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David Olef spricht mit Stephanie Schmidt-Nowak über den Bryan Adams des Ruhrgebiets

COOKIE IST MUSIK

Die Musik, das Publikum und die Bühne sind für Cookie Mußmann alles. Seit sehr jungen Jahren liebt er Musik nicht nur, sondern bezieht aus seiner Begeisterung auch sein Einkommen. Doch manchmal kommt alles ganz anders, als man es sich wünscht. Zuerst musste er die kreativen und finanziellen Tiefen der Pandemie aushalten, dann erhielt er vor etwa vier Wochen die Diagnose ‚Lungenkrebs‘. Aus diesen gesundheitlichen Gründen sprechen David Olef und die langjährige Freundin Cookies, Stefanie Schmidt-Nowak, nicht mit, sondern ausnahmsweise über Cookie Mußmann und ein Leben voller Musik mit allen Höhen und Tiefen.

Guten Tag Frau Schmidt-Nowak und vielen Dank für die Möglichkeit dieses ganz besonderen Interviews. 

Ich freue mich auch sehr, als langjährige Freundin Cookies über ihn und seine musikalische und menschliche Laufbahn sprechen zu können. 

 

Cookie Mußmann hat in verschiedenen Gruppen mitgewirkt. Aber wie kam er zum ersten Mal mit Musik und Bands in Berührung? 

Die Leidenschaft Cookies für Musik begann sehr früh. Ein Startschuss war seine Teilnahme bei ‚Jugend musiziert‘. Damals gab es noch keinen Rock oder Ähnliches, sondern er hat mit der klassischen Gitarre teilgenommen. Neben der Platzierung kam er durch die Teilnahme direkt in Kontakt mit anderen Musikern. Unter anderem mit Alex Parche, der mittlerweile leider verstorben ist.

 

Und dort begann seine Bandkarriere?

Genau, bereits in sehr jungen Jahren, fast noch als Teenager, war er dann Teil der Alex Parche Band. Die Gruppe hatte damals im Ruhrgebiet einen Namen und ist unter anderem im Rockpalast aufgetreten. Außerdem waren sie im Vorprogramm von B. B. King. Zu dem Zeitpunkt war er Sänger, Gitarrist und Bassist als Teil der Band.

 

Die Alex Parche Band war jedoch nur sein erstes von verschiedenen musikalischen Projekten.

Cookie war in verschiedenen Bands – teilweise auch zur selben Zeit – aktiv. Den größten „Erfolg“, wenn man es so nennen möchte, hatte er mit den Moonbeats. Das war eine bekannte Band aus Münster in der er nach dem Ausscheiden eines Mitglieds Gesang und Bass übernahm. Mit dieser Gruppe ist er bis nach Shanghai geflogen, um zu musizieren. 

 

Warum denn nach Shanghai?

Gemeinsam mit Bernie Paul und Judy Weiß sollte die Band dort den ersten Deutschen Gala-Ball musikalisch begleiten. Das war natürlich eine besondere Ehre und einmalige Möglichkeit. Auch sein Spitzname „Bryan Adams des Ruhrgebiets“ kommt aus dieser Zeit. Damals spielte er mit den Moonbeats einen Support Act für Wolfgang Petry in Dortmund und hinterließ dort einen mächtigen Eindruck.

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Es gibt auf jeden Fall schlechtere Spitznamen.

Und den hat er sich verdient! Ich war einmal mit ihm zusammen bei einem Bryan Adams Konzert in Bielefeld. Auf die Frage eines lokalen Radiosenders, welcher sein Lieblingssong von Adams ist, sang er mit seiner tiefen Stimme „Summer Of ´69“, sodass die Radiomitarbeiter sprachlos waren. Cookies Version wurde noch tagelang im Bielefelder Radio gespielt.

 

Das ist eine großartige Geschichte.

Ja, Cookie hat eine einmalige Stimme und ich fand ihn immer besser als Bryan Adams. (lacht)

 

War Bryan Adams auch ein musikalisches Vorbild oder gab es eher andere?

