter den wunderschönen alten Bäumen.

 

Ist ein Kreuzviertelfest schon mal komplett vom Wetter verhagelt worden? 

Nein – sicherlich prasselte in all den Jahren mal der ein oder andere heftigere Gewitterschauer nieder, doch von einem Totalausfall blieben wir zum Glück verschont. Nur die Harten kommen in den Garten! (lacht)  

 

Vor drei Jahren gab es „Crossover-Improvisation“ und „Wohnzimmer-Yoga“. Was muss ich mir darunter vorstellen?

Der zertifizierte Yogalehrer Ingolf Bodemann fand damals für seinen Programmbeitrag keine geeigneten Räumlichkeiten und hatte sich kurzerhand entschieden, im eigenen Wohnzimmer Yoga anzubieten. „Crossover-Improvisation“ war eine Idee von Jutta Bitsch, Organistin in der Kreuzkirche, zusammen mit Markus Paßlick, Percussionist der Götz-Alsmann-Band. Diese Einladung zur Einstimmung auf das Kreuzviertelfest wurde 2019 sehr gut angenommen. Auch in diesem Jahr bittet Jutta Bitsch zusammen mit Musikerkollegen wie Ben Bönniger oder Witold Grohs zu „Nachtklängen“ am Freitagabend um 22 Uhr in die Kreuzkirche.

 

Etliche Show-Acts sind ja auch schon bekannt worden: zum Beispiel Dr. Ring-Ding, farfarello oder Just Cocker. Haben Sie alle bekommen, die Sie vor zwei Jahren schon gebucht hatten?

Ja, wir konnten nahezu alle Künstler, alle Bands für das diesjährige Fest gewinnen, die bereits für 2020 vorgesehen waren.  

Eva-Maria-Husemeyer-2.jpg

Wie lange sind Sie jetzt schon als Organisatorin dabei? 

Seit 2015 bin ich Vorsitzende des Vereins Kreuzvierteler Geschäftsleute und organisiere im Team mit Joachim Pues und Wolfgang Halberscheidt ehrenamtlich das Kreuzviertelfest. Nach dem Fest ist vor dem Fest – so bereiten wir gegen Ende der zweiten Jahreshälfte normalerweise schon wieder das Fest für das Folgejahr vor. Ab Ostern treffen wir uns mindestens einmal wöchentlich zu einer Vorstandssitzung – und in der heißen Phase sind es zwei oder drei Gesprächstermine pro Woche. Nach zweijähriger Zwangspause haben wir uns besondere Mühe gegeben bei der Vielfalt unserer Standauswahl und möglichst lokale Anbieter neu dazu gewonnen.

 

Sie kennen das Fest seit mindestens 20 Jahren – was hat sich verändert? 

In der Gründungs- und Anfangszeit – vor über 30 Jahren – war ich ja noch nicht dabei. Aus einem beschaulichen Nachbarschaftstreffen hat sich ein Event mit Programm auf zwei Bühnen, einer Flaniermeile mit abwechslungsreichem Getränke- und Speisenangebot sowie zahlreichen Informationsständen entwickelt. Dabei haben wir den Aspekt der nachbarschaftlichen Begegnungen und Gespräche besonders während der letzten Jahre noch einmal in den Vordergrund gerückt. Traditionell gilt der Sonntag als Familientag, beginnend auf dem Pausenhof der Kreuzschule mit einem Flohmarkt für Kinder. Leider muss dieser 2022 aufgrund von Bauarbeiten ausfallen.

 

Haben die Kreuzviertel-Geschäftsleute ein bestimmtes Ziel vor Augen? 

Die Geschäftsleute möchten auf ihr buntes, abwechslungsreiches und individuell gestaltetes Sortiment aufmerksam machen und in einen liebenswerten Stadtteil mit vielen sympathischen Geschäften und Lokalen locken. Beim Kreuzviertelfest als Ort der Begegnungen versuchen wir Bewährtes fortzuführen und Neues hinzuzufügen, um attraktiv, lebendig und jung zu bleiben. Daher gibt es, wie erwähnt, in diesem Jahr unter anderem die beiden Lounge-Bereiche und eine vegetarische Meile.

 

Da kann man sich ja schön durchfuttern! 

Genau. (lacht) Übrigens hat nicht nur das Standangebot sich erweitert, die Mitgliederanzahl des Vereins ist ebenfalls gestiegen – trotz Pandemie sind wir gewachsen und haben jetzt knapp 60 Mitglieder. 

 

Letzte Frage: Haben Sie je erwogen, aus dem Kreuzviertel wegzuziehen? 

Nein, nie. Meine Tanzschule liegt ja ziemlich am Rande des Kreuzviertels. Trotzdem fühlen wir uns diesem Stadtteil mit seinen Bewohnern verbunden und engagieren uns gerne. 

 

(Plötzlich grüßt vom Nebentisch ein alter Bekannter aus Schulzeiten von Frau Husemeyer. Er hatte sie nach 40 Jahren wiedererkannt – und will demnächst ins Kreuzviertel ziehen!) 

 

Sehen Sie: Wenn man aus der Umgebung nach Münster zieht, will man natürlich ins Kreuzviertel! 

INFO

Eva-Maria Husemeyer

Das Kreuzviertelfest ist eine Institution. Hätte Corona den Fans und den Kreuzvierteler Geschäftsleuten nicht zweimal einen Strich durch die Rechnung gemacht, so hätte nun bereits die 34. Auflage am 27./28. August angestanden. So ist es „nur“ Nummer 32. Der eingetragene Verein kümmert sich ehrenamtlich um die Organisation – die erste Vorsitzende Eva-Maria Husemeyer ist seit 2015 mit dabei. Sie betreibt die Tanzschule Husemeyer in der Salzmannstraße.

Autor Arndt Zinkant / Illustration Thorsten Kambach / Fotos Ludger Aundrup, Arndt Zinkant

Erstmalig erschien dieser Text in Stadtgeflüster Interview August 2022

​Alle Rechte bei Stadtgeflüster – das Interviewmagazin vom

  • Facebook
  • Instagram
bottom of page