Er hatte meines Wissens nie ein bestimmtes Vorbild. Aber er konnte sich für verschiedene Bands und Künstler begeistern. Sehr prägend war aber definitiv die Zeit bei der Alex Parche Band und der Kontakt zu B. B. King. Dort erlebte er die ersten Schritte und Auftritte als Künstler.

 

In welchem Genre fühlt er sich denn am wohlsten?

Er liebt Blues und Rock and Roll. Als Cover-Musiker hat er allerdings verschiedenste Genres abgeklappert. Hauptsache war, er konnte auf der Bühne stehen, Musik machen und Menschen begeistern.

 

Und die Moonbeats waren auch eine Coverband?

In erster Linie schon. Die Bandbreite reichte damals übrigens von „Born to be wild“ bis zu „Rote Lippen kann man küssen“. Die Gruppe hatte jedoch auch eigene Songs und eine richtige Fangemeinde. Wenn sie auf dem Stadtfest in Münster auftraten, war wirklich die Hölle los. Vor Cookies Zeit spielten sie auch im Vorprogramm der Bee Gees.

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Cookie konzentrierte sich also hauptsächlich auf seine Band-Projekte?

Ja, aber er hat auch keine Gelegenheit ausgelassen, auf anderen Wegen musikalisch aktiv zu sein. Parallel zu den Bandauftritten beteiligte er sich zum Beispiel an Produktionen mit renommierten Künstlern wie Jürgen Fritz (Ex-Triumvirat) und Hermann Rarebell von den Scorpions. Außerdem begleitete er bei den TV-Shows „Songs im Saloon“ und der „Rudi Carell Show“ Imitatoren.

 

Wie kann ich mir das vorstellen?

Rudi Carell hat zu der Zeit verschiedene Menschen eingeladen, die etwas gesungen oder nachgemacht haben. Das Ganze hat Cookie dann musikalisch begleitet und untermauert. Auch das hat ihm großen Spaß gemacht. Übrigens hat er später auch mit Thomas Gottschalk zusammengearbeitet.

 

Aber doch nicht auf musikalischer Ebene?

Tatsächlich schon. Zusammen mit Gerd Jörling hat er 2001 die Chöre für den Song „What happened to Rock and Roll“ eingesungen, der auf Platz vier der deutschen Charts gelandet ist. Das war auch eine verrückte Geschichte.

 

Wie kreuzten sich denn Ihre Wege mit Cookie Mußmann?

Ich war mit den Moonbeats schon länger befreundet und lernte darüber auch Cookie kennen. Später stieg mein Ex-Mann dann als Schlagzeuger ein, sodass bei uns im Haus immer geprobt wurde. Seitdem ist Cookie wie mein drittes Kind (lacht).

 

In welchen Bands ist er heute noch aktiv?

Cookie hat schon lange die eigene Band „Cookie and Friends“, wo er Sänger und Gitarrist ist und immer neue Leute für Auftritte dazu holt. Gemeinsam hat die Gruppe auch den Song „Boom Bub“ veröffentlicht, mit dem er in ganz Deutschland unterwegs war und unter anderem bei den Gerry-Weber-Open auftrat. Ansonsten spielt die Band bei Stadtfesten und anderen Möglichkeiten. Er ist auch bei der Band „The Session“ als Sänger und Gitarrist dabei, wo er aus gesundheitlichen Gründen momentan nicht mitspielen kann. 

 

Es gab gerade in den letzten zwei Jahren viele schlimme Themen. Angefangen mit März 2020 und Corona.

Die Einschränkungen haben Cookie unfassbar hart getroffen. Alles musste schließen und Konzerte waren sowieso nicht möglich. Dementsprechend sind fast alle Einnahmen weggebrochen und die Maßnahmen der Regierung konnten das nicht wirklich auffangen, denn von der ersten Soforthilfe in Höhe von 9000€ musste er 7000€ wieder zurückzahlen. Das wurde auch im Beitrag über Cookie in der WDR-Lokalzeit thematisiert. Dort war er auch als Studiogast eingeladen.

 

Die Summe hat er auch sofort zurückgezahlt. Dort kommen Sie auch als Rechtsanwältin ins Spiel.

Das hätte er leider nicht machen sollen. Als Anwältin und Mitglied im Verein „Vision zur Förderung populärer Kultur“ in Münster beschäftige ich mich viel mit diesem Thema. Aktuell gehen ich als Rechtsanwältin gegen die Rückzahlungsforderung des Landes Nordrhein-Westfalen vor. Dies tut auch die Interessengemeinschaft „Soforthilfe“. 

 

Weil das Land falsche Versprechungen gemacht hat?

Zuerst hieß es, die Soforthilfe wäre auch ein Ersatz für die Umsatzeinbuße für Solo-Selbstständige während des Lockdowns. Dies wurde kurze Zeit danach zurückgenommen. Immerhin haben wir vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf einen ersten Teilerfolg erzielt. Allerdings gilt das nicht für diejenigen, die die Summe schon zurückgezahlt haben. Cookie hat also davon nichts.

 

Neben diesen finanziellen Sorgen war diese Zeit bestimmt auch ein kreatives Loch für einen Live-Künstler.

Diese Zeit ohne Auftritte war sehr schlimm für ihn. Eigentlich musste man Cookie von der Bühne tragen, weil er sonst immer noch einen Song spielen wollte.

 

Und zuletzt bekam er die Diagnose ‚Krebs‘.

Ja, vor drei oder vier Wochen wurde er wegen akuter Beschwerden ins Krankenhaus eingeliefert. Nach längeren Untersuchungen stand am Ende der Befund: Lungenkrebs.

 

Wie geht es ihm aktuell?

Zuerst hatte er eine schwere Magenentzündung, die bekämpft werden musste. Nun befindet er sich in ambulanter Chemotherapie und versucht alles, um wieder gesund zu werden. Momentan wartet er auch noch auf das Ergebnis einer Knochenmarksuntersuchung, um zu wissen, wie es wirklich aussieht. Zuletzt hat er trotzdem noch mit seiner Band „Cookie and Friends“ einen Versuch auf der Bühne unternommen. Er war so schwach, dass er im Sitzen spielen durfte.

 

Die Leidenschaft für Musik und Auftritte ist also auch in dieser Zeit nicht abgerissen.

Auf keinen Fall. Cookie ist Musik. Was anderes gibt es für ihn nicht.

 

Hatte er denn je einen anderen Beruf?

Ich glaube, seine Mutter hat teilweise versucht, ihn für andere Dinge zu begeistern, aber gelebt hat er nur für die Musik. Er war auch nebenbei immer als selbstständiger Gitarrenlehrer aktiv und versucht, anderen seine Begeisterung und Fähigkeiten weiterzugeben. Momentan ist vieles leider nicht möglich.

 

Hat die Erkrankung die finanzielle Situation weiter verschlechtert?

Aktuell ist es sehr schwierig. Nach dem tiefen Loch in der Kasse während der Corona-Krise ist auch Musikunterricht kaum möglich und an reguläre Auftritte ist ebenfalls nicht zu denken.

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Trotzdem hat er sich dieses Interview gewünscht?

Genau, zuletzt kamen wir gemeinsam mit dem „Stadtgeflüster Magazin“ auf die Idee für dieses Gespräch. Wir wollten Cookie als den spannenden und begeisternden Menschen zeigen, der er ist. Gleichzeitig hoffen wir, dass einige seine Familie und ihn über das Spendenkonto in dieser schweren Zeit unterstützen. 

 

Das werden wir auf jeden Fall versuchen. Vielen Dank für diesen Einblick in dieses spannende Leben und natürlich alles erdenklich Gute an Cookie.

INFO

Spendenkonto für Cookie Mußmann. Jeder Beitrag hilft:

Treuhandkonto Rechtsanwältin Stefanie Schmidt-Nowak

IBAN: DE 06400800400601381805

Verwendungszweck: Cookie Mußmann Spende 

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Autor David Olef / Illustration Thorsten Kambach / Fotos Armin Zedler

Erstmalig erschien dieser Text in Stadtgeflüster Interview September 2022

